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Der 38-jährige Georg Grozer trumpft bei der Olympia-Qualifikation unerwartet noch einmal auf wie in seinen besten Tagen. Foto: FIVB

Was für eine Performance !

Sensationelle 3:1-Siege gegen Brasilien und Italien – Olympia-Ticket ist schon zum Greifen nah

Gefeierten 3-Punkte-Siegen gegen den Iran und Kuba setzten die DVV-Männer bei der Olympia-Qualifikation die Krone auf, taten zwei Riesen-Schritte Richtung Paris 2024 durch sensationelle 3:1-Triumphe gegen Gastgeber Brasilien und den amtierenden Weltmeister Italien. Nun folgen noch die Matches gegen Tschechien in der Nacht zu Sonnabend (01.30 Uhr), Katar in der Nacht zu Sonntag (01.30) und die Ukraine (Sonntag, 22 Uhr).

Reichert erneut super Einwechselspieler

Das 3:1 (21:25, 25:19, 25:19, 28:26) gegen Brasilien vor dessen eigenen, lautstarken 8954 Fans zeigte, wie das Team von Bundestrainer Michal Winiarski gereift ist. Der setzte zunächst auf die Starting Six des letzten Matches, also wieder mit Tille als Zuspieler und Karlitzek auf Außen. Aber wie schon zuletzt gegen Kuba kam Karlitzek kaum zur Geltung und musste Mitte des 1. Satzes Platz machen für Reichert – der dann noch besser lieferte als bei seinen Einwechselungen in den ersten beiden Spielen. Mit 12 Punkten war er am Ende zweitbester Scorer.

Den Eingangssatz begann die Mannschaft nervös, die Aufschläge landeten zunächst reihenweise im Netz oder im Aus und Brasilien zog davon (4:8). Dafür war das Blockspiel sofort gut und der wieder hungrige Grozer gleich auf Betriebstemperatur, sodass es bald 12:12 stand. Eine höchst umstrittene, lange diskutierte Video-Entscheidung zum 12:13 brachte die Deutschen aber vorentscheidend aus dem Tritt (12:16) und die Aufholjagd kam dann zu spät, machte aber neuen Mut.

Ab Durchgang 2 kamen Grozer & Co. dann ins Rollen. Reichert (5 Punkte) gab den Kurs vor, Schott drehte auf (6, davon 2 Asse), Grozer verwandelte alle seine 5 Angriffe, der Vorsprung wuchs auf 12:7. Tille war dabei nicht nur ein hervorragender Zuspieler, sondern glänzte auch in der Feldabwehr. Mit 20:15 ging es in die Crunchtime – und dann zog ein Ass des gerade eingewechselten Kaliberda (23:18) dem Gegner endgültig den Zahn.

Danach behielt der Außenseiter das Heft in der Hand, drehte ein 2:4 in ein 6:4 und legte einen grandiosen dritten Satz hin, in dem vor allem Grozer nahezu alles gelang (9 Punkte). Der 38-Jährige ist einfach ein Phänomen! Brasilien halfen auch viele Wechsel nichts, der DVV war im Block, in der Annahme und Feldabwehr einfach zu stabil und im Angriff zu effektiv. Und im Aufschlag mit hohem Risiko machten insgesamt 9 Asse die Fehlerquote wett. So ging es über 11:6 und 17:12 auf 22:17.

In Satz 4 bäumten sich die Südamerikaner noch einmal auf, nachdem der DVV ein 5:2 (mit 2 Grozer-Assen) und ein 10:5 vorgelegt hatte. Es wurde wieder eng (11:9, 16:15), doch inzwischen hatte das Winiarski-Team seine nächste Waffe ausgepackt und war immer wieder über Schnellangriffe durch die Mitte erfolgreich. Und auch das Nervenkostüm blieb im Gegensatz zu früher stabil. Den erstmaligen Ausgleich zum 21:21 ließ ebenso wenig Zittern aufkommen wie drei abgewehrte Matchbälle – den vierten verwandelte Reichert mit einem Roll-Shot von der Aufschlaglinie!

Der Rest war Jubel. Einziger Wermutstropfen: Kapitän Kampa fällt mit einer Wadenverletzung aus dem Auftaktmatch für den Rest des Turniers aus. Als 2. Zuspieler wurde Jan Zimmermann eingeflogen und war schon als Zuschauer bei diesem Triumph dabei.

Für den DVV spielten und punkteten: Grozer (27), Schott (9), Brehme (8), Krick (7), Tille (2), Karlitzek (2) – Libero: Zenger; eingewechselt: Reichert (12), Röhrs, Kaliberda (1), Krage.

Wenn ein Weltmeister ratlos wirkt…

Beim 3:1 (26:24, 18:25, 25:20, 25:23) gegen Italien nur 15 Stunden später ließ das DVV-Team kaum Müdigkeit erkennen, obwohl die Anfangsformation unverändert blieb, also Reichert erstmals von Beginn an spielte. Grozer war tatendurstiger denn je, brauchte überhaupt keine Anlaufzeit (7 Punkte bei 7 Versuchen). Die Annahme war gut, der Aufschlag gewohnt risikoreich, aber auch enorm druckvoll – wenn auch vorerst noch ohne Ass. Trotzdem führte der Favorit zunächst, doch schnell war der Spieß umgedreht (11:7). Eine knappe Führung hielt bis in die Crunchtime (20:18), beim 24:21 schien alles klar. Italien glich nochmal aus, dann schlug Grozer zweimal zu.

Satz zwei lief anders herum. Aus einem 6:4 wurde ein 6:7, fortan baute der Weltmeister seinen Vorsprung aus und brachte ihn souverän ins Ziel (10:14, 15:20). War damit das Spiel gekippt? Mitnichten! Der unglaubliche Grozer punktete nun auch per Block und Aufschlag (insgesamt 9), zudem blockten auch der starke Krick (2), Brehme, Reichert und sogar die „Kleinen“, Schott und Tille. 7 Kill-Blocks allein in diesem 3. Satz (insgesamt 13) sorgten bei Italien für ratlose Gesichter, noch mehr aber Grozers Erfolgsquote (mehr als 60%), der diesmal ab der Satzmitte (13:13) maßgeblich für ein Absetzen sorgte. Beim 21:16 war ein wertvoller Punkt für die Tabelle schon mal sicher.

Dass es dann sogar drei wurden, lag daran, dass Reichert nochmal aufdrehte (6 Punkte) – und natürlich an Grozer. 10 Punkte sattelte der Diagonale nochmal drauf, wollte mit zunehmendem Spaß anscheinend unbedingt die 30er-Marke knacken, machte weiterhin kaum einen Fehler. So zog das DVV-Team von 4:6 über 6:6, 12:9 und 17:11 auf ein für Italien desaströses 22:15 davon. Doch dann wurde es plötzlich wieder eng, nach 5 Gegenpunkten in Serie musste Winiarski nochmal eine Auszeit nehmen. Danach folgte sogar durch einen Block gegen Grozer die Verkürzung auf 22:21, ehe er sein Team wieder auf Kurs brachte. Und dann zeigte der Favorit Nerven: Ein Fußfehler beim Aufschlag und ein verschlagener Aufschlag beendeten ein Match, das Deutschlands Träume von Paris immer realistischer werden ließ.

Für den DVV spielten und punkteten: Grozer (31), Reichert, Brehme (je 12), Schott (7), Krick (6), Tille (1) – Libero: Zenger; eingewechselt: Zimmermann, Röhrs.   (hre)

Ferner spielten, Pool A (mit Deutschland): Iran – Katar 3:1, Kuba – Tschechien 3:0, Italien – Ukraine 3:0, Iran – Tschechien 1:3, Brasilien – Ukraine 3:2, Brasilien – Kuba 3:1

Pool B (in Tokio/Japan): Slowenien – Finnland 3:1, Serbien – Ägypten 3:1, USA – Türkei 3:1, Japan – Tunesien 3:0, Slowenien – Ägypten 3:1, Serbien – Finnland 3:0, USA – Tunesien 3:0, Japan – Türkei 3:0, Türkei – Finnland 3:2, Tunesien – Ägypten 2:3, USA – Slowenien 3:1, Japan – Serbien 3:0

Pool C (in Xian/China): Argentinien – Bulgarien 3:0, Niederlande – Belgien 0:3, Polen – Kanada 3:2, China – Mexiko 3:0, Niederlande – Bulgarien 0:3, Argentinien – Belgien 3:2, Polen – Mexiko 3:0, China – Kanada 0:3, Kanada – Bulgarien 3:0, Mexiko – Belgien 0:3, Polen – Argentinien 3:1, China – Niederlande 2:3

NEWS aus der Liga

Noch einen Nachschlag auf dem Transfermarkt haben sich die in drei Wettbewerben hoch ambitionierten Berlin Recycling Volleys gegönnt – und was für einen: Als vierter Mittelblocker kehrt Tobias Krick nach drei Jahren Italien in die Bundesliga zurück. Vor allem im letzten halben Jahr in Modena hatte der 24-Jährige nur wenig Einsatzzeit, beweist aber gerade bei der Olympia-Qualifikation, dass ihm das nicht geschadet hat. In der Hauptstadt hat er gleich für drei Jahre unterschrieben.

Einen weiteren Spieler haben die Netzhoppers KW in den Kader aufgenommen: Außenangreifer Vincent Sitte (18) hat ein Zweitspielrecht für die Brandenburger, soll aber hauptsächlich für Zweitligist SV Lindow-Gransee spielen, zu dem er vom VCO Berlin gewechselt ist.

NEWS aus der Szene

Zuspieler Gijs van Solkema, zweimal auch schon bei den LüneHünen, kehrt in seine holländische Heimat zurück. Nach zwei Jahren in Kladno/Tschechien spielt der 25-Jährige künftig für Draisma Dynamo Apeldoorn. Dort ist auch weiterhin der Ex-Lüneburger Tijmen Laane unter Vertrag.

Den Supercup in Portugal hat zum 11. Mal in seiner Vereinsgeschichte Doublesieger Benfica Lissabon mit einem 3:0 gegen Pokalfinalist Fonte do Bastardo (Azoren) gewonnen.

In der Frauen-Bundesliga beginnt an diesem Wochenende die neue Saison 2023/24, der MTV Allianz Stuttgart strebt dabei seine dritte Meisterschaft in Folge an.

SVG-NEWS in Kürze

Regionalligist SVG Lüneburg II erwartet an diesem Sonnabend, 17 Uhr, in der Gellersenhalle Bremen 1860 zur Heimpremiere der neuen Saison.

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