Ohne Druck in die Nations League
Auftakt Mittwoch gegen Italien – Kunstmann ist mit dabei
Die alljährlich stattfindende Volleyball Nations League (VNL) hat aktuell eine besondere Bedeutung: Der Wettbewerb 2024 ist für einige renommierte Länder die letzte Chance, ein Olympia-Ticket über eine Verbesserung in der Weltrangliste zu ergattern. Die deutschen Männer können den jetzt beginnenden Turnieren aber gelassen entgegen sehen. Denn sie haben das Paris-Ticket bereits in der Tasche – im Gegensatz zum Beispiel zu dem aktuellen Weltmeister Italien
Nur 12 Teams pro Geschlecht dürfen in Paris auf den Court. Außer dem gesetzten Gastgeber Frankreich haben sich neben dem DVV-Team bei den Männern im vergangenen Herbst bisher qualifiziert: Brasilien, Polen, USA, Japan, Kanada. Die verbleibenden fünf Plätze werden durch die Auswahl der besten fünf Team der Weltrangliste zum Vorrunden-Ende der VNL (23. Juni) besetzt. Wobei aber auch zum Tragen kommt, dass jeder Kontinent mit mindestens einer Mannschaft vertreten sein soll – und Afrika ist bisher außen vor, was es für Größen wie Argentinien, Kuba, Slowenien, Serbien, die Niederlande, die Türkei, den Iran oder eben Italien (alle unter den Top 15) erschwert.
Nicht nur Grozer wird noch geschont
Der DVV kann ohne Druck aufspielen, wenn das Team ab diesem Mittwoch (22.30 Uhr MEZ) beim ersten von drei Vorrunden-Turnieren aufschlägt – passend zum Qualifikations-Triumph wie im Oktober erneut in Rio de Janeiro, und im ersten Turnierspiel gleich gegen Italien. Damals gab es für Georg Grozer & Co. ein 3:1 gegen den Favoriten. Der Diagonalangreifer ist nun aber (noch) nicht im Kader, darf noch Kraft schöpfen für Olympia wie auch einige andere Akteure, die bis ganz zum Ende der Saison am Ball waren und/oder im letzten Jahr VNL, Europameisterschaft und eventuell auch noch die Olympia-Quali gespielt haben.
So wird Bundestrainer Michal Winiarski wohl die Gelegenheit nutzen, auch nachrückenden Talenten Bewährungschancen zu geben oder sogar Youngstern mit Hinblick auf den nächsten Olympia-Zyklus 2024 bis 2028 (Los Angeles) zum Debüt zu verhelfen. Eine ganze Reihe von ihnen war ja in den letzten Wochen schon zu Lehrgängen in Kienbaum. Jetzt wurde der zeitweise 30 Mann große Kader geteilt in Spätankömmlinge, die in Kienbaum ins Training einsteigen, und 14 Mann, die nach Rio flogen.
Im ersten, noch inoffiziellen Testspiel gab es im polnischen Kattowitz gegen die Ukraine einen 3:1-Erfolg – mit u.a. dem LüneHünen Joscha Kunstmann im Mittelblock bei seiner ersten Bewährungsprobe im A-Team. Tags darauf gab es – in veränderter Formation – vor tausenden von Fans in Kattowitz ein erstaunliches 3:1 (25:23, 16:25, 25:16, 28:26) gegen Polen, das allerdings – wie auch der DVV – nicht in Bestformation antrat. Danach nominierte Bundestrainer Winiarski einen 14er-Kader für die erste VNL-Woche, in dem auch zwei Debütanten einen Platz bekamen: eben Kunstmann als einer von vier Mittelblockern und der Herrschinger Diagonale Filp John als Konkurrent von Yann Böhme.
Yann Böhme nimmt Neustart in Angriff
Wohin der bisherige Lüneburger geht ist nun auch offiziell. Nachdem die Gerüchte schon länger die Runde machten, gaben die Netzhoppers KW (Königs Wusterhausen) den Transfer stolz bekannt. Böhme absolvierte für die SVG in zwei Jahren 64 Pflichtspiele und wurde, aus der 2. Liga (Gotha) gekommen, gleich nach der ersten Saison zum Nationalspieler. Nicht zuletzt wegen der ungewohnten Belastung im vergangenen Sommer mit ein paar Wehwehchen fand er erst schwer wieder zur alten Form, und nach einer Krankheit im Winter war der 26-Jährige hinter Xander Ketrzynski dann oft nur zweite Wahl. Im Nationalteam und bei KW soll nun ein Neustart in seiner Karriere erfolgen.
Das DVV-Team spielt in Rio außer gegen Italien noch gegen Kuba (23. Mai, 19 Uhr), Argentinien (25. Mai, 22.30 Uhr) und Serbien (26. Mai, 19 Uhr), alle Matches live zu sehen im kostenpflichtigen Stream auf volleyballworld.com. Danach geht es zurück in die Heimat und nach ein paar Tagen Pause und Wiedertreffen in Kienbaum zum 2. Turnier in Japan.
Neben Kunstmann, Böhme und John sind noch mitgeflogen: Mittelblock: Florian Krage, Lukas Maase, Yannick Goralik, Außen: Christian Fromm, Moritz Reichert, Tobias Brand, Tim Peter, Denys Kaliberda, Zuspiel: Jan Zimmermann, Eric Burggräf, Libero: Leonard Graven.
Im kompletten Kader dieses Sommers fehlt der Diagonale Linus Weber, wie schon nach der VNL im letzten Sommer. Er hat für Warschau, wo er an Bartlomiej Boladz nicht vorbei kommt, in den letzten beiden Saisons nur wenig gespielt und wurde deshalb von Winiarski nicht berufen. (hre)
NEWS aus der Liga
Nun ist klar, wohin es Cody Kessel nach fünf Jahren bei den Berlin Recycling Volleys zieht: Der US-Außenangreifer geht zum belgischen Traditionsverein und regelmäßigen Champions-League-Starter VC Greenyard Maaseik. Der Este Robert Täht geht nach Polen zu Gorzow Wielkopolski.
Diagonalangreifer Michal Superlak bleibt ein weiteres Jahr beim VfB Friedrichshafen. Der bisherige Co-Trainer Consant Tchouassi übernimmt als Chefcoach den VC Amstetten in der Schweiz.
Einen erfahrenen Mittelblocker bekommt der TSV Haching München mit George Hobern von Anorthosis Famagusta (Zypern) hinzu. Der 27-jährige Kanadier war davor schon in Rennes/Frankreich, Pribram/Tschechien und Ried/Österreich. Neu ist auch Außenangreifer A.J. Lewis (22), zuletzt an der Lindenwood University. Zudem haben Außenangreifer Austin Matautia und Mittelblocker Florian Krenkel verlängert.
Der japanische Libero Shohei Nose hat bei den powervolleys Düren seinen Vertrag verlängert.
Diagonalangreifer Charlie Peters, vor einem Jahr aus der 2. Liga gekommen, hat seinen Vertrag bei den Netzhoppers KW verlängert.
Vom Süd-Zweitligisten TV Bühl kommt zum VC Bitterfeld-Wolfen der 21-Jährige Außenangreifer Aaron Neumann. Kapitän Tim Knöpfli geht dagegen nach einem Jahr wieder, ebenso verlassen die Zwillinge Eric und Luke Visgitis die Sachsen-Anhaltiner.
Beim Aufsteiger Baden Volleys Karlsruhe zieht sich der langjährige Leistungsträger Thorben Sandmeier (Mittelblock, 31) in die 2. Mannschaft (3. Liga) zurück. Erster Neuzugang ist der deutsch-iranische Libero Arshia Feizollahi (19) vom Zweitligisten TV Bühl.
NEWS aus der Szene
Ex-LüneHüne Jordan Ewert, in der abgelaufenen Saison Final-MVP der französischen Liga, hat seinen Vertrag bei Überraschungs-Meister St. Nazaire Atlantique um ein Jahr verlängert. Dagegen verlässt den Meister nach einem Jahr Jordan Schnitzer wieder, wechselt nach Italien zu Allianz Mailand.
Ein weiterer früherer Lüneburger, Ryan Sclater, geht – wie schon gemeldet – nach einem Jahr bei Jastrzebski Wegiel wieder, nun ist auch klar wohin: Tours VB, einer der führenden Clubs in Frankreich, hießt der neue Arbeitgeber.
Mit einem 3:0 (25:22, 25:14, 25:22)-Erfolg gegen Frankreich war die Frauen-Nationalmannschaft des DVV verheißungsvoll in die Nations League gestartet, dann aber folgten Niederlagen gegen Italien mit 1:3 (16:25, 16:25, 25:21, 22:25), mit 0:3 (21:25, 15:25, 22:25) gegen Japan und mit 1:3 (21:25, 25:21, 23:25, 20:25) gegen die Niederlande. Die Chancen, sich in der Weltrangliste zu verbessern und so noch ein Olympia-Ticket zu ergattern, sind damit rapide gesunken.
SVG-NEWS in Kürze
Klarheit hat inzwischen die SVG Lüneburg II über die künftige Spielklasse: Die Rückkehr in die 3. Liga West ist perfekt. Die (gewonnene) Regionalliga-Relegation gegen den West-Vertreter Meckenheimer SV war allerdings überflüssig – auch der darf aufsteigen. Weitere Gegner werden: USC Braunschweig, FCJ Köln, PTSV Aachen, Tecklenburger Land Volleys, DJK Dellbrück, VV Human Essen II, TK Hannover, VfL Lintorf, Moerser SC, Brühler TV.
Beach-NEWS
Beim Vorrundenturnier des Nations Cups in Hamburg hat sich das deutsche Team als Sieger für das Finalturnier in Lettland qualifiziert. Dort wird Mitte Juni unter 12 Teams der letzte Quotenplatz für die Olympischen Spiele vergeben – Deutschland hat bei den Männern bisher nur einen Platz durch Nils Ehlers/Clemens Wickler sicher. Diese zeigten zusammen mit Lukas Pfretzschner und Sven Winter eine starke Leistung, schlugen Luxemburg, England und im Endspiel Slowenien jeweils 2:0.
Die beiden ersten Turniere der German Beach Tour, jeweils in Düsseldorf, gewannen Lukas Pfretzschner/Sven Winter und Anna Behlen/Sarah Schulz sowie Max Jost/Robin Sowa und Paula Schürholz/Janne Uhl.