Abschied voller Dankbarkeit
Erik Röhrs tut Olympia-Aus mehr weh als Operations-Folgen
Lange hat es gedauert, bis aus frühen Vermutungen und einem sich später immer mehr verdichtenden Gerücht die offizielle Bekanntgabe wurde, nun aber hat der italienische Erstligist Mint Vero Volley Monza den Zugang von Erik Röhrs verkündet. Der 23-jährige Außenangreifer hat ja zuletzt eine großartige Saison in Lüneburg gespielt und wesentlich zum Erfolg beigetragen, insbesondere in der Champions League und im CEV Cup dicke Ausrufezeichen gesetzt und war somit nicht zu halten, obwohl viele ihn gerne noch Jahre im Trikot der LüneHünen gesehen hätten.
Emotionale Interaktionen mit den begeisterten Fans
Röhrs wird bei der SVG unvergessen bleiben, nicht nur wegen seiner Leistungen, auch wegen der Emotionen, die er in der LKH Arena ausgelebt hat – mit einem Funkeln in den Augen, das nicht selten zu einem Feuer(werk) wurde. Oft drehte er nach gelungenen Aktionen und wichtigen Punkten eine Jubelrunde über den Court und heizte so die gute Stimmung auf den Rängen noch weiter an. Höhepunkt der Interaktion mit den Fans war der verwandelte Matchball im CEV Cup gegen Izmir mit anschließendem Sturmlauf auf die Tribüne des Lüneblocks. Diese spezielle Feier des Finaleinzugs, zigfach geklickt auf den Social Media Plattformen, ging für immer in die SVG-Geschichte ein.
Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen wäre dann nur folgerichtig gewesen, zumal er im Herbst 2023 bei der Qualifikation in Rio de Janeiro schon dazu beigetragen hatte – als Backup zum Diagonalen Georg Grozer, den er in Brasilien mehrmals gut vertrat und mit dem er bei dem Turnier ein Zimmer teilte. Doch noch vor Beginn der Nations League in diesem Frühsommer wurde Röhrs aus allen Träumen gerissen, musste operiert werden, weil eine Engstelle zwischen Schlüsselbein und der ersten Rippe eine Arterie einquetschte. Folge: Die Hand wurde schlecht durchblutet, die Finger immer öfter taub. Vor gut drei Wochen stand dann die Operation an, und inzwischen geht es wieder aufwärts.
„Es ist nahezu perfekt gelaufen, ich bin sogar vor dem Zeitplan“, erzählt der Rekonvaleszent. „Nach zwei Wochen konnte ich schon mit leichtem Krafttraining anfangen und bin wieder absolut zuversichtlich, dass alles in Ordnung kommt. Rechts die erste Rippe wurde entfernt – es gab keine andere Option, um wieder fit zu werden – und ich habe dort inzwischen keine Schmerzen mehr. Aber ich muss mich bremsen, die rechte Schulter muss natürlich noch geschont werden. Ich bin jetzt in Berlin im Internat, mache hier die Physio und habe eine Reha-Trainerin, die ich von früher aus meiner VCO-Zeit kenne. Hier bin ich in besten Händen.
“Wie ist der weitere Ablauf der Reha? „Trainingsbeginn in Monza ist am 12. August, das ist eindeutig zu früh für mich. Der Plan ist, nach drei Monaten ins Balltraining einzusteigen. Es kann also sein, dass ich den Saisonstart verpasse. Das ist aber insofern kein Problem, weil ich für länger unterschrieben habe, ich habe einen 2+1-Vertrag“, klärt Röhrs auf – also 2 Jahre plus 1 Jahr Option. Das gibt Sicherheit und schützt auch vor falschem Ehrgeiz. Auf der Homepage Monzas wird Röhrs so zitiert: „Es ist ein großer Schritt vorwärts in meiner Karriere… Ich bin sehr dankbar für die Chance, die mir Vero Volley gegeben hat. Ich kann es kaum erwarten, dieses Vertrauen zurückzuzahlen…“ Immerhin kommt er zum italienischen Vizemeister, der im Halbfinale überraschend Titelverteidiger Trentino mit 3:2 Siegen ausgeschaltet hatte (Playoff-Finale: 1:3 Niederlagen gegen Perugia) und im Finale des europäischen Challenge Cups stand (1:3, 1:3 gegen Warschau).
„Es war das perfekte Jahr in Lüneburg“
Gern und voller Dankbarkeit blickt Röhrs aber auch auf die Saison in Lüneburg zurück: „Ich kann nur nochmal allen Danke sagen für die tolle Zeit. Ich wurde von Anfang an bestens, wie in einer Familie, aufgenommen und habe mich sofort zu Hause gefühlt, obwohl ich ja wegen der Olympia-Quali erst ganz spät dazugekommen bin. Und aus rein sportlicher Sicht muss ich mich beim Trainerteam bedanken, dass sie mich überhaupt haben wollten. Ohne dieses Sprungbrett wäre der jetzt folgende Weg gar nicht möglich gewesen. Es war das perfekte Jahr in Lüneburg, das werde ich nie vergessen.
“Verfolgt er denn in den letzten und nächsten Wochen aufgeregt den Weg der Nationalmannschaft? Röhrs: „Verfolgen schon, aber nicht sehr intensiv. Ich versuche eher, etwas Abstand zu bekommen, denn es tut schon immer noch weh, dass der Olympia-Traum geplatzt ist. Wer weiß, ob so eine Chance nochmal kommt. (hre)
Ketrzynski im Olympia-Kader
Unterdessen hat es LüneHüne Xander Ketrzynski,seit diesem Sommer A-Nationalspieler Kanadas, auch in den Olympiakader geschafft und fährt als 2. Diagonalangreifer und Konkurrent zu Arthur Szwarcmit nach Paris. Für Ex-LüneHüne Pearson Eshenko (Benfica Lissabon), eigentlich auch ein sicherer Anwärter, ist dagegen wie für Röhrs wegen einer Verletzung der Traum geplatzt. Der Mittelblocker knickte gegen Ende der Nations League um und zog sich eine Bänderverletzung zu, war dann schon beim Spielgegen die DVV-Auswahl am 20. Juni nur aufKrücken Zaungast. (hre)
NEWS aus der Liga
Simon Plaskie vervollständigt den Kader der Berlin Recycling Volleys als vierter Außenangreifer. Der belgische Nationalspieler kommt vom Spitzenclub Knack Roeselare, gewann dort in den letzten beiden Spielzeiten das Double.
Mit der Verpflichtung von Alex Knight (23) als 14. Spieler ist der Kader der powervolleys Düren komplett. Der US-Außenangreifer kommt vom College-Meister University of California Los Angeles (UCLA).
Auch der VfB Friedrichshafen hat seine Kaderplanung abgeschlossen. Mannschaftssenior Marco Böhme (fast 39) hat noch einmal um ein Jahr verlängert. Der Mittelblocker geht damit in seine insgesamt 8. Saison (mit Unterbrechung) am Bodensee. Als vierter Außenangreifer kommt der ukrainische Nationalspieler Nazar Hetman von Shabab Al-Ahli in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der 21-Jährige war auch schon im belgischen Maaseik.
Die Außenangreifer Daniel Hähnert und Linus Engelmann haben bei den Netzhoppers KW verlängert, ebenso Mittelblocker Odin Gnilitza. Zuspieler Jonas Lind wechselt in die 2. Mannschaft, steht aber noch für den Notfall zur Verfügung.
Neu für den Mittelblock hat die FT 1844 Freiburg Karl-Lennart Klehm und Charlie Figy verpflichtet. Klehm (21) kehrt nach einem Jahr an der University of Charleston aus den USA zurück, war davor beim VC Olympia Berlin und beim Zweitligisten VC Dresden. Der US-Amerikaner Figy (22) kommt von der William Penn University in Oskaloosa (Iowa). Verlängert haben Außenangreifer Linus Hüger (für ein 3. Jahr) sowie die Urgesteine Jonathan Schönhagen (Libero), Lorenz Rudolf (Zuspieler) und Fredrik Frisch (Mittelblock).
NEWS aus der Szene
Für den Ligacup (früher Bounce House Cup), dem Saison-Vorbereitungsturnier vom 13. bis 15. September in Hildesheim und dem Vorort Giesen mit allen Männer-Bundesligisten, hat der Vorverkauf begonnen. Alle Kartenoptionen sind über www.ticketmaster.de erhältlich.
Erster Erfolg für Trainer Vital Heynen im neuen Job: Der Belgier führte China, 2023 abgestiegen, zurück in die Volleyball Nations League (VNL). Beim Challenger Cup wird seit 2018 unter 8 Teams der 5 Kontinentalverbände ein Aufsteiger zur VNL gesucht, China traf im Finale ausgerechnet auf Heynens Heimatland Belgien und gewann 3:1. Das Spiel um Platz 3 gewann Ägypten 3:2 gegen die Ukraine.
Spektakulärer Transfer in Polen: Wilfredo Leon (31), wohl der kompletteste und beste Volleyballer der Welt, wechselt nach 6 Jahren im italienischen Perugia zu LUK Lublin. Der gebürtige Kubaner, der eine Polin geheiratet und die polnische Staatsangehörigkeit angenommen hat, spielt damit zum ersten Mal in der Heimat seiner Frau.
Nationalspieler Tobias Brand wechselt innerhalb der polnischen PlusLiga vom Viertelfinalisten LUK Lublin zum Spitzenteam Project Warschau, wo auch Linus Weber noch Vertrag hat. Warschau war zuletzt 3. und gewann den europäischen Challenge Cup.
Beach-NEWS
Ihre gute Form bewiesen einmal mehr Nils Ehlers/Clemens Wickler beim Turnier in Gstaad (Schweiz), einer Veranstaltung der höchsten Kategorie Elite 16, bei der sie nach einem knappen 18:21, 25:27 im Viertelfinale gegen die Weltranglisten-1. und späteren Turniersieger Ahman/Hellvig (Schweden) Fünfte wurden. Für alle anderen deutschen Duos war nach der Pool-Phase Schluss.