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Nach viel Pech mit Verletzungs- und Krankheitspausen ist der neue Mittelblocker jetzt voll dabei und machte gegen Düren 13 Punkte

Routiniers cleverer

So macht die SVG mehr Spaß

Gute Leistung nicht wenigstens mit Teilerfolg belohnt

So wollen die Fans ihre LüneHünen sehen, so sind auch Niederlagen zu verschmerzen: Keinen Ball verloren gebend, stemmte sich die SVG den powervolleys Düren entgegen, musste aber nach 115 Minuten Spielzeit beim 1:3 (20:25, 22:25, 25:22, 23:25) erneut eine Heimniederlage quittieren. Denn leider hatte eine erhebliche Leistungssteigerung gegenüber dem faden Auftritt zuvor in Herrsching noch keine Auswirkung auf das Endergebnis, obwohl ein Teilerfolg allemal verdient gewesen wäre. Doch in einem spannenden Schlagabtausch zwischen Youngstern und Routiniers warfen die Gäste erfolgreich ihre große Routine in die Waagschale und verbesserten sich mit ihrem vierten Drei-Punkte-Sieg in Serie auf Rang zwei.

Starting Six zur Hälfte verändert

Mit einer ganz anderen Körpersprache traten die Mannen um die Kapitäne Michel Schlien und Tyler Koslowsky auf, zeigten wieder den bekannten SVG-Spirit, den nicht nur Chefcoach Stefan Hübner immer sehen will. „Wir wollten vom ersten bis zum letzten Ball fighten, damit wir uns in der Kabine anschließend in die Augen gucken können. Das haben die Jungs gezeigt. Wir sind so aufgetreten, wie wir uns es vorgenommen haben, und so muss das immer sein. Dann haben wir in jedem Spiel unsere Chance“, freute er sich.

Zu diesem Wandel hatte Hübner mit gleich drei Personalwechseln einen wichtigen Baustein hinzugefügt. In der Starting Six standen Zuspieler Hannes Gerken und Außenangreifer Will Craft, die sich im dritten, viel besseren Satz in Herrsching empfohlen hatten. Zudem konnte erstmals Sommer-Neuzugang Dalton Solbrig sein Potenzial zeigen, nachdem er zuvor durch eine Verletzung und zwei Krankheiten immer wieder ausgebremst wurde und nur Kurzeinsätze hatte. Und der Mittelblocker legte ein großes Match hin: überragende 8 direkte Blockpunkte, plus 5 Angriffspunkte bei 6 Versuchen (83% Erfolgsquote), somit 13 Zähler insgesamt = MVP, so lautete am Ende die Gleichung.

Dazu trug wesentlich bei, dass Gerken erneut gut zuspielte und im Aufschlag druckvoll und oft mit Wirkung agierte. Er setzte auch die Angreifer immer wieder erfolgreich in Szene, so Jordan Ewert, mit 16 Punkten bester Scorer, später Viktor Lindberg (9), anfangs aber vor allem Richard Peemüller – der Diagonale sammelte 8 seiner 15 Zähler im Eingangssatz. Dem setzte allerdings Dürens Diagonaler Sebastian Gevert, derzeit Topscorer der Liga, 10 entgegen (23 gesamt). Die Hausherren gingen das Match wild entschlossen an und hielten Satz eins über die Zwischenstände 6:5, 6:8, 10:10, 14:16 und 18:19 bis zur Crunchtime offen. Dann allerdings zog Düren nicht zuletzt dank Gevert, der auch zwei Netzroller einstreute, auf 18:22 davon und holte sich diesen Satz somit auch durch eine Portion Glück, denn auch das 20:25 von Björn Andrae kam mit Hilfe der Netzkante zustande.

Dalton Solbrig blockt nicht nur sich in Stimmung

Abschnitt zwei begann spektakulär, beim 3:0 blockte Solbrig gleich dreimal die Gegner und ließ sich feiern, als ihm Koslowsky in die ausgebreiteten Arme sprang. Wenig später der nächste emotionale Ausbruch bei Solbrigs Monsterblock gegen Gevert (5:1), in Vor-Corona-Zeiten wäre nun in der Gellersenhalle die Hölle los gewesen. Jedoch: Den powervolleys-Routiniers nimmt so etwas nicht die Power. Gevert, unter anderem mit zwei Assen, und Andrae stellten bis zur ersten technischen Auszeit auf 7:8, bald führten die Gäste sogar klar (7:10, 13:16).

Beim 14:19 steuerte Hübner mit der Einwechselung von Viktor Lindberg (für Craft) gegen, wenig später kamen Zuspieler Leon Dervisaj und Florian Krage – der eigentliche Mittelblocker jedoch als Diagonalangreifer (für Peemüller). Die Änderungen hätten fast noch durchschlagende Wirkung gehabt. Krage punktete noch drei-, Lindberg zweimal, der Schwede u.a. zum 22:22. Doch wieder einmal Gevert schlug zurück, 0:2. Die Variante mit Diagonalangreifer Krage erklärte Hübner später so: „Die Idee war, wieder eine Alternative zu Richie Peemüller zu haben, da ja Jannik Pörner noch verletzt ist. Und Flo auf dieser Position haben die Gegner noch nicht auf dem Zettel. Er hat das richtig gut gelöst.“

0:2 also, aber die SVG zeigten unbedingten Behauptungswillen – auch, obwohl Gevert zu Beginn von Satz drei erneut mit einem Ass per Netzroller glücklich erfolgreich war (2:4) und auch, obwohl das eigene Service, schon in Abschnitt zwei fehlerhafter geworden, in der Qualität weiter nachließ. Der Aufschlag war generell, wie schon oft zuvor, ein Manko. 22 Fehler lassen noch einige Trainingsarbeit erwarten., besonders bei Solbrig, der 6 seiner 10 Versuche versemmelte. „Wir wollten aggressiv auftreten, dazu gehört auch der Aufschlag. Aber diese Fehlerquote war denn doch zu groß“, gefiel das auch Hübner nicht.

Dennoch kämpfte sich die SVG zurück, weil sie keinen Ball verloren gab und einige Male spektakulär rettete. Und weil Solbrig ebenso wie Ewert, Lindberg und Peemüller fleißig punkteten, was Hübner auch öfter mal ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Aus einem 6:8 und 14:16 zu den technischen Auszeiten wurde so erst ein 19:18, dann ein 21:18, was Dürens Trainer Rafal Murczkiewicz mit zwei Auszeiten unmittelbar hintereinander vergeblich zu verhindern suchte. Ewert sorgte schließlich mit verwandeltem Satzball für einen vierten Durchgang.

„Das muss jetzt die Basis sein“

Sollte da noch etwas gehen? Die LüneHünen versuchten alles, Gerken packte sogar zwei Asse aus, und nun griff Hübner zu zwei Auszeiten in schneller Folge: als aus einem 10:8 erst ein 10:11, dann ein 10:13 wurde. Das wirkte zunächst (12:13), doch die Gastgeber ließen wieder abreißen (17:22). Von Resignation war dieses Mal aber keine Spur. Inzwischen waren Krage und Dervisaj wieder zurück, und der Aushilfs-Diagonale Krage machte es mit vier Punkten noch einmal spannend. Beim 22:23 lag der Tiebreak in der Luft, Gevert dort und Lindberg hier stellten auf 23:24, dann wurde Krage bei seinem nächsten Angriff geblockt – Aus. Dennoch: „Wenn wir so auftreten, haben wir in jedem Spiel eine Chance, das muss jetzt die Basis sein“, lobte Hübner den wiederbelebten Spirit.

SVG: Gerken, Ewert, Solbrig, Peemüller, Craft, Schlien, Koslowsky; eingewechselt: Lindberg, Dervisaj, Krage.