Außer Spesen nichts gewesen
Alpenvolleys fordern auf zur Samba
Nicht nur die vier Brasilianer beeindrucken beim 3:1 gegen die LüneHünen
Als befürchtet stark erwies sich der erste Auswärtsgegner der Saison für die LüneHünen – als zu stark: Die Alpenvolleys Haching unterstrichen mit einem 3:1 (25:21, 22:25, 25:16, 25:22)-Erfolg in 104 Minuten Netto-Spielzeit, dass sie ihren hochgesteckten Saisonzielen gerecht werden und sich zur Nummer drei der Bundesliga aufschwingen können. Die Großen Zwei, VfB Friedrichshafen und Berlin Volleys, müssen sogar aufpassen, dass sie nicht noch erheblich mehr von dem Multi-Kulti-Team aus Innsbruck und Unterhaching geärgert werden.
Insbesondere die vier Brasilianer sorgen derzeit für Achtungszeichen, wenn die Alpenvolleys antreten. Die Fans scheinen allerdings der Mannschaft noch etwas skeptisch gegenüberzustehen. Nur 490 Zuschauer wollten die Heimpremiere in Unterhaching sehen, der Hallensprecher musste alles in die Waagschale werfen, um sie zu lautstarker Unterstützung zu animieren.
Wenn ständig Bomben übers Netz fliegen…
Kapitän Douglas Duarte Souza da Silva (12 Punkte) und Pedro Henrique Frances (6) bilden wie schon im letzten Jahr einen Mittelblock, der besonders bei Schnellangriffen glänzt. An ihrer Seite spielt nun, aus der PlusLiga von Weltmeister Polen gekommen, eine enorme Verstärkung mit Außenangreifer Hugo de Leon Guimaraes da Silva, kurz „Hugo“. 20 Punkte gingen auf sein Konto, darunter fünf Aufschlag-Asse. Vorzüglich eingesetzt werden sie alle immer wieder von ihrem Landsmann Danilo Gelinski – der Zuspieler drosch sogar sieben Asse ins SVG-Feld. Insgesamt waren es 17 Asse von den Alpenvolleys! Libero Tyler Koslowsky hatte einen schweren Job, hatte an Ende immerhin noch eine Annahmequote von 46 Prozent.
„Diese Aufschlagstärke ist natürlich eine Waffe“, musste Chefcoach Stefan Hübner anerkennend einräumen. „Wenn ständig solche Bomben über das Netz kommen, ist es schwer, die Annahme zu halten. Trotzdem haben wir das in den ersten beiden Sätzen gut gelöst, haben auch sonst so gespielt, wie ich mir das vorstelle, mit nur sehr wenigen Eigenfehlern.“
Im Angriff hing allerdings zunächst viel an dem gut aufgelegten Ray Szeto (am Ende 19 Punkte), den die Gastgeber nicht in den Griff bekamen. Als Ryan Sclater nach punktlosem ersten Satz in Durchgang zwei endlich auch die Lücken fand (13 Punkte), als Noah Baxpöhler (7) einige Male im ersten Tempo erfolgreich war, reichte es auch zum zwischenzeitlichen 1:1-Stand und Hoffnung auf mehr.
Großer Fight hätte wenigstens einen Punkt verdient gehabt
Aber dann lief beim Gegner auch langsam der im zweiten Satz eingewechselte neue Diagonale Kirill Klets heiß. Der russische 2,10-m-Riese (12 Punkte) strahlt enorme Präsenz aus. Es sind ohnehin nicht nur die Akteure aus dem Land des Samba, die mit den Gegnern auf dem Parkett tanzen. Beeindruckend auch der neue polnische Außenangreifer Pawel Halaba, sprungkräftig, mit einem gewaltigen Armzug, aber auch viel Raffinesse und gutem Auge. Er kam auf 17 Punkte, hatte zwar „nur“ eine Quote von 45 Prozent, düpierte die SVG aber immer wieder mit gut getimten Lobs.
Das kann zermürben, wenn man Mal auf Mal vergeblich versucht, den Ball vom Boden zu kratzen. Verloren die LüneHünen auch aus diesem Grund den Faden, wie Hübner später konstatierte? Immerhin konnte er auch zufrieden registrieren, dass seine Mannen nie aufgaben, auch bei einem deprimierenden 0:7-Rückstand in Satz vier nicht, dass die nach und nach eingewechselten Matthias Pompe, Florian Krage, Jannik Pörner und Gijs van Solkema einigen Anteil an einer Aufholjagd hatten, die fast noch zum Tiebreak gereicht hätte. Zumindest ein Punkt wäre für den großen Fight, den die LüneHünen lieferten, auch verdient gewesen.