LüneHünen kämpfen sich durch
Leistung eine Achterbahnfahrt beim 3:1 im 2. Viertelfinale
Das war nochmal ein hartes Stück Arbeit: Die SVG Lüneburg steht wieder einmal im Playoff-Halbfinale, doch die Netzhoppers KW-Bestensee lieferten einen erbitterten Kampf, um noch nicht auszuscheiden und ihre Saison zu verlängern. Nach einer Achterbahnfahrt über 108 Minuten Netto-Spielzeit und einem 3:1 (25:19, 19:25, 25:21, 29:27)-Erfolg stand dann aber fest: Ein drittes Viertelfinale bleibt den LüneHünen erspart.
Yann Böhme legt fulminant los
Mit der Parole „hungrig auf mehr“ hatten die Brandenburger nach der Auftaktniederlage in dieser „best of 3“-Serie ihre Lust auf einen erneuten Auftritt in der LKH Arena kundgetan, doch dieses dritte Match entfällt nun. Kapitän Joe Worsley & Co. sind am kommenden Wochenende spielfrei – müssen aber so lange auch auf ihren nächsten Gegner warten. Denn Friedrichshafen, erster Anwärter auf dieses Halbfinal-Duell, glich gegen Giesen die Auftaktniederlage aus und kann im dritten Duell am kommenden Sonntag den Kopf aus der Schlinge ziehen.
Trotz zwei Änderungen in der Starting Six – Yann Böhme für Xander Ketrzynski und Pearce Eshenko für Jordan Schnitzer – waren die LüneHünen schnell im Match, besonders, weil Böhme seine Chance entschlossen am Schopf packte und anfangs nicht zu halten war. 10 Punkte sammelte der Diagonalangreifer im Eingangssatz (69% Angriffsquote), sorgte fast im Alleingang für ein 5:8 zur ersten technischen Auszeit, ehe sich die Hausherren etwas besser auf ihn eingestellt hatten. Da fiel nicht ins Gewicht, dass Jordan Ewert anfangs gar nicht zurecht kam, nur einen Punkt im ersten Durchgang beisteuerte.
Doch die Netzhoppers, bei denen der zuletzt so starke Max Schulz überraschend auf der Bank blieb, gaben wie schon vor einer Woche nie auf und kämpften sich Ball für Ball ins Spiel. Dabei ging Weltenbummler Dirk Westphal, WM-Dritter 2014 mit Stationen u.a. in Italien, Belgien, Polen, Frankreich und im Iran, kurz vor seinem Karriereende noch einmal voran. Der 37-Jährige wird ins KW-Management wechseln. Westphal hielt sein Team zusammen und sorgte selbst für den 9:9-Ausgleich. Zur zweiten technischen Auszeit führten die Gastgeber sogar (16:15). Doch als dann Böhme wieder einen Punkt nach dem anderen machte, war beim 17:23 der Satz gelaufen.
Ging das zu einfach? Die SVG verlor jedenfalls den Faden. KW schlug nun wirkungsvoller auf und blockte besser, zudem fand Zuspieler Byron Keturakis immer häufiger seine Mittelblocker für Schnellangriffe. Max Chamberlain und Kyler Presho sammelten je 4 Punkte und Westphal sogar 5. Bei den LüneHünen dagegen blieben Ewert (noch…) und vor allem Colton Cowell (kein Punkt im gesamten Match) unter ihren Möglichkeiten. So zogen die Netzhoppers zunächst auf 9:6 und nach dem 9:9-Ausgleich wieder auf 16:13 bei der zweiten technischen Auszeit weg und machten schließlich nach einer langen Rallye mit mehreren Blocks gegen die eingewechselten Ketrzynski und Theo Mohwinkel durch Theo Timmermann den Deckel drauf.
Die Gastgeber rochen durch diesen Satzausgleich Lunte, wuchsen nun über sich hinaus, hielten Abschnitt drei offen bis zur Crunchtime. Allerdings war inzwischen Ewert auf Touren gekommen, glänzte mit 9 Punkten bei 75% Quote. Doch KW kämpfte aufopferungsvoll in der Feldabwehr, egalisierte so ein 5:8 wieder, ging beim 12:11 in Front und machte aus einem 15:18 nochmal ein 20:20. Doch dann übernahm Ewert wild entschlossen Verantwortung, brachte den Satz mit noch 4 Punkten ins Trockene. Die fast 50 lautstarken Lüneburger unter den insgesamt 463 Zuschauer atmeten auf.
KW-Bestensee gibt noch einmal alles
Aber die Netzhoppers gaben sich noch längst nicht geschlagen. „Die haben nochmal ein richtig gutes Spiel gemacht, guten Spirit gezeigt. Bei uns lief es eher holprig, aber wir sind hinten raus immerhin geduldig geblieben. Ein klassisches Playoff-Spiel“, war Chefcoach Stefan Hübner froh, den zweiten Sieg zum Einzug ins Halbfinale geschafft zu haben. Dazu wurde es aber noch einmal ein knackiger Weg. Denn KW kämpfte weiter um jeden Ball und sorgte für lange Rallys, machte so aus einem anfangs knappen Rückstand eine 16:13-Führung zur zweiten technischen Auszeit, obwohl Ewert weiter gut punktete (7).
Beim 19:16 stellte Hübner seine Mannen bei der zweiten persönlichen Auszeit noch einmal neu ein. Der wieder eingewechselte Ketrzynski, zuvor glücklos, trug sich nun endlich – auch mit einem Ass – in die Statistik ein, zudem half KW mit zwei dicken Eigenfehlern: Zuspieler Keturakis, bis dahin sehr stark, pritschte einen Ball ins Leere, der eingewechselte Schulz leistete sich beim Hinterfeldangriff einen Übertritt. Dennoch ging dieser vierte Satz in die Verlängerung, ehe der starke Lukas Maase (11 Punkte bei 50%, 3 Blocks) mit einem Ass den vierten Matchball zum erlösenden Sieg verwandelte. Topscorer war am Ende noch der so schlecht gestartete Ewert (19 Punkte) vor Böhme (16), zum MVP wurde aber Libero Gage Worsley gewählt.
SVG: Cowell, Maase, Böhme, Ewert, Eshenko, J. Worsley – G. Worsley; eingewechselt: van de Kamp, Mohwinkel, Gerken, Ketrzynski.