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Jubel über ein seltenes Erfolgserlebnis in Friedrichshafen: v.l. Jordan Ewert, Auke van de Kamp, Lukas Maase (halb verdeckt) und Xander Ketrzynski. Hoth/VBL

Den nächsten Großen bezwungen

3:1 – erstmals mit drei Punkten zurück aus Friedrichshafen

Nun ist der Knoten tatsächlich auch gegen den VfB Friedrichshafen geplatzt. Nach drei knappen Niederlagen (bei einem Punktgewinn, 2:3) in dieser Saison haben die LüneHünen den Bock umgestoßen und den Angstgegner endlich bezwungen. Mit einem 3:1 (25:23, 22:25, 25:21, 25:18)-Triumph kehrten sie von der weitesten Auswärtsfahrt zurück, erst dem zweiten Sieg am Bodensee nach dem 3:2 im Januar 2019 und erstmals überhaupt mit drei Punkten. Damit lösten sie die Häfler auch auf Platz 2 der oberen Zwischenrunde ab – eine bessere Ausgangsposition denn je für die Playoffs. Denn bliebe es dabei, ginge es im Viertelfinale gegen den Gesamt-7. bzw. 3. der unteren Zwischenrunde, derzeit die Netzhoppers KW-Bestensee. Tickets für den Start mit einem Heimspiel am 25. März sind bereits im Vorverkauf erhältlich auf https://tickets.svg-lueneburg.de/tickets

Überraschende Aufstellungsvarianten

Das Match im tiefen Süden bot gleich mehrere Überraschungen. Chefcoach Stefan Hübner, der sich im Vorfeld noch etwas geheimnisvoll gegeben hatte und nicht verraten wollte, an was die SVG in den zwei Wochen seit dem letzten Auftritt gefeilt hatte, bot eine völlig andere Starting Six als üblich auf. Am meisten verblüffte, dass Lukas Maase, eigentlich ja zum Diagonalangreifer umgeschult, erstmals im SVG-Trikot in den Mittelblock (neben Jordan Schnitzer) zurückkehrte. Dort spielt er ja auch im Nationalteam, im vergangenen Sommer mit sehr starken Leistungen. Diagonal gab Yann Böhme nach einer Blinddarm-Operation Anfang Februar sein Comeback. Und im Außenangriff durfte Auke van de Kamp statt des in der Annahme so starke Colton Cowell ran.

„Colton hatte in der Wochenmitte Fieber und konnte nicht trainieren. Als wir losfuhren, war er wieder okay, hatte hier dann aber einen Rückschlag – das war mir insgesamt zu riskant“, begründete Hübner den Verzicht und schob nach: „Auke hätte aber wohl ohnehin angefangen, der hatte eine gute Trainingswoche.“ Und der Holländer zeigte dann tatsächlich auch, dass man stets auf ihn bauen kann, wurde mit 14 Punkten (Quote 48%) zweitbester Scorer hinter Jordan Ewert (20) und stand auch in der Annahme, wo er am häufigsten vom VfB gesucht wurde, seinen Mann (66%). Nicht so gut kam Böhme zurecht und musste bald Platz machen für Xander Ketrzynski. Der sonstige Mittelblocker spielte dann auf Diagonal auch fast durch – die nächste Überraschung.

Zum Spiel. Die Häfler legten ein 8:5 bis zur ersten technischen Auszeit vor, verloren aber nach einem 11:7 den Faden und mussten die Gäste bis auf 11:10 herankommen lassen. Die wendeten dann alsbald das Blatt (14:15) und gaben die Führung nicht mehr her, zumal der eingewechselte Ketrzynski schnell im Spiel war. Vor allem Ewert (5) und van de Kamp (4), der per Pipe auch den dritten Satzball zum 23:25 verwandelte, machten den Hausherren am meisten zu schaffen. Bedenklich waren nur die vielen Aufschlagfehler (7 – VfB 8), was Hübner aber zu verschmerzen fand: „Das war ja selten der erste Aufschlag, mehr der zweite oder dritte in einer Reihe – das ist ein wichtiger Unterschied.“

Das änderte sich dann aber in Satz zwei, beide Teams übertrafen sich in fehlerhaften Aufschlägen, satte 9 hatten die LüneHünen. Hinzu kamen eine Reihe von Eigenfehlern und Mißverständnissen in der Annahme. Spielfluss konnte so nicht aufkommen. Trotzdem schaffte es die SVG, Rückstände wieder aufzuholen (von 7:4 auf 7:7, von 16:12 auf 18:17), verschenkte aber letztlich diesen Satz regelrecht, zumal bei den Häflern sonstige Leistungsträger kaum zur Geltung kamen – insbesondere der Diagonale Michal Superlak (nur 7 Punkte), der der SVG in den vorherigen Duellen stets an die 20 oder mehr Punkte eingeschenkt hatte. Nur Mittelblocker Nedeljkovic, der auch den Satzball zum 25:22 versenkte, war regelmäig erfolgreich und am Ende auch bester VfB-Scorer (12).

Nach Satz zwei Faden wiedergefunden

Zum dritten Satz blieb bei der SVG der zuvor für Schnitzer eingewechselte Pearson Eshenko auf dem Feld und wurde noch ein wichtiger Faktor (6 Punkte bei 75%). Bei den Hausherren dagegen ging die Leistungskurve steil bergab. Chefcoach Mark Lebedew, dessen Vertragsverlängerung um zwei Jahre vor dem Match bekanntgegeben wurde, wurde erst sauer und dann immer verzweifelter. Fast sein komplettes Team wechselte er im Verlauf des dritten Satzes durch, nichts half. Der Gegner war nun einfach im Flow, zog über 5:8 und 7:13 auf 10:19 und schließlich 16:22 davon, bevor es die SVG doch noch einmal spannend machte (21:23).

Diese Blöße gaben sich die Lüneburger dann im vierten Satz aber nicht mehr, zogen nach der ersten technischen Auszeit (7:8) langsam davon bis auf maximal 6 Zähler. Insbesondere Ewert nahm nun das Heft entschlossen in die Hand (8 Punkte), besorgte auch den Matchball mit einem Block. Aber auch Ketrzynski brachte 4 seiner 8 Angriffe durch und kam noch auf insgesamt 13 Punkte. Maase hatte übrigens im Mittelblock auch eine starke 64%-Quote (7 Punkte), wurde aber wegen der VfB-Blockqualitäten nicht so häufig gesucht. Ansonsten verteilte Zuspieler Joe Worsley aber die Bälle in überragender Manier – schnell, präzise, variabel – und wurde verdient MVP.

Spielerisch haben die LüneHünen sicher schon bessere Leistungen abgeliefert. Aber angesichts der drei wertvollen Punkte ist das locker zu verschmerzen. „Der zweite Satz war ärgerlich und unnötig – gut aber, dass wir danach wieder Fahrt aufgenommen haben. Insgesamt kann man schon zufrieden sein“, fasste Hübner 110 wechselhafte Minuten Netto-Spielzeit zusammen.

SVG: Ewert, Schnitzer, Böhme, van de Kamp, Maase, J. Worsley – G. Worsley; eingewechselt: Ketrzynski, Mohwinkel, Eshenko, Gerken.

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