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Michel Schlien beendet seine Karriere. Foto: Behns

Michel Schlien ist zu einer Institution der SVG geworden

Mittelblocker hat eine Ära geprägt und tritt nun ab

Einen großen Teil der Vereinsgeschichte hat er mitgeschrieben, hat tiefe Spuren hinterlassen und wird mit seiner Vita für immer einen vorderen Platz in der Vereins-Chronik einnehmen, doch nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Michel Schlien, dienstältester Spieler der SVG Lüneburg, hat seine Karriere beendet und legt den Volleyball aus beruflichen und privaten Gründen erst einmal komplett zur Seite.

Elf Jahre SVG, zunächst drei Jahre in der 2. Liga, dann der Aufstieg 2014, drei Silbermedaillen aus Pokal-Finals und vier Bronze aus Playoff-Halbfinals in der Bundesliga, dazu viele weitere Highlights: So eine lange und erfolgreiche Zeit wird wohl so schnell kein Spieler mehr – wenn überhaupt – bei den LüneHünen verbringen. So erwirbt man Kult-Status, wird eine Vereins-Ikone. Ein Titel blieb dem Spieler mit der Rückennummer 14, die eigentlich nie mehr vergeben werden sollte, in all den Jahren jedoch verwehrt, ebenso eine Einladung wenigstens mal zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft, obwohl er über Jahre zur Bundesliga-Spitze der Mittelblocker gehörte.

Mit 275 Pflichtspiel-Einsätzen eine Ära geprägt

Dennoch ist der Mann, der einst aus der Regionalliga kam (VCO Hamburg), mit seiner Karriere zufrieden. „Nachdem ich nach den Jahren des Wartens doch noch in der neuen Arena spielen durfte, auch noch Europapokal erlebt habe und nochmal im Pokalfinale war, ist das doch ein runder Abschluss“, zieht er nach insgesamt 275 Pflichtspielen als LüneHüne einen Schlussstrich, zumal sich beruflich eine Chance ergab. Schlien ist Chemiker, arbeitet schon seit Jahren in Teilzeit bei Envisal in Reppenstedt, einer Firma für Hygieneprodukte in der Tierhaltung, und kann dort zum 1. April nun Vollzeit sein Geld verdienen. Arbeitsbereich ist vor allem in der Produktentwicklung.

Der gebürtige Hamburger ist schon vor Jahren hier heimisch geworden, wohnt mit Frau und Hund in Südergellersen. Nun will er die neue Heimat endlich auch im Privatleben auskosten, was während der Profi-Karriere nur selten möglich war. „Die zeitlichen Verpflichtungen haben bisher in dreiviertel eines Jahres vieles nicht planen lassen oder ganz verhindert. Wir werden zum Beispiel zum ersten Mal in all den Jahren im Herbst in den Urlaub fahren, und auch im Herbst haben wird eine Einladung zu einer Hochzeit. Die hätte ich sonst nicht wahrnehmen können.“

Der vor kurzem 30 Jahre alt gewordene Schlien verhehlt aber auch nicht, dass das Alter eine Rolle spielt: „Ich merke, dass die Interessen und Gesprächsthemen immer weiter auseinander gehen und es für mich schwieriger wird, mit den Jungen so einen Zusammenhalt zu finden wie früher“, sinniert der Mannschaftssenior, der zum Beispiel in den neuen Medien eher spärlich aktiv ist. Hinzu kommt, dass der Leistungssport Spuren hinterlassen hat: „Alles wird schwieriger, geht nicht mehr so leicht von der Hand.“ Dazu habe nicht zuletzt die vorletzte Saison einiges beigetragen: „Wegen der langwierigen Verletzung von Dalton Solbrig haben wir eine lange Zeit nur mit zwei Mittelblockern gespielt. Das hat mir körperlich nicht gut getan, ich hätte zwischendrin mal eine Pause gebraucht.“

Dennoch war gerade jene Spielzeit eine seiner besten, wenn nicht überhaupt die beste, wie die Ranglisten auswiesen. Nie zuvor sammelte er zum Beispiele so viele direkte Blockpunkte (55). Dass er ausgerechnet nach dem Jahr, also in der abgelaufenen Saison, nur noch relativ wenig Einsatzzeit hatte, war jedoch für seine Entscheidung aufzuhören kein Kriterium. Das habe nicht an ihm genagt, beteuert der 2,06-Meter-Mann. „Das gab es in früheren Jahren auch immer mal, dass ich weniger auf dem Feld war. Das gehört zum Sport dazu. Natürlich wünscht man sich schon, mehr auf das Spiel seiner Mannschaft einwirken zu können. Aber Pearce Eshenko und Dalton Solbrig haben es ja gut gemacht.“

Leistungsniveau immer weiter gesteigert

Enorm wichtig war Schlien dennoch, wie sein Trainer herausstellt. „Ich habe es ihm dieses Jahr sicher nicht leicht gemacht, hätte aber trotzdem sehr gerne mit ihm weiter gearbeitet. Er war ein von allen anerkannter Führungsspieler,“ so Stefan Hübner, der dann noch einmal zurückblickt: „Michel ist einer, der die Geschichte der SVG mitgeschrieben, die tolle Entwicklung nicht nur mitgemacht hat, sondern ein maßgeblicher Teil davon ist. Er hatte in keiner Jugendauswahl gespielt, ist mal aus der Regionalliga gekommen und hat es dennoch geschafft, mit dem ständig steigenden Niveau mitzuhalten, ja sogar ein absoluter Leistungsträger über all die Jahre zu sein. Eine tolle Geschichte. Und großartig für mich, für die Mannschaft, für den Verein. Ich bin sehr, sehr dankbar für die gemeinsame Zeit.“

So war der Mittelblocker denn auch eine lang Zeit rechte Hand Hübners, Co-Kapitän und Kapitän: „Er hat auch abseits des Feldes viel für die Mannschaft, für die Organisation ums Team herum getan und wird schon deshalb eine Lücke reißen“, bedauert Hübner. Die SVG war für Schlien eben immer mehr als einfach nur ein Verein, in den man Volleyball spielen kann. Wird man ihn also deswegen künftig in der 2. Mannschaft sehen? „Erst einmal nicht. Ich habe gemerkt, dass ich eine Volleyball-Pause brauche – mental vor allem. Jetzt freue ich mich auf den nächsten Lebensabschnitt.“

Bundesliga-Spieltag zusammengefasst

Unerwartet spannend war der Start in die Playoff-Halbfinals, in denen erstmals auch das Challenge-System zur Anwendung kam. Friedrichshafen legte in der „best of 5“-Serie überraschend mit einem Sieg in Düren vor, Berlin hatte einige Mühe, sich gegen Frankfurt durchzusetzen. Der Meister verlor nach einer 2:0-Satzführung ziemlich den Faden und hätte fast noch in den Tiebreak gemusst, weil die Hessen bis in die Crunchtime des vierten Satzes gleichwertig waren.

Die Häfler spielten so wechselhaft wie schon in der ganzen Saison und begannen stark, dann nahmen bei Düren die Youngster Erik Röhrs und Filip John entschlossen das Heft in die Hand und drehten das Ergebnis auf 2:1 um. Der VfB fand ins Spiel zurück, glich aus und drehte im Tiebreak noch einmal richtig auf, nicht zuletzt dank des gelungenen Comebacks nach einigen Wochen von Marcus Böhme. Noch länger hatte der Dürener Altmeister Björn Andrae ausgesetzt, sein Comeback ab Satz zwei half den Gastgebern aber nur vorübergehend.

Runde 2 läuft nun schon am Wochenende: am Sonnabend, 19 Uhr, Frankfurt – Berlin und am Sonntag, 17.30 Uhr, Friedrichshafen – Düren, beide zu sehen im Stream auf Twitch, im Kanal Spontent (www.twitch.tv/spontent).

Die Halbfinals im Stenogramm:

Berlin Recycling Volleys – United Volleys Frankfurt 3:1

(25:20, 25:17, 22:25, 25:23)

108 Min., 2567 Zuschauer

MVP: Grankin – Malescha

Scorer: Patch (22), Carle (16), Schott, Jendryk (je 11), Mote (9), Grankin (7), Kessel (3) – Malescha (21), Staples, Weir (je 11), Lindberg (8), Baxpöhler (7), Dervisaj (1)

powervolleys Düren – VfB Friedrichshafen 2:3

(19:25, 25:22, 25:20, 22:25, 10:15)

122 Min., 782 Zuschauer

MVP: Röhrs – Vincic

Scorer: Röhrs (25), John (18), B. Andrae (11), Pettersson (7), Gevert (5), Broshog (3), Brand (2), Burggräf (1) – Vicentin (24), Hirsch (13), Cacic (11), van Berkel (10), Aganits, Böhme (je 6), Vincic (3), Maase (2), Muniz (1)

SVG-NEWS in Kürze

Die LüneHünen zu Besuch in einer Partnerschule: Mit Unterstützung der Sparkasse Lüneburg waren die Bundesligaspieler der SVG zu einer gemeinsamen Trainingseinheit mit 22 Schüler/-innen an der Grundschule Anne-Frank-Schule in Kaltenmoor zu Gast, um das in einer Schul-AG vermittelte Wissen über Volleyball zu vertiefen. Die Kinder hatten vorher ein Sichtungstraining durchlaufen und sich für diese Einheit mit den Profis empfohlen. Unter Einbeziehung vieler Spielformen und mit persönlicher Betreuung der LüneHünen hatten alle zusammen eine Menge Spaß

NEWS aus der Szene

Der deutsche Verband ist auf der fieberhaften Suche nach einem neuen Männer-Bundestrainer. Der Italiener Andrea Giani, der dieses Amt seit 2017 ausübte und gerade erst seinen Vertrag verlängerte, hat eine Ausstiegsklausel genutzt und ein Angebot als französischer Nationalcoach angenommen. Beim Olympiasieger war der Brasilianer Bernardo Rezende vor einer Woche ebenso überraschend nach nicht einmal einem Jahr zurückgetreten.

Außer Linus Werber – wie kürzlich gemeldet – geht auch Christian Fromm für den Rest der Saison von Italien (Vibo Valentia) nach Katar. Der Vize-Kapitän der Nationalmannschaft verstärkt Al Arabi SC (5.) im Außenangriff.

Die „Super Finals“, also die Endspiele der Männer und Frauen in der Champions League, wurden für diese Saison an Ljubljana vergeben. Gespielt wird in der Hauptstadt Sloweniens am 22. Mai. In den Halbfinal-Hinspielen bei den Männern setzte sich beide Male das Gästeteam durch: Jastrzebski Wegiel – ZAKSA Kedzierzyn-Kozle 0:3, Sir Safety Perugia – Trentino Itas 2:3.

Die Männer der SVG Lüneburg II setzen nach drei Wochen Pause ihr Programm in der Aufstiegsrunde der Regionalliga Nordwest fort, erwarten am Sonnabend um 16 Uhr zum Heimspiel in der Gellersenhalle den vier Punkte schlechter dastehenden Tabellennachbarn GfL Hannover (4./10).

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