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LüneHünen müssen überraschend in den Tiebreak

Das war verdammt harte Arbeit für die LüneHünen und nicht der erhoffte leichte Gang beim Tabellenvorletzten TV Rottenburg, der bisher nur vier Punkte im Saisonverlauf gesammelt hatte.
Nach 2:16 Stunden Netto-Spielzeit war zwar das dürre Auswärtskonto der SVG endlich aufgestockt, doch statt des erwarteten Dreiers standen am Ende nur zwei Punkte nach dem zweiten Tiebreak der Spielzeit zu Buche Ein 3:2 (25:23, 25:18, 19:25, 25:27, 15:10) beim Kellerkind eine Woche nach dem grandiosen 3:0 gegen den Tabellenzweiten Berlin – die Saison der SVG bleibt eine Achterbahnfahrt mit unberechenbaren Leistungen.
Und dieser unnötig liegen gelassene Punkt könnte am Ende im Kampf um die beste Ausgangsposition für die Playoffs noch sehr weh tun.
„Wenn man Berlin 3:0 schlägt, heißt das ja nicht, dass man nun alle aus der Halle schießt. Man muss schon den Respekt vor den Gegnern wahren“,
war Trainer Stefan Hübner froh, dass sein Team noch mehr Schaden abwendete.
Und Ryan Sclater, mit 24 Punkten erneut bester Scorer, stieß ins gleiche Horn: „Die deutsche Bundesliga ist schwer, hier kann jeder Volleyball spielen. Da bekommt man nichts geschenkt. Nach diesem Spielverlauf sind wir froh auch mit zwei Punkten.“
Gegenüber der Vorwoche bekamen Cody Kessel (statt Ray Szeto) und Zuspieler Gijs van Solkema wieder eine Chance in der Anfangssechs, ohne dass das den Rhythmus zu stören schien.
Satz eins ging lange locker von der Hand. Doch nach einem 19:12 riss plötzlich der Faden. Rottenburg glich aus (21:21), wehrte beim 22:24 auch den ersten Satzball ab, ehe Sclater mit Wut, Urgewalt und Präzision den Sack zumachte. Der Diagonalangreifer wurde erneut MVP, bei Rottenburg der brasilianische Oldie Idner Lima Martins (kurz „Idi“) mit 13 Punkten in wichtigen Phasen. Bester Scorer der Hausherren war Außenangreifer Tim Grozer (20), einer der vielen Youngster, der sich später zufrieden mit dem Ergebnis zeigte und nicht bedauern wollte, dass für sein Team vielleicht sogar noch mehr drin war: „Die haben schließlich 3:0 gegen Berlin gewonnen, da ist es für uns schon eine Ehre, einen Punkt zu holen.“
Durchgang zwei nahm einen ähnlichen Verlauf, dieses Mal aber blieb die SVG über 14:9 und 19:11 konsequent bis zum Ende. Die Zuspiele kamen gut und variantenreich, neben Sclater punkteten Außen Matthias Pompe (13) und Kessel (9) regelmäßig, immer wieder waren auch Schnellangriffe über die Mittelblocker erfolgreich. Hier tat sich vor allem Noah Baxpöhler (12 Punkte) hervor. Alles deutete auf einen glatten Gang hin.
Doch die Zehn-Minuten-Pause tat der SVG offenbar nicht gut, während sie den Gastgebern neue Kräfte und Moral verlieh. Beim 10:8 hatte sich Rottenburg erstmals überhaupt einen Zwei-Punkte-Führung erarbeitet, bald waren es vier Zähler (14:10) und im „Tollhaus der Liga“ – wie die Paul-Horn-Arena in Tübingen genannt wird – kochte die Stimmung unter bemerkenswerten 1900 Zuschauern über.
Auf sechs Punkte wuchs der Vorsprung an (18:12), trotz personeller Gegenmaßen wie den Wechsel des Zuspielers zu nun Adam Kocian fand die SVG nicht in die Spur zurück. Und die ihre Chance witternden Schwaben blieben dran. Ihnen gelang nun nahezu alles, den Gästen nicht mehr viel. So nahm vor allem die Quote der Aufschlagfehler enorm zu (am Ende 18 von 109 bei 4 Assen). Dennoch blieb es wegen guter Annahme der LüneHünen bis in die Crunchtime bei einer nur knappen Rottenburger Führung, und mit dem vierten Satzball in der Verlängerung hatten die Hausherren den Tiebreak erzwungen.
Wild entschlossen kehrten die Mannen um Kapitän Pompe aufs Feld zurück, führten gleich deutlich 4:1 und 8:5 beim letzten Seitenwechsel und gerieten dann nicht mehr in Gefahr. Als Ray Szeto den Matchball mit Karacho verwandelt hatte, fielen einigen die Steine fast hörbar vom Herzen.
Überraschend positiv ordnete Hübner das 3:2 ein:
„So wie wir nach dem 3:0 gegen Berlin nicht abgehoben haben, so wenig war das heute ein Rückschlag. Natürlich müssen wir uns einige Dinge nochmal näher anschauen und analysieren. Ich habe aber auch viele gute Sachen gesehen. Ärgerlich war, dass wir im dritten Satz die Sache nicht konsequent zu Ende gespielt haben. So haben wir Rottenburg wieder aufgebaut, die Chance haben sie gut genutzt. Sie haben dann mit ihren Fans im Rücken am oberen Limit gespielt. Dann zurückzukommen und noch zu gewinnen, sehe ich positiv.“