Einfach locker bleiben und genießen
SVG trotz 3:2-Sieg im Hinspiel auch in Modena Außenseiter
Mit großer Vorfreude, aber ohne Druck: So haben sich die LüneHünen auf den Weg nach Italien gemacht, um Teil 2 von der sportlich wohl größten Herausforderung der Vereinsgeschichte anzugehen. An diesem Mittwoch, 20.30 Uhr, steht wieder Europapokal auf dem Programm, das Rückspiel im CEV Cup bei Valsa Group Modena Volley. Es geht um den Einzug ins Viertelfinale dieses zweitwichtigsten Club-Wettbewerbs des Kontinents. Und trotz des sensationellen 3:2-Triumphs im Hinspiel ist die SVG krasser Außenseiter und hat nichts zu verlieren – ein Ausscheiden wäre die normalste Sache der Volleyballwelt.
Top-Team spürt Druck nach 3 Niederlagen
Trotz klar verteilter Rollen, eins hat sich im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen geändert: Das Topteam Modena spürt plötzlich Druck, braucht auf jeden Fall einen Sieg, mindestens ein 3:2, um dann im Golden Set die Entscheidung herbeiführen zu können. Und so werden medial die Fans zur Unterstützung aufgefordert – die bei einem Hinspielerfolg wohl nur spärlich erschienen wären. 4848 Besucher waren es übrigens am Wochenende im ausverkauften „Tempel“ Pala Panini beim 1:3 gegen den immer mehr enteilenden Spitzenreiter Perugia. Weit mehr überraschend war aber eine Woche zuvor ein 1:3 in Mailand, beide Male mit der besten Sechs. Inklusive der Pleite in Lüneburg stehen also drei Niederlagen in der jüngsten Bilanz – und zumindest ein Hauch von Verunsicherung?
Schon nach dem Match in der LKH Arena kamen im Modena-Lager Diskussionen auf: um einen nicht passenden zweiten Anzug, nachdem zu Beginn nicht alle Stars spielten; und um strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, die bei einem Challenge-System angeblich anders ausgefallen wären – mag sogar sein, allerdings beiderseits. Und Erinnerungen an die letzte Saison wurden aufgewärmt, als eine noch hochkarätiger besetzte Mannschaft Modenas im Achtelfinale am französischen Außenseiter Tours scheiterte (1:3 auswärts, 3:2 im Rückspiel).
„Die ganze Situation nervt die natürlich. Das haben sie sich anders vorgestellt, hätten jetzt sicher gerne Spieler geschont. Die werden heiß sein und es uns zeigen wollen, aber das ist ja auch ein Kompliment für unser Geleistetes“, weiß SVG-Chefcoach Stefan Hübner aus eigener Spieler-Erfahrung, was in Italien in solchen Fällen los ist: „Das ist vergleichbar mit der Fußball-Kultur bei uns, wenn zum Beispiel Schalke gegen Dortmund spielt.“ Da wird im Vorfeld, rund ums Match und dann am Netz mit allen Mitteln der Verunsicherung gearbeitet, davon darf man sich nicht beeinflussen lassen. Das wird bei der Teamsitzung noch angesprochen, aber nicht groß zum Thema gemacht, denn das kennt die SVG in Spuren auch aus dem ein oder anderen Bundesliga-Standort.
Es geht wieder bei Null los
Wie ist bei den LüneHünen nach dem 3:2 vor zwei Wochen die Gefühlslage, reifen da nun doch Träume vom Weiterkommen? Hübner: „Man muss realistisch bleiben – wenn Modena alles abrufen kann, sind sie die bessere Mannschaft. Aber wir sind eklig zu spielen, verteidigen gut, produzieren lange Rallys, geben nie auf. Und unsere Nordamerikaner gehen ohnehin in jedes Spiel mit der Einstellung, dass sie alles zeigen wollen, was sie können und dass man in jedem Spiel eine Chance hat. Es geht schließlich wieder bei Null los.“
Überrollen lassen will sich die SVG jedenfalls nicht. „Es geht letztlich darum, wie man spielt, wie man auftritt. Wir wollen bei uns bleiben, keine Ehrfurcht vor der Situation haben, unseren Streifen spielen, alles geben. Wenn man dann trotzdem ausscheidet, ist das okay gegen so einen Gegner. 0:3 verloren haben wir übrigens bisher noch nicht, also uns mal eben überrollen ist nicht… Die Jungs sollen einfach genießen. Es gibt keine großen Erwartungen oder Befürchtungen, einfach nur freudige Erwartung auf ein tolles Spiel.“ Übrigens, das sei ergänzt: Im laufenden Wettbewerb haben die LüneHünen noch kein Auswärtsspiel verloren (3:0 Budva, 3:0 Bukarest, 3:2 Groningen).
Leider gibt es keinen Live-Stream von diesem Match, das somit nur am Ticker verfolgt werden kann.