Die Playoffs können kommen
Zwischenrunden-Ende: Maßgeschneidertes 3:1 gegen Düren
Dieses Ergebnis nach Maß unterstreicht noch einmal, was für eine grandiose Saison die SVG Lüneburg spielt: Mit einem 3:1 (23:25, 25:19, 25:19, 25:14) gegen die powervolleys Düren eroberten die LüneHünen von den Gästen den vor Wochenfrist abgegebenen 2. Platz zurück und schlossen die Bundesliga-Zwischenrunde damit mit dem erträumten, bestmöglichen Startpunkt in die Playoffs ab – und 3250 Fans (abzüglich ein paar Dürener Anhängern) in der restlos ausverkauften LKH Arena waren nach 104 Minuten Netto-Spielzeit aus dem Häuschen. Sie können schon in einer Woche die nächste Volleyball-Party feiern. Dann kommen am Sonnabend, 25. März, um 17.30 Uhr zum 1. Viertelfinale der best-of-3-Serie die Netzhoppers KW-Bestensee in die LKH Arena. Die Tickets sind bereits im Vorverkauf erhältlich auf https://tickets.svg-lueneburg.de/tickets
Xander Ketrzynski blüht im Diagonalangriff auf
Ein 3:0 oder 3:1 brauchte die SVG, um Düren zu überholen, und Kapitän Joe Worsley & Co. lieferten – mit einem Auftritt, wie man ihn von ihnen gewohnt ist, ganz anders als beim 0:3 zuletzt in Berlin. Kein Ball wurde verloren gegeben, notfalls ging es nach einer Rettungstat kopfüber hinter die LED-Bande. Mit keinem Angriffsfehler wurde sich lange beschäftigt, weiter, immer weiter ging es Punkt für Punkt dem großen (Zwischen-)Ziel entgegen. Denn Platz 2 bedeutet nun auch: Bei einem möglichen Halbfinale, das dann „best of 5“ gespielt wird (Start im Zeitrahmen 11. bis 13. April), würde die SVG wieder mit Heimrecht beginnen, hätte Heimrecht auch im 3. und in einem eventuell nötigen 5. Spiel.
Mit unbändigem Siegeswillen und doch relativ locker gingen die LüneHünen dieses „Endspiel“ um Rang zwei an, und einer stach dabei besonders heraus: Xander Ketrzynski. Der Kanadier, zunächst Mittelblocker und dort nur drittes Rad am Wagen, seit Anfang des Monats aber wieder auf seiner Lieblingsposition im Diagonalangriff, versenkte gleich seinen ersten Angriff und war fortan kaum noch zu halten. Im Spielverlauf wies er zeitweise eine Quote von unglaublichen 91 Prozent auf und wurde am Ende auch Topscorer mit 22 Punkten und MVP. 6 Punkte waren es zunächst im Eingangssatz.
Auch Colton Cowell war wieder in die Starting Six gerückt, stabilisierte vor allem die Annahme (74% positiv, 42% perfekt) und steuerte im 1. Satz 3 Punkte wie auch Geburtstagskind Jordan Ewert bei. Nur die Mitte sparte Zuspieler Joe Worsley vorerst weitgehend aus – vielleicht auch ein Grund dafür, dass dieser Durchgang völlig unerwartet noch verloren ging. Denn die Hausherren führten vermeintlich sicher 11:8, 17:12 und dann eingangs der Crunchtime 20:16, als der Faden riss und es plötzlich 20:21 stand, ehe dann Sebastian Gevert für Düren den Deckel drauf und damit klar machte: Noch einen Satz durfte die SVG nicht abgeben, wollte sie in der Tabelle noch klettern.
Diesem Druck hielten die Mannen von Chefcoach Stefan Hübner aber stand. Der zuvor schon gegenüber dem Berlin-Match stark verbesserte Aufschlag (nur 4 Fehler) blieb druckvoll, zu erneut nur 4 Fehlern kamen 4 Asse hinzu. Vor allem wurde nun aber Jordan Schnitzer in der Mitte mehr einbezogen: 6 Angriffe, 6 Punkte. Und mit ebenfalls 6 Zählern blieb Ketrzynski on fire. Zudem erging sich Düren mehr und mehr darin, gegen Schiedsrichter-Entscheidungen zu protestieren. Wobei Zuspieler Tomas Kocian seinem Team einen Bärendienst erwies, beim Stand von 13:10 für die SVG und einer Auszeit der Gäste weiter meckerte und die Rote Karte sah – was ja auch einen Punkt für den Gegner zusätzlich bringt. 14:10 also, und von da ging’s über 20:15 zum Satzausgleich.
Nach dem unnötigen Rückstand wild entschlossen
Die wild entschlossenen Hausherren, insbesondere Ketryzinski mit 9 Punkten, darunter zwei Asse in Folge, ließen sich nun nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Schnitzer blieb bei seinen Schnellangriffen (4 von 5) eine Dauergefahr für Düren, auch Nebenmann Lukas Maase taute nun auf. Über 8:5 und 16:13 bei den technischen Auszeiten ging es mit 20:15 in die Crunchtime und zur 2:1-Führung sowie zur Zuspitzung, dass der nächste Satz alles entscheiden würde. Da erreichte nun Maase, bis vor kurzem ja noch umgeschulter Diagonalangreifer, wieder die Form, die er im letzten Sommer bei der Nationalmannschaft hatte. Der Mittelblocker punktete noch sechsmal, darunter 3 seiner insgesamt 5 Kill-Blocks.
Düren, längst mit neuem Zuspieler Eric Burggräf, versuchte noch einmal alles, brachte auch den lange verletzten Filip John als Diagonalen für Sebastian Gevert und nach noch längerer Zwangspause selbst die fast 42-jährige Volleyball-Ikone Björn Andrae auf Außen, doch nichts fruchtete. Zumal die SVG-Abwehr um Libero Gage Worsley wie eine Mauer stand. Nur im Mittelblock hatten die Gäste in Abwesenheit des verletzten Kapitäns Michael Andrei (Muskelfaserriss im Abschlusstraining) mit Luuc van der Ent und David Pettersson wirklich Durchschlagskraft. Den umjubelten Matchball lieferte schließlich Ersatz-Kapitän Tobias Brand mit einem Aufschlag ins Netz auf dem Tablett.
„Dritter nach der Hauptrunde und jetzt sogar Zweiter nach Spielen ausschließlich gegen die Topteams – da kann man schon stolz drauf sein“, strahlte Hübner und analysierte: „Düren, diese sehr erfahrene Truppe, hat es uns besonders im ersten Satz sehr schwer gemacht. Wir hatten aber eine gute Block-Feld-Verteidigung, waren im Aufschlag gut, haben den Druck da hoch gehalten. Und wir waren heute wieder eine Einheit, anders als zuletzt in Berlin.“ Auf den nun kommenden, vermeintlich leichten Gegner angesprochen, warnte er: „Wir genießen das jetzt erst einmal, aber dann geht es mit dem gleichen Mindset wie in jedes Spiel. Die Netzhoppers sind trotzdem immer gefährlich, auch wenn sie keine so gute Saison haben. Aber sie sind jederzeit zu einer großen Leistung fähig.“
SVG: Schnitzer, J. Worsley, Cowell, Maase, Ketrzynski, Ewert – G. Worsley; eingewechselt: Böhme, Gerken, van de Kamp.