LüneHünen auf dem Prüfstand
Kriegt SVG schnell die Kurve?
Ehemals gleichwertiges, aufgerüstetes Frankfurt ist in kurzer Zeit vorbeigezogen
Es ist noch nicht lange her, da agierten die SVG Lüneburg und die United Volleys Frankfurt auf Augenhöhe. Vor drei Wochen standen die Hessen in der Tabelle sogar hinter der SVG. Viel passiert ist seitdem, Welten scheinen die Kontrahenten nun zu trennen, wenn sie an diesem Mittwoch um 19.30 Uhr in der Main-Metropole aufeinandertreffen – zu sehen im Internet-Stream auf sporttotal.tv oder auch im Public Viewing auf einer Großleinwand im Restaurant „Alexander der Große“ in Kirchgellersen (ab 19 Uhr).
Ballte sich vor kurzem noch das Verfolgerfeld hinter den überragenden Berlin Volleys dicht zusammen, so liegen jetzt fünf Punkte zwischen dem Fünften SVG und Frankfurt (4.), das seinerseits Rang zwei inzwischen in Sichtweite hat. Nichts könnte die unterschiedlichen Rahmenbedingungen deutlicher machen, als dieser durch personelle Änderungen begünstigte Wandel. Ein Weg, der aus finanziellen Gründen für die SVG völlig undenkbar wäre.
Hübner trifft zwei alte Bekannte wieder
Als bei United das Verletzungspech zuschlug und wieder einmal die Saisonziele in Gefahr gerieten, wurde der ohnehin schon hochwertige Kader kurzerhand mit zwei hochkarätigen Neuzugängen aufgefrischt: erst mit dem holländischen Nationalspieler Ewoud Gommans im Außenangriff, und dann sogar noch mit dem Diagonalen Jochen Schöps, eine Ikone im deutschen Volleyball. Und ein neuer Trainer kam zwischendurch mit dem Argentinier Juan Manuel Serramalera auch noch.
SVG-Chefcoach Stefan Hübner kennt sowohl seinen Kollegen als auch Schöps bestens. Unter Serramalera war er selbst noch Spieler während dessen Zeit als Co-Trainer der Nationalmannschaft, mit Schöps an seiner Seite hat er auf dem Feld einige Schlachten geschlagen und dann auch als Assistent von Bundestrainer Vital Heynen 2014 WM-Bronze gewonnen. Schöne Erinnerungen. Derzeit beschäftigen Hübner aber ganz andere Dinge. „Es gibt gerade einige Baustellen“, musste er am Sonnabend nach dem 0:3 gegen Herrsching zerknirscht eingestehen.
Die Zeit zur Aufarbeitung seitdem ist wegen der englischen Woche knapper als üblich, „aber es ist auch spannend zu sehen, wie die Spieler mit der Situation umgehen, wer jetzt Verantwortung übernimmt“, wendet Hübner ein und bestätigt: „Das ist jetzt gerade ein schwieriger Moment. Wir haben eine schlechte Phase, es geht uns gerade nicht leicht von der Hand. Aber das ist auch ein normaler Prozess, dass nicht immer alles nur glatt läuft.“
Am Sonnabend versuchte er den Abwärtstrend, der sich schon im Spiel zuvor in Friedrichshafen ankündigte, auch mit einem ungewohnten Wutausbruch zu stoppen. „Mal kann man versuchen, auf diese Art wachzurütteln und zu provozieren, aber das ist natürlich nicht ständig wiederholbar. Ich gehe dann auch relativ schnell wieder in den Analyse-Modus“, blickt der Trainer zurück. Doch nichts half. Deshalb geht es nach diesem blutleeren Auftritt vor allem erst einmal darum, so Hübner, „die Kurve zu kriegen und unabhängig vom Ergebnis gut zu spielen, mutig und mit guter Ausstrahlung. Und man muss einfache Sachen gut machen, um so auch wieder Selbstvertrauen zu sammeln“.
17-Mann-Kader lässt United alle Möglichkeiten
Frankfurt ist jedoch alles andere als ein Aufbaugegner, gewann schon das Hinspiel 3:1, wobei allerdings drei Sätze in die Verlängerung gingen. Aber genau diesen Kampfgeist müssen die LüneHünen auch jetzt wieder zeigen. Schöps wird vor dem Match sicher mit großem Brimborium vorgestellt und wird nach ersten Trainingseinheiten mit dem neuen Team wohl auch eine zumindest kurze erste Einsatzzeit bekommen. Coach Serramalera hat ohnehin die Qual der Wahl, denn auch die wochenlang verletzt fehlenden Floris van Rekom und Luke Smith gaben am Wochenende schon ihre Comebacks. Selbst Masahiro Yanagida wird nach einer am Wochenende erlittenen Verletzung (ausgekugelter Finger) als wieder spielfähig gemeldet. Inklusive zweier auch schon eingesetzten Youngster mit Zweitspielrecht für das Internatsteam VI Frankfurt (2. Liga) stehen nun 17 Spieler im Kader. Was für ein Luxus.