Neuer Kader komplett!
Will Craft springt wie ein Flummi
US-Außenangreifer geht bei SVG jetzt schon in seine vierte Europa-Saison
Der letzte Neuzugang dieses Sommers geht schon in seine vierte Saison in Europa, wenn Anfang August das Training der LüneHünen wieder beginnt, dennoch ist der US-Amerikaner Will Craft ein noch weitgehend unbeschriebenes Blatt und wohl nur Insidern bekannt. Aber der Außenangreifer bringt eben einige Eigenschaften mit, die ihn für die SVG Lüneburg interessant gemacht haben.
„Wir haben ihn jetzt nicht zum ersten Mal angeschaut, fanden ihn im Trainerteam schon früher interessant“, macht Chefcoach Stefan Hübner klar und erläutert: „Er ist sehr athletisch, ähnlich wie zuletzt Mike Michelau. Beide kennen sich auch. Will ist aber höher als Mike, er ist ein wahnsinniger Springer.“ Da werden einige Fans bei der Körpergröße von 1,92 Metern stutzig werden. Hübner kontert: „Die Größe kann dazu verführen, so einen Spieler zu unterschätzen. Er ist zum Beispiel auch stark bei Hinterfeldangriffen. Ich mag solche Typen einfach – dann muss man auch mal etwas riskieren.“
In Dänemark beide Saisons auch Kapitän
Schließlich ist Craft auch ein Führungsspieler. In seinen beiden Spielzeiten in Dänemark und auch schon im letzten College-Jahr war er Kapitän seiner Mannschaft. Und der bald 27-Jährige bringt eben eine Menge Erfahrung in das noch einmal jünger gewordene SVG-Team. Zudem zeigt sich in Videos: Der Rechtshänder greift variantenreich an, hat einen schnellen Arm und im Block ein gutes Timing beim Absprung. Und in der Feldabwehr zeigt er – auch mit Flugeinlagen – hohen Einsatz.
„In der Annahme müssen wir aber noch etwas mit ihm arbeiten“, hat Hübner erkannt, wo es bei dem Neuzugang, der ein Sprung-Aufschläger ist, vor allem noch Verbesserungsbedarf gibt. Der Spieler selbst bezeichnet sich als absoluten Teamplayer mit gutem Verständnis für das Spiel und räumt ein: „Ich bin auf dem Feld selbst mein schärfster Kritiker, weil ich nicht weniger als das Beste von mir erwarte – diese starke Selbstkritik ist vielleicht meine größte Schwäche.“
Craft wurde geboren im 8300-Einwohner-Dorf Crete etwa 60 Kilometer südlich von Chicago und studierte dann von 2013 bis 2016 am privaten Carthage College in der 100 000-Einwohner-Stadt Kenosha 70 Kilometer nördlich von Chicago Mathematik und Wirtschaftswissenschaften mit der Spezialisierung auf Datenanalyse. Im Volleyballteam „Red Men“, das in der dritten Division der NCAA spielte, war er ein Leistungsträger. Nach dem College-Abschluss folgte ein erstes Engagement in Europa bei Saaremaa VK in Estland. Doch da wurde er nicht glücklich, nach nur zwei Monaten wurde sein Vertrag aufgelöst, weil der Verein Geld sparen musste, um Ersatz für verletzte Spieler auf anderen Positionen verpflichten zu können.
Leistungsträger auch schon in Chicago
Die zweite Chance in Dänemark nutzte Craft dann um so entschlossener. Im Trikot von Nordenskov UIF, nahe Esbjerg an der Westküste, war er bester Außenangreifer der Liga 2018/19. Sein Club wurde Fünfter. Und in der vergangenen Saison stand er mit seinem Team im Playoff-Halbfinale und Pokal-Halbfinale, als Corona alles stoppte. Da Deutschland von dort aus nicht weit ist, ist ihm seine künftige Heimat nicht unbekannt. „Die Silvesternacht vor 2019 zum Beispiel habe ich in Hamburg verbracht“, berichtet er. Und im Januar diesen Jahres absolvierten die Dänen einige gemeinsame Trainingseinheiten in Berlin mit den U20-Junioren vom VC Olympia – die Trainer, zwei Australier, kennen sich.
Und die SVG und die Bundesliga kennt er durch Erzählungen des befreundeten Mike Michelau: „Ich habe mich damals für ihn gefreut, als er einen Vertrag bekam. Er hat dann nur positive Dinge berichtet. Und jetzt freue ich mich, dass ich dort von großartigen Spielern und Trainern lernen darf und möchte so gut ich kann helfen, dass Lüneburg gegen starke Konkurrenten erfolgreich ist. Ich kann es kaum noch erwarten, auf dem Feld zu stehen.“ Die lange Wartezeit seit dem Abbruch der letzten Saison hat Craft genutzt, um seine im Studium erworbenen Kenntnisse anzuwenden: In einer finnischen Firma mit Büro auch in Chicago arbeitet er derzeit als Datenanalyst.