Transfer-Coup
Worsley will SVG noch besser machen
Neuer Zuspieler hat in Friedrichshafen viel Einsatzzeit in allen Wettbewerben gesammelt und überzeugt
Seine Klasse zeigte er vor kurzem noch gegen die SVG, in der neuen Saison will er sie für die SVG unter Beweis stellen: Der neue Zuspieler der LüneHünen ist Joseph „Joe“ Worsley aus den USA, in den beiden letzten Saisons im Trikot des VfB Friedrichshafen. Ein wahrer Top-Transfer also, der – ohne seinen Konkurrenten Hannes Gerken damit abwerten zu wollen – die klare Nummer 1 auf dieser Position sein wird.
Der neue Spiellenker, geboren in dem 17000-Einwohner-Städtchen Moraga 35 Kilometer östlich von San Francisco, kommt trotz einer guten Zeit am Bodensee („ich habe sie genossen und viel gelernt“) nun voller Vorfreude in den Norden. Hier will der 23-Jährige helfen, dass „aus einem Spitzenteam der Bundesliga eins wird, das um Titel mitspielen kann“, schreibt er und ergänzt: „Ich bin hoffentlich dazu in der Lage, ein kleines Stück dazu beizutragen.“ Zudem trifft er zwei alte Bekannte wieder: Dalton Solbrig und Jordan Ewert, beide vor einem Jahr zur SVG gekommen. „Beide gehören zu meinen Lieblings-Teamkollegen, mit denen ich jemals zusammengespielt habe. Ich kann kaum erwarten, wieder mit ihnen zu spielen.“
Wiedersehen mit zwei ehemaligen Mitspielern
Ewert kennt er schon aus Jugendzeiten. Die beiden Kalifornier spielten erst zusammen an der Highschool, später dann auch in der Junioren-Nationalmannschaft bei der U19-WM 2015 in Argentinien. Trainer an der Highschool war übrigens Worsleys Vater Roger, Libero der ein Jahr jüngere Bruder Gage. Joe ging dann mit 18 Jahren an die Universität von Hawaii und studierte Psychologie und im Nebenfach Amerikanistik. In der Zeit trat der neue SVG-Zuspieler zusammen mit Dalton Solbrig drei Jahre lang für das starke Team „Rainbow Warriors“ an, die in der College-Liga Geschichte schrieben: 2019 gewann diese Mannschaft 74 Sätze in Folge und blieb ungeschlagen bis zum Finale, in dem erst Titelverteidiger Long Beach mit einem knappen 3:2 den Höhenflug stoppte.
Trost für Worsley: Er bekam eine Auszeichnung als bester nationaler Zuspieler und eine Einladung zu einem Sichtungslehrgang potenzieller und aktueller Nationalspieler. In den USA, derzeit Nummer 3 der Weltrangliste, gibt es allerdings fast übermächtige Konkurrenz allein in Person von Kawika Shoji (33, seit Jahren in Polen und Italien, einst auch in Berlin) und Micah Christenson (27), gerade von Zenit Kasan aus Modena geholt. Worsley spielte dann letztlich im B-Team zwei große Turniere, wurde 2. bei den NORCECA Championships (Meisterschaften der nord- und zentral-amerikanischen Verbände) durch ein 1:3 im Finale gegen Kuba sowie 5. beim PanAm-Cup (Kontinentalpokal mit Teams aus ganz Amerika). Mitspieler waren u.a. Cody Kessel, Jeff Jendryk, Kyle Ensing und Kyle Russell, alle aus Berlin bekannt.
Worsley hatte zudem das Interesse von Friedrichshafen geweckt. Und er schlug bei den Häflern ein, bekam trotz des etablierten Jakub Janouch, dem Nationalspieler Tschechiens, viel Einsatzzeit. Trotz eines neuen, noch stärkeren Konkurrenten in der vergangenen Saison, dem Slowenen Dejan Vincic, lief es ähnlich gut. Vincic, auch VfB-Kapitän, führte sein Land immerhin zweimal zur Vize-Europameisterschaft. Worsley stand in fast allen Matches, ob Bundesliga, Pokal oder Champions League, auf dem Feld. „Wenn er gespielt hat, hatte er viele gute Auftritte“, hat SVG-Chefcoach Stefan Hübner beobachtet und lobt: „Er hat eine Wahnsinns-Ballkontrolle und unheimliche Qualitäten – übrigens auch in der Abwehr.“
In Spielen gegen die SVG Zeichen gesetzt
Unter den Einsätzen waren zuletzt allerdings ein paar mehr Kurzauftritte als im ersten Jahr. Nun war er oft vor allem wegen seiner Stärke im Service (Aufschläge mit Wirkung) gefragt, während er in der Premierensaison auch oft in der Starting Six ran durfte. Gesamtbilanz: Von 62 Pflichtspielen (Bundesliga, Playoffs, Pokal, Supercup, Champions League) stand er nur viermal gar nicht auf dem Feld. Gegen die SVG spielte Worsley in der abgelaufenen Serie in insgesamt 22 Sätzen (5 Matches) 12 Sätze ganz und 6 teilweise. Und dabei setzte er Zeichen.
In der Hauptrunde führte er den durch Corona ersatzgeschwächten VfB in der Gellersenhalle überragend zum 3:1, zwei Wochen später spielte er die Sätze 4 und 5 beim knappen 3:2-Sieg. Im ersten Playoff-Halbfinale sorgte er für den Umschwung zum 3:2-Erfolg, als er beim 0:2-Rückstand aufs Feld kam. Im zweiten Halbfinale stand er in der Starting Six, musste trotz 2:1-Führung nach dem dritten Satz für Konkurrent Vincic weichen, kam aber später zurück und verwandelte mit einem Ass den Matchball zum für die SVG schmerzhaften 3:2-Triumph.
Nach der Ehrung der LüneHünen mit Bronze gab es dann noch einen intensiven Austausch mit Solbrig und Ewert. „Aber ich hatte schon vorher mit ihnen gesprochen, bevor ich mich zu diesem Wechsel entschieden habe. Und jetzt freue mich unheimlich darauf, wieder mit ihnen zusammen zu spielen,“ blickt Worsley voraus. Denn von seinem künftigen Team hat er eine hohe Meinung: „Ich wollte zu einem Verein, der sich als eine der Top-Adressen der Bundesliga etabliert hat. Und ich kann hoffentlich meinen Teil dazu beitragen, dass wir eine noch bessere Rolle spielen können. Da habe ich ein gutes Gefühl, dass wir mal Großes erreichen können.“
Bereit, viel Verantwortung zu übernehmen
„Zu meinen Stärken gehört, dass ich Situationen gut antizipieren und Aktionen auf dem Spielfeld voraussehen kann. Ich denke, damit kann ich der SVG helfen und will gerne auch eine Führungsrolle übernehmen,“ schätzt Worsley seine Leistungsfähigkeit ein. Das scheint tatsächlich eine besondere Qualität zu sein, die auch Stefan Hübner sieht: „Er kann trotz seines Alters schon eine Mannschaft führen.“ In dieses Lob stimmte auch VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt zum Abschied ein: „Joe hat als junger Zuspieler in Friedrichshafen schon eine Menge Verantwortung übernommen. Wir sind uns sehr sicher, dass er auch bei einem neuen Verein eine große Rolle spielen wird.“
NEWS AUS DER LIGA
Der neue Libero des VfB Friedrichshafen für den abgewanderten Markus Steuerwald heißt Blair Bann. Der kanadische Nationalspieler, zuletzt und schon insgesamt dreimal in Düren, hat für zwei Jahre unterschrieben. Der kubanische Mittelblocker David Fiel geht dagegen zu Paris Volley.
Die Giesen Grizzlys haben ihren Außenangriff komplett. Als vierter Mann für diese Position kommt Lorenz Karlitzek (22) nach einem Jahr beim Süd-Zweitligisten TV/DJK Hammelburg zurück in die Bundesliga. Der jüngere Bruder von Nationalspieler Moritz Karlitzek, früher in Frankfurt und Rottenburg, war zu seinem Heimatverein Hammelburg zurückgekehrt, als Rottenburg 2020 aus der Bundesliga zurückzog.
Nach Oldie Jochen Schöps melden die United Volleys Frankfurt die zweite Vertragsverlängerung: Für ein weiteres Jahr unterschrieben hat Diagonalangreifer Daniel Malescha.
Seinen Vertrag bei den Netzhoppers KW-Bestensee um ein Jahr verlängert hat Mittelblocker Yannick Goralik, der gerade auch noch für den Lehrgang der Nationalmannschaft in Kienbaum nachnominiert wurde.