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Xander Ketrzynski (r.) war im 1. Halbfinale gegen Friedrichshafen einer der Besten auf dem Court, übersprang sogar den 2,12-m-Riesen Marus Böhme (Nr. 11). Links Tim Peter. Foto: WW

SVG will Schlagabtausch offen halten

Sieg in Friedrichshafen würde Auftaktniederlage wettmachen

Lange stand ein Auswärtsspiel am Bodensee für die SVG Lüneburg unter den Vorzeichen „außer Spesen nichts gewesen“. Doch vor sechs Wochen hat diese Tatsache ihren Schrecken ein wenig verloren. Da brachte die SVG erstmals 3 Punkte mit – nach dem bis dahin einzigen Sieg (3:2) im Januar 2019. Mit dieser guten Erinnerung geht es nun zum 2. Halbfinal-Match wieder auf die Reise gen Süden. Klares Ziel für Sonntag (17.30 Uhr): Die Auftaktniederlage wettmachen, um die Chancen in der best-of-5-Serie realistisch zu halten. Doch selbst wenn das nicht gelingen sollte, ist für Chefcoach Stefan Hübner noch nichts verloren: „Zwei Siege nutzen noch nichts – du musst drei Spiele gewinnen.“

Nicht lange mit der Enttäuschung aufgehalten

Nach dem 2:3 am Mittwoch ließen die LüneHünen die Köpfe hängen, das hatten sie sich anders ausgemalt und war ja auch anders herum möglich. Doch nach der ersten Enttäuschung hatte insbesondere Hübner schnell wieder umgeschaltet: „Es ist in Ordnung, nach so einem Spiel enttäuscht zu sein. Die Jungs haben ja inzwischen auch ein anderes Anspruchsdenken, da hakt man eine Niederlage nicht so einfach ab. Aber ab Donnerstag muss das vergessen sein, müssen sie sich auf das zweite Spiel fokussieren, nachdem wir das Geschehene noch einmal analysiert haben.“

Gründlich war auch schon die Analyse der vorherigen Saisonduelle mit den Häflern ausgefallen. Mit dem Ergebnis, dass sich Hübner für die Formation entschied, die das 3:1 am Bodensee holte. Also mit Auke van de Kamp statt Colton Cowell in der Starting Six und Pearce Eshenko, der im Mittelblock den wirkungslosen Jordan Schnitzer abgelöst hatte. „Die Marschroute war, abgestimmt auf den Gegner, dass wir nicht so viel erstes Tempo spielen wollten. Da ist ‚Schnitz‘ ja stark, aber als Blocker sind Pearce und Lukas Maase besser. Und der Angriff war ja auch nicht das Problem“, erklärt Hübner, warum Schnitzer komplett draußen blieb.

Und dass Cowell nur in kurzen Phasen eingewechselt wurde, hatte ebenfalls rein taktische Gründe. „Friedrichshafen hatte drei Float-Aufschläger auf dem Feld, da braucht man nicht so einen starken Annehmer“, gibt Hübner seine Überlegungen preis. Der VfB servierte dann zwar hauptsächlich auf van de Kamp, der machte seine Sache aber sehr gut (66% positive Annahmen) und war auch im Angriffsspiel wirkungsvoll (12 Punkte).

Zudem konnte der Gegner so seine Angriffe nicht auf die Situation konzentrieren, wenn zwei kleinere Spieler, Cowell und Joe Worsley, in einer Rotation vorne waren – wie in einem früheren Match wirkungsvoll ausgenutzt. Viel in der Annahme gefordert – neben Libero Gage Worsley – war auch Jordan Ewert, der aber im Angriff oft nicht durchkam. „Ihm ist es unter der Woche schon in den Rücken geschossen und am Spieltag wieder – aber die Annahme hat er ja gut gehalten“, hatte Hübner die Erklärung für den ungewohnt blassen Angriffs-Auftritt des SVG-Topscorers.

Dafür drehte ja Xander Ketrzynski mit 25 Punkten (Quote 57%) auf wie noch nie, war einer der besten auf dem Court, wenn er auch kurze Phasen hatte, wo die Fehler sich häuften – wie insgesamt bei beiden Teams in diesem Schlagabtausch voller Höhen und Tiefen. Aber gegen ihn wird sich der VfB nun sicher etwas einfallen lassen. Zudem waren die Ex-Häfler Lukas Maase und Joe Worsley mit vielen frechen zweiten Bällen neben kluger Regie gut im Spiel. Alle Maßnahmen können nun für Sonntag schon wieder zu ganz anderen Konsequenzen führen, Volleyball wird von mehr taktischen Überlegungen bestimmt, als auf den ersten Blick offensichtlich.

Auch ein Wettstreit taktischer Gedankenspiele

Die Bestätigung dafür lieferte auch VfB-Trainer Mark Lebedew, als er über seine taktischen Gedankenspiele vor diesem zweiten Duell berichtete: „Wir werden nicht so spielen wie am Mittwoch und Lüneburg wird das auch nicht tun“, um dann noch anzufügen: „Es ist nicht einmal wie Schach, da weißt du nämlich zumindest, was die Figuren dürfen und was nicht. Es ist ein kleines bisschen komplizierter.“ So ist zum Beispiel möglich, das auf Außen der zuletzt fehlende Vojin Cacic wieder fit ist und dass im Mittelblock Aleksandar Nedeljkovic, der nur kurz eingewechselt wurde, wieder länger zum Zuge kommt.

Und dadurch (oder ohnehin) könnte sich dann auch bei der SVG etwas in der Aufstellung ändern. Excellent war in jedem Fall das Element 1. Angriff nach guter Annahme: 62%, nur vier Fehler, aber auch 1. Angriff nach schlechter Annahme (45%, 2 Fehler). Die Block-Feld-Abwehr gefiel Hübner dagegen nicht so sehr („zu unsauber“), sie muss nun besser werden. Nicht ganz einfach ist die Beleuchtungssituation in der Bodensee-Airport-Arena, eine Unmenge kleiner, teils blendender Lampen machen die Suche nach der richtigen Position zum Aufschlag nicht einfach. Damit, das war in der Vergangenheit zu sehen, haben viele Teams und auch der VfB selbst zu kämpfen. So ist es gut, dass die SVG dort noch eine Trainingseinheit hat.

Das Match läuft natürlich auch wieder im Stream auf Twitch im Kanal Spontent (www.twitch.tv/spontent).

Bundesliga-Spieltag zusammengefasst

Der Start der Playoff-Halbfinals hat gehalten, was er versprochen hat. Das Ergebnis SVG – Friedrichshafen (2:3) hätte auch anders herum lauten können, und auch Düren verlangte Berlin beim 1:3 alles ab. Die Dürener legten auch ohne den länger verletzten Kapitän Michael Andrei und mit nur zwei verbliebenen, gesundheitlichen angeschlagenen Mittelblockern los wie die Feuerwehr, gewann den Eingangssatz deutlich – obwohl der Diagonale Sebastian Gevert weitgehend aus dem Spiel genommen war. Aber das Blockspiel funktionierte, vor allem mit Luuc van der Ent (7 Killblocks).

Für Berlin sorgte wieder einmal der eingewechselte Cody Kessel (für Tim Carle) für den Umschwung, auch wenn die Sätze 3 und 4 knapp blieben, u.a. weil Ruben Schott eine schlechte Angriffsquote hatte, nur in der Annahme und beim Aufschlag für Gefahr sorgte. Düren gibt Hoffnung, dass van der Ent und David Pettersson bis zum Wochenende wohl wieder gesund sind und dass der langzeitverletzte Erik Röhrs schon ein Kurz-Comeback gab.

Die Spiele im Stenogramm:

Playoff-Halbfinale („best of 5“), 1. Spiel:

SVG Lüneburg – VfB Friedrichshafen 2:3

(20:25, 25:17, 21:25, 25:19, 12:15)

115 Min., 2600 Zuschauer

MVP: Superlak (VfB)

Scorer: Ketrzynski (25), Ewert (16), van de Kamp (12), Maase (9), J. Worsley (5), Eshenko (3), Y. Böhme (2) – Superlak (20), Vicentin (18), Peter (17), Brown (7)., M. Böhme (6), Vincic (1)

Berlin Recycling Volleys – powervolleys Düren 3:1

(16:25, 25:17, 25:23, 25:22)

109 Min., 5178 Zuschauer

MVP: Kessel (Berlin)

Scorer: Sotola (16) Kessel (15), Brehme (11), Mote (10), Scott (3), Tille, Carle, Ronkainen (je 2) – van der Ent, Brand (je 13), John (8), Gevert, Kocian (je 6), Ernastowicz (5), Pettersson (4), Röhrs, Burggräf (je 2)

NEWS aus der Szene

Das Pokalfinale der Niederlande hat zum 5. Mal in der Vereinsgeschichte Lycurgus Groningen durch ein 3:1 (25:19, 22:25, 25:22, 25:19) gegen Draisma Dynamo Apeldoorn.

Dicke Überraschungen in der italienischen Meisterschaft: Perugia und der frische gebackene Gewinner des CEV Cups, Modena, sind schon gescheitert. Perugia, in der Hauptrunde ungeschlagen und mit großem Abstand Tabellenerster, unterlag im Viertelfinale mit 1:3 Siegen gegen Mailand, Modena 2:3 gegen Piacenza

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