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Erfolgreich auch gegen einen Dreierblock

LüneHünen legen vor

Dieser Lindberg ist einfach ein Ass

Playoff-Dramatik pur – Match zwei folgt sogleich

„Das war, was alle erwartet haben von diesem Vergleich Fünfter gegen Vierter: Playoff pur.“ Treffender kann man diese dramatischen 126 Minuten kaum auf eine Kurzformel bringen, als es Stefan Hübner nach dem ersten Viertelfinal-Duell der SVG Lüneburg gegen die WWK Volleys Herrsching tat. Der Chefcoach konnte es gut gelaunt tun, denn seine Mannen lieferten eine starke Leistung ab, setzten sich mit 3:2 (25:21, 21:25, 25:21, 17:25, 16:14) durch und fahren nun mit einer 1:0-Führung in der Serie „best of 3“ zum zweiten Vergleich nach Herrsching. Dort könnte den LüneHünen am Sonnabend ab 19 Uhr (Stream auf sporttotal.de) der Sprung ins Halbfinale gelingen – oder bei einem Sieg der Bayern könnte noch ein drittes, entscheidendes Match an gleicher Stelle am Sonntag um 15 Uhr folgen.

Lange Ballwechsel von Beginn an

Schon beim ersten Ballwechsel in der Gellersenhalle wurde klar, was sich hier für ein Fight entwickeln würde. Die lange Auftakt-Rally entschieden die Gäste noch für sich, stellten auch noch auf 0:2, doch dann waren die Hausherren im Spiel angekommen. Und dies vornehmlich durch Viktor Lindberg. Der Schwede war buchstäblich on fire, feuerte erste Asse zum 4:4 und 5:4 raus, nachdem er zuvor schon drei Punkte gesammelt hatte. Herrschings Auszeit stoppte ihn vorerst, Aufschlag-Fehler. Dann eben Jordan, dachte sich Zuspieler Gijs van Solkema wohl, und setzte Außenangreifer Jordan Ewert dreimal erfolgreich in Szene, 8:6 bei der ersten technischen Auszeit.

Die Bayern hielten vor allem dank Jori Mantha (Außen, 5 Punkte) und Schnellangriffen über Dorde Ilic (4) gegen, doch gegen das Duo Lindberg/Ewert war kein Kraut gewachsen. Als Lindberg wieder an die Aufschlaglinie trat, kamen die nächsten Fackeln übers Netz geflogen: Ass zum 14:10, Ass zum 15:10, insgesamt 10 Punkte sammelte er in diesem Satz. Da wollte Ewert nicht nachstehen, packte insgesamt 7 drauf. Zwar kam der Gegner nochmal bis auf zwei Zähler heran (18:16, 21:19). Doch dann war Asse-Spezialist Lindberg, in diesem Hauptrunden-Ranking Zweiter, wieder dran: erst düpierte er den gegnerischen Block mit einem Lob zum 22:19, dann kam Ass Nummer 5 zum 23:19, die Entscheidung.

So konnte es natürlich nicht weitergehen. Die Gäste bauten in ihrer Annahme personell um, erhöhten den Aufschlagdruck durch mehr Risiko und änderten die Angriffstaktik. Da lief nun viel über den Diagonalen Jalen Penrose, der sich auch mehr und mehr warm schlug. Auch er kam jetzt wie zuvor Lindberg auf 10 Punkte, darunter 3 Asse, weitere 3 Asse steuerte Mantha bei (6 Punkte). Da sich zudem der Block besser auf Ewert (5) und Lindberg (3) eingestellt hatte, musste die SVG auch neue Wege finden – und fand sie in der Mitte. Nun kamen Florian Krage (4) und Michel Schlien (3), bisher leer ausgegangen, zum Zuge.

Den Satz aber holten sich die Süddeutschen, die nach ihrem 2:5-Fehlstart zur ersten technischen Auszeit 8:7 führten und sie dann auf 11:7 ausbauten. Bei der SVG kam  Jannik Pörner neu in den Diagonalangriff (für Richard Peemüller), zunächst aber noch ohne Wirkung. Bei der zweitzen technischen Auszeit stand es zwar nach einem von drei Ewert-Assen im Spiel 16:15, doch daraus wurde ein 16:21, weil eben Penrose nicht zu halten war und Asse zum 16:19 und 16:20 raushaute. Noch einmal schloss die SVG auf (19:21), doch Herrsching hielt den Aufschlagdruck hoch und machte den Deckel drauf.

Zuspitzung in der Crunchtime von Satz 3

Durchgang drei eröffnete Lindberg mit seinem sechsten Ass – Basis für das SVG-Comeback ebenso wie die zurückgekehrte Blockstärke. Beim 4:2 setzte Schlien für die Hausherren den ersten Blockpunkt überhaupt im Match.Wild hin und her ging es jetzt: 5:7, 11:9, 12:13, 17:14, 17:16, 20:18, 20:21 – keiner gab auch nur um einen Deut nach. Bei der SVG punktete nun auch Pörner (5), unter anderem mit zwei Blocks. Und Libero Tyler Koslowsky glänzte mit 71% Annahme und vielen Rettungstaten. Die Entscheidung fiel spät in der Crunchtime: Pörner blockte Mantha, Schlien kassierte den Versuch von Tim Peter, 23:21, Auszeit Herrsching. Danach verwertete Pörner den Ball nach zwei Blocks von Schlien ohne eigenen Punkt, beide zusammen schnappten sich nochmal Mantha – 25:21.

Satz vier brachte die abermalige Wende. Die Mannen in Lederhosen hatten nun mit Jonas Kaminski einen neuen Diagonalen (statt Penrose) auf dem Feld und Außen taute Jung-Nationalspieler Tim Peter, eigentlich Annahmespezialist, auf und punktete fleißig (5) wie weiterhin beständig Mantha (6). Bei Lindberg & Co. kam dagegen Sand ins Getriebe. Die technischen Auszeiten (5:8, 12:16) bestätigten diesen Trend trotz zwischenzeitlicher Aufholjagd (10:11), der Abschnitt glitt den LüneHünen geradezu durch de Finger. 17:25, das war deutlich.

Im Tiebreak dann aber die fast wundersame Auferstehung. Bei den Bayern war Kaminski jetzt auf Betriebstemperatur und legte eine Aufschlagserie hin, 3:6. Doch drei leichte Eigenfehler der Gäste halfen der SVG zur 8:7-Führung beim letzten Seitenwechsel. Herrsching war danach wieder schneller da – 9:11. Doch mit einer Niederlage starten? Keine Option für die LüneHünen! Der eingewechselte Hannes Gerken konterte durch Aufschläge mit Wirkung, 12:11. Beim 14:13 hatte Ewert den ersten Matchball, Mantha schlug zurück. Schlien sorgte per Schnellangriff für Matchball zwei, ihn zu versenken war dann dem starken Lindberg vorbehalten. Letztlich auch ein schönes Geschenk für den Sportlichen Leiter Bernd Schlesinger zum 62. Geburtstag…

Schlagabtausch geht sofort weiter

„Das war eins dieser schwierigen Spiele in den Playoffs, durch die man sich durchwühlen muss – mit guten und nicht so guten Phasen auf beiden Seiten“, urteilte Trainer Stefan Hübner. „Wir haben sehr gut angefangen. Dann war Herrsching mit seinen vielen guten Aufschlägern im Vorteil. Dann wurden wir im Block immer besser, haben zwar wenige Kill-Blocks gehabt, aber ganz oft die Finger an den Ball bekommen, was für einen guten Aufbau geholfen hat. Da hat dann unser Zuspieler immer wieder gut den Rhythmus geändert. Und letztlich haben wir auch die meisten langen Rallys gewonnen.“

Am Sonnabend kann es schon wieder ganz anders laufen, können andere Elemente ausschlaggebend sein. Bis dahin müssen die Energiespeicher wieder aufgeladen sein, denn ein weiterer langer Schlagabtausch zweier gleichwertiger Teams ist zu erwarten – und vielleicht noch ein dritter. Der erste Fight gegen Herrsching soll auf jeden Fall nicht die Abschiedsvorstellung in der Gellersenhalle gewesen sein. Im Halbfinale soll es noch einmal zurück in die Spielstätte gehen, die schon so viele heiße Schlachten erlebt hat.

SVG: Schlien, van Solkema, Lindberg, Krage, Peemüller, Ewert, Koslowsky; eingewechselt: Pörner, Gerken, Craft.

PLAYOFF-SPIELTAG ZUSAMMENGEFASST

Dieser Playoff-Auftakt hatte es in sich: In der ersten Viertelfinal-Runde gab es gleich eine faustdicke Überraschung mit dem 3:2-Triumph des Hauptrunden-8. Bühl gegen den 1. Friedrichshafen. Überragend dabei Youngster Simon Gallas. Der 19-jährige Diagonalangreifer Nummer 2 hinter dem Litauer Edvinas Vaskelis kam auf 27 Punkte. Hatte ihn Friedrichshafen nicht auf der Rechnung? Oder wirkte sich beim Favoriten weiter die Corona-Zwangspause aus, seitdem der VfB schon zum vierten Mal in fünf Spielen über 5 Sätze gehen musste?

Düren trat dagegen so stark auf wie in der Hauptrunde und hatte wenig Mühe, beim 3:1 eine Führung in Frankfurt vorzulegen, zumal die Hessen weiter auf ihre Stützen Tim Grozer und Rodrigo Quirogo verzichten mussten und Topscorer Daniel Malescha auf nur 4 Punkte kam. Da half auch das gute Debüt von VCO-Talent Erik Röhrs (12 Punkte) nichts.

Auch die Netzhoppers KW-Bestensee haben sich zu den Playoffs noch einmal verstärkt, holten als zusätzlichen Diagonalangreifer Filip John, 8. im Ranking der Bundesliga-Topscorer, vom Internatsteam VC Olympia Berlin. Der wurde gegen die Berlin Volleys gleich bester Scorer und MVP der Brandenburger, die aber beim 0:3 chancenlos waren.

Die Viertelfinal-Begegnungen:

SVG Lüneburg – WWK Volleys Herrsching 3:2
(25:21, 21:25, 25:21, 17:25, 16:14)
126 Min., 0 Zuschauer
MVP: van Solkema – Mantha
Scorer: Ewert (23), Lindberg (22), Pörner (11), Krage (9), Schlien (6), Peemüller (3) – Mantha (22), Penrose (19), Ilic (14), Peter, van der Ent (je 8), Kaminski (6), J. Tille (5), Wieczorek (2)

Netzhoppers KW-Bestensee – Berlin Volleys 0:3
(16:25, 21:25, 20:25)
75 Min., 0 Zuschauer
MVP: John – Carle
Scorer: John (11), Timmermann (8), Allik (6), Goralik, Droszynsky (je 4), Kovac (3), Westphal (2), Mönnich (1) – Carle (16), Patch (12), Tuia, Eder (je 9), Brehme (7), Grankin (2)

Bisons Bühl – VfB Friedrichshafen 3:2
(17:25, 25:21, 25:21, 20:25, 15:13)
127 Min., 0 Zuschauer
MVP: Gallas – Mote
Scorer: Gallas (27), Lopez (13), Kronthaler (11), Szabo, Henning, Jurkovics (je 3), Thiel, Vaskelis (je 1) – Weber (20), Mote (14), Juhkami, Marechal (je 12), Balean (11), Böhme (9), Vincic, Maase (je 3), van de Velde (1)

United Volleys Frankfurt – powervolleys Düren 1:3
(20:25, 28:26, 19:25, 16:25)
106 Min., 0 Zuschauer
MVP: Schöps – Kocian
Scorer: Schöps (18), Röhrs (12), Imhoff (10), Baxpöhler (9), Malescha, Dervisaj (je 4), Reinhardt (3), Schmidgall (1) – Brand (21), Gevert (19), B. Andrae (10), Broshog (8), van Berkel (7), Ernastowicz (5), Kocian (4), Burggräf (1)

NEWS AUS DER SZENE

Das nächste Live-Spiel im Free-TV auf Sport1 ist am Sonnabend (18 Uhr) der Hit Stuttgart – Schwerin aus der Frauen-Bundesliga.

Mit fünf deutschen Teams hatte das erste große Turnier 2021 im Beachvolleyball in Doha/Katar begonnen, alle überstanden die Gruppenphase, in der k.o.-Phase kam dann aber nach und nach das Aus – auch für die Vize-Weltmeister Julius Thole/Clemens Wickler, die ebenso im Achtelfinale ausschieden und Neunte wurden wie das Aushängeschild bei den Frauen, Laura Ludwig/Margareta Kozuch. Unterdessen ist der World-Tour-Kalender erstellt, auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio stehen noch 5 Vier-Sterne-Turniere an, als nächstes in Cancun/Mexiko mit gleich drei Turnieren hintereinander ab 16. April.