Achterbahnfahrt mit Happyend
SVG gewinnt wechselvolles Nordderby gegen Giesen 3:2
Das war ein hartes Stück Arbeit im ersten Match des neuen Jahres. 122 Minuten Netto-Spielzeit mit vielen Aufs und Abs benötigte die SVG Lüneburg, um im Nordderby der Volleyball-Bundesliga mit 3:2 (23:25, 25:20, 25:23, 21:25, 15:11) gegen die Giesen Grizzlys die Oberhand zu behalten, damit auch das vierte Heimspiel gegen den Niedersachsen-Rivalen zu gewinnen und die Stellung als Nummer 1 im Norden zu untermauern. 452 Zuschauer in der LKH Arena freuten sich jedoch über einen kurzweiligen frühen Abend und die meisten – außer den Giesen-Fans – über das Happyend.
Die Anfangsaufstellung von Chefcoach Stefan Hübner barg dieses Mal keine Überraschungen, auch nicht, dass Arthur Nath nach seinem guten Auftritt zuletzt im ungewohnten Diagonalangriff dort erneut auftauchte und seinen Platz Außen wieder Auke van de Kamp einnahm. Beide unterstrichen von Beginn an, dass das eine gute Lösung ist. Nath sammelte schon im 1. Satz sechs Punkte, der Holländer drei, zwei davon mit Blocks. Aber nach einem guten Start (9:5) kam ein Bruch ins Spiel, weil das Service noch zu wünschen übrig ließ und weil die Gäste effektiver und gieriger im Angriff waren und im Aufschlag mehr Druck machten (u.a. vier Asse).
So wendete sich das Blatt langsam (10:11, 13:17), insbesondere der Diagonale Renato Colito war on fire (7 Punkte). Erst beim 23:23 per Block durch van de Kamp hatten die LüneHünen wieder gleichgezogen, doch den Satzball verwertete dann Colito per Ass. „Dass wir den Satz weggegeben haben, ist ärgerlich. Lange hatten wir alles unter Kontrolle, dann liegen wir auf einmal wieder unnötig 0:1 zurück“, wurmte Hübner, dass seine Mannen nun unter Zugzwang waren.
Nath wieder gut im ungewohnten Diagonalangriff
Die nahmen dann aber das Heft in die Hand und minimierten ihre Fehler vor allem im Aufschlag. Giesen nahm eine frühe Auszeit (4:1 für die SVG), fand aber nicht zum Rhythmus des ersten Satzes zurück, auch nicht später durch drei Personalwechsel. Mit entscheidend dafür war, dass der im Hinspiel noch so starke Außenangreifer Lorenz Karlitzek nur im Block (3 Punkte) auffällig war. Bei eigenen Angriffen wurde er selbst mehrmals geblockt, allein in der Startphase dieses zweiten Durchgangs zweimal durch Pearson Eshenko und Nath. So zogen die Hausherren langsam davon (8:5, 14:8, 18:11), bis schließlich Jordan Ewert mit zwei Punkten den Deckel draufmachte.
Ohnehin wurde Ewert nach verhaltenem Beginn immer stärker, was ihm ein Sonderlob einbrachte. „Als Jordi erstmal im Spiel war, hatte er überragende Werte“, bescheinigte ihm sein Trainer. So wurde der 24-Jährige auch wieder einmal Topscorer (22 Zähler). Sechs Punkte waren es in Satz drei, drei davon in der Endphase. Doch die Grizzlys blieben bissig, besonders durch Magloire Mayaula, der wieder einmal zeigte, welch ein effektiver Schnellangreifer er ist. 19 Punkte sammelte der Mittelblocker, 13 davon im Angriff (81%). Und Außen schlug Stijn van Tilburg immer häufiger zu (5, insgesamt 18). Nur gut, dass sein holländischer Landsmann auf SVG-Seite so gut aufgelegt war. Van de Kamp buchte in diesem Satz 7 seiner 14 Punkte, darunter die zum 24:22 und 25:23.
Nun hieß es nach Sätzen also 2:1, doch Giesen wehrte sich, vor allem durch Kapitän Hauke Wagner, auf Diagonal jetzt dauerhaft für Colito dabei. Zunächst aber zeigten zwei Blocks von Mayaula gegen Nath sowie ein Mayaula-Schnellangriff Wirkung – frühe SVG-Auszeit (2:5). Der Rückstand blieb, in unterschiedlicher Größe. Kam die SVG heran (14:15 Ewert), schlug Wagner – insgesamt 5 Punkte – zurück (14:16). Nur drei Geschenke durch leichte Eigenfehler ließen die LüneHünen im Spiel, bis der Gegner schließlich Satz fünf erzwang.
Aufschlagserie van de Kamps beendet harte Arbeit
Der Tiebreak wurde dann noch einmal zum Nervenkitzel. Ewert sorgte maßgeblich für eine 5:4-Führung, die die Gäste zum letzten Seitenwechsel auf 7:8 umdrehten und noch einen Zähler drauflegten, weil die LüneHünen einige dicke Chancen liegen ließen. Das Aus? Nein, der nächste Ball ging ins Netz. Und dann kam van de Kamp zum Service, das von ihm im Verlauf des Matches immer sicherer und druckvoller geworden war. Seinem 9:9 per Ass ließ er drei weitere Kracher folgen, einer davon ein weiteres Ass mithilfe der Netzkante (11:9) – etwas Glück braucht man eben auch. Als Michel Schlien dann noch einen Block zum 13:9 gegen Timon Schippmann setzte, war Giesen der Zahn gezogen. Nath sorgte mit seinen Punkten 19 und 20 für das Match-Ende. Die Zuspieler beider Teams, Joe Worsley und Jan Röling, erhielten die MVP-Medaillen in Gold und Silber.
Mit den zwei verbuchten Punkten hat die SVG nun Hauptrunden-Platz 5 endgültig sicher, setzt man mal einen weiteren Erfolg am kommenden Wochenende gegen Schlusslicht Haching voraus. Dieser Platz ist ja die beste Startbasis für die Zwischenrunde. Die ist ab dem 22. Januar geplant. Ob es dabei bleibt, erscheint aber derzeit wegen der sich häufenden Terminprobleme fraglich – allein Friedrichshafen und Frankfurt haben noch je drei Spiele nachzuholen.
SVG: Van de Kamp, Eshenko, Nath, Ewert, Schlien, Worsley; Koslowsky. Eingewechselt: Gerken, Peemüller, Solbrig.