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Sechs Hände gegen Jordan Ewert, der es mit einem Lob versucht und "gepflückt" wird - Friedrichshafens Block mit Mateusz Biernat (Nr. 5), Marcus Böhme (11) und Luciano Vicentin (7) war nicht nur in dieser Szene eine Mauer. Foto: Behns

Friedrichshafen blockt SVG-Vormarsch

2:3 vor 3250 Fans in Partylaune in ausverkaufter LKH Arena

Der Jahresabschluss war noch einmal ein Volleyball-Feuerwerk – allerdings ohne Knalleffekt. Denn das Ergebnis wollte nicht so ganz zum außergewöhnlichen Rahmen passen. 2:3 (18:25, 27:25, 18:25, 26:24, 9:15) unterlag die SVG Lüneburg im Bundesliga-Verfolgerduell dem VfB Friedrichshafen vor der Rekordkulisse von 3250 Zuschauern in der erstmals ausverkauften, neuen LKH Arena. Einen Tag vor Silvester war das ein großer Kampf über 130 Minuten und beste Unterhaltung. Aber der Lieblingsgegner der SVG werden die Häfler sicher nicht mehr, hat der VfB doch u.a. auch schon in drei Pokalfinals die Oberhand behalten und ihnen nun diesen stimmungsvollen Abend vermasselt.

Die besondere Atmosphäre wurde schon deutlich, als die LüneHünen nach und nach zum Dehnen und Erwärmen einzeln den Innenraum betraten. Jeder wurde von hunderten erwartungsfrohen Fans mit großem Beifall begrüßt und gefeiert, manch einer schaute sich erst einmal erstaunt im weiten Rund um. Und als dann später angepfiffen wurde, schien die Szenerie eher zu hemmen. „Das war schon etwas ganz Besonderes, mit so einer Atmosphäre umzugehen, muss man auch erst einmal lernen“, erklärte der selbst beeindruckte Chefcoach Stefan Hübner den Fehlstart seines Teams.

Erst mühsam ins Match reingearbeitet

Hübner hatte wie erwartet die Starting Six aufs Feld geschickt, die auch vor Weihnachten zumeist gespielt hatte. Aber die kam im Eingangssatz vor allem erst einmal mit Jung-Nationalspieler Tim Peter nicht klar (7 Punkte) und arbeitete sich nach schnellem Rückstand (2:5) erst mühsam ins Match (6:7), um dann einem Debakel entgegenzusteuern (7:15), woran auch zwei frühe Auszeiten Hübners nichts änderten. Erst ein Wechsel des Zuspielers, von Joe Worsley zu Hannes Gerken, brachte Besserung. Die SVG fand wenigstens halbwegs wieder in die Spur und richtete sich an ein paar gelungenen Aktionen für den weiteren Verlauf auf.

In Durchgang zwei liefen die Gastgeber zwar zunächst wieder einem schnellen Rückstand hinterher (3:5), als aber Jordan Ewert mit zwei Assen auf 7:5 gedreht hatte, wuchsen Selbstvertrauen, Zuversicht und auch wieder die zwischendurch etwas abgekühlte Stimmung auf den Rängen. Ewert und Colton Cowell (je 6 Punkte) gaben in diesem Satz den Ton an, auch wenn sie von Friedrichshafens Block immer mal wieder gestoppt wurden. Aber die Führung gaben die LüneHünen nicht mehr aus der Hand (12:9, 18:15), konnten sie sogar mal bis auf 5 Punkte ausbauen (22:17). Beim VfB punkteten mittlerweile nur noch Außen Luciano Vicentin, am Ende auch Topscorer, und der Diagonale Michal Superlak konstant.

Die Süddeutschen ließen sich davon wenig beeindrucken, spulten routiniert und diszipliniert ihr Programm ab und hatten in Abschnitt drei zum Beispiel Ewert (2 Punkte) wieder besser im Griff. Dessen so gern gespielte „schmutzige“ Bälle, Wischer gegen den Block und Lobs, wurden immer wieder gepflückt – und der VfB zahlte immer öfter mit gleicher Münze zurück und freute sich dann diebisch. Nur Cowell und der wieder einmal sehr starke Jordan Schnitzer (je 4) hielten noch wirkungsvoll dagegen. Wo war eigentlich Lukas Maase? Der Diagonale hatte einen schlechten Tag, bis zu diesem Zeitpunkt nur einen Punkt pro Satz und am Ende fünf bei einer niederschmetternden Quote von 16 Prozent. Über die Zwischenstände von 7:8, 7:11, 11:16, 16:19 und 17:23 holten sich die Gäste die erneute Führung.

Sollten sie alle drei Punkte mitnehmen, obwohl sie geschwächt angereist waren? Denn der 1. Zuspieler Dejan Vincic, Mittelblocker André Brown und Außen Ziga Stern, alles Stammspieler, waren erkrankt daheim geblieben. Doch der „Ersatz“ ist nun einmal hochkarätig. Mittelblocker Marcus Böhme z.B. hat die ganze Volleyballwelt gesehen, zweimal an Olympischen Spielen teilgenommen und annährend 300 Länderspiele bestritten. In der LKH Arena durfte der mittlerweile 37-Jährige nun zeigen, was er immer noch für einen Wert hat. Der 2,12-Meter-Mann setzte aufreizend cool 6 Blocks, fügte denen noch 5 Angriffe und ein Ass hinzu und wurde zum MVP gewählt. Und der 2. Zuspieler Mateusz Biernat zog nicht nur variantenreich die Fäden, sondern packte auch im Block (4) und als Angreifer (3) zu.

Noch in den Tiebreak gerettet

Bei der SVG war inzwischen Joe Worsley als Zuspieler zurück, als neuer Mittelblocker kam im 4. Satz Xander Ketrzynski (für Pearce Eshenko), zudem drehte neben ihm Schnitzer mit 6 Punkten und einer 100%-Quote auf. So kamen die Hausherren, getragen vom Publikum, nach einem 9:12-Rückstand wieder zurück, lagen bei der zweiten technischen Auszeit vorn (16:15) und retteten sich noch in den kaum noch für möglich gehaltenen Tiebreak. Da allerdings war nach einem 2:0 bald die Luft raus. Friedrichshafen drehte vom 3:3 auf 3:7 – eine Vorentscheidung. Beim 5:10 musste dann noch Cowell nach längerer Behandlung verletzt vom Feld und alle waren froh, dass es nur ein heftiger Krampf im Oberschenkel war. Das Match aber war verloren, Tim Peter sorgte mit dem 9:15 für das Ende.

„Unsere sonstigen Säulen, die die Hauptlast im Angriff tragen, Jordan Ewert und Lukas Maase, haben sich heute leider sehr schwer getan. Aber wir haben Wege gefunden, uns ins Spiel reinzuwühlen und durchzuwursteln. So sind wir dennoch sehr, sehr zufrieden mit dem einen Punkt gegen einen sehr guten Gegner“, kommentierte Trainer Stefan Hübner ein wieder einmal spannendes Match. „Wir haben mehr Fehler gemacht als wir normal machen“, pflichtete der Sportliche Leiter Bernd Schlesinger bei, richtete aber gleich wieder die Blicke nach vorn: „Das muss man annehmen und daraus lernen. Wenn das gelingt, bin ich überzeugt, dass wir noch viel Gutes von unserer Mannschaft sehen werden.“

SVG: J. Worsley, Cowell, Schnitzer, Maase, Ewert, Eshenko – G. Worsley; eingewechselt: Gerken, Ketrzynski, Mohwinkel, Y. Böhme.

NEWS aus der Liga 

Die Niederlage gegen Friedrichshafen hat die SVG Lüneburg vorerst auch einen Platz unter den ersten Vier gekostet, denn gleichzeitig setzte Düren seine Aufholjagd fort und verbuchte in München gegen Haching seinen vierten Dreier in Serie. Am Mittwoch, 4. Januar, wartet auf die SVG der nächste Knaller mit dem Auftritt bei den Berlin Volleys. Haching ist schon am Dienstag im Derby gegen Herrsching wieder im Einsatz.

Die Spiele im Stenogramm:

SVG Lüneburg – VfB Friedrichshafen 2:3

(18:25, 27:25, 18:25, 26:24, 9:15)

134 Min., 3250 Zuschauer

MVP: M. Böhme (VfB)

Scorer: Cowell (18), Schnitzer (17), Ewert (14), Eshenko (6), Maase (5), Ketrzynski (3), Gerken (2), J. Worsley (1) – Vicentin (23), Superlak (19), Peter (17), M. Böhme (12), Nedeljkovic (8), Biernat (7)

TSV Haching München – powervolleys Düren 1:3

(25:22, 13:25, 23:25, 15:25)

107 Min., 250 Zuschauer

MVP: Brand (Düren)

Beste Scorer: Schumann (17), Heiskanen (10), Zeller (9) – Brand (19), John (18), Ernastowicz (14)

In eigener Sache 

Die SVG Lüneburg wünscht allen Sponsoren, Gönnern, Unterstützern, Freunden, Mitgliedernund Fans

einen guten Rutsch und für 2023 alles Gute!

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