Wenn eigentlich alles stimmt außer dem Endergebnis…
Starker Pokalauftritt der SVG, aber wieder Finale verloren
Wie bitter ist das denn?! Da waren die LüneHünen auf Kurs Pokal-Überraschung, und dann blieben doch wieder nur die Medaillen für die Verlierer: Zum dritten Mal Silber im dritten DVV-Pokalfinale, wieder das Nachsehen gegen den VfB Friedrichshafen. Dieses Mal nach einem heiß umkämpften Match mit 1:3 (20:25, 25:17, 24:26, 23:25) nach zweimal 0:3 in den Jahren 2015 und 2019. Viel Lob für ein großes Match, für viel Kampf und hochklassigen Volleyball – das war aber alles ebenso wenig ein Trostpflaster wie das Urteil vieler Experten, dass die Häfler ein etwas glücklicher Sieger nach 123 Minuten vor 3425 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena waren.
Endlich wenigstens der erste Satzgewinn im dritten Endspiel
Der Traum vom ersten Titel der Vereinsgeschichte platzte jäh in der Endphase des vierten Satzes, als die SVG erst eine 5-Punkte-Führung von 18:13 auf 18:16 zusammenschmelzen lassen musste und dann nach dem 19:16 gar eine Serie von sieben Zählern des Gegners zuließ – 19:22. Zwar kamen die Lüneburger noch einmal auf 22:23 heran, dann aber verwandelte Luciano Vicentin gegen einen Doppelblock von Arthur Nath und Pearson Eshenko den zweiten Matchball und ließ den VfB ausgelassen und ausgiebig seinen 17. Pokal-Triumph feiern. Der argentinische Außenangreifer war mit 16 Punkten auch bester Scorer seiner Mannschaft.
„Das war ein ganz enges Spiel, so wie wir es uns gewünscht und vorgestellt haben“, analysierte Chefcoach Stefan Hübner, „nach etwas schwieriger Anfangsphase waren wir gut drin, haben viele Dinge richtig gut gemacht. Wie eng es war, zeigt auch, dass am Ende nur ein Ballpunkt mit 92:93 nach vier Sätzen den Unterschied gemacht hat. Die Jungs haben viel Herz gezeigt, waren locker und doch konzentriert, haben das richtige Maß an Emotionen gezeigt, haben gut gefightet und Bälle hoch gekratzt, lange Rallys gespielt. Also eigentlich alles gut. Da tut das jetzt natürlich richtig weh, viel mehr als die beiden 0:3-Niederlagen in den Jahren vorher.“
Das Team vom Bodensee hatte auch den besseren Start erwischt. Die SVG, in der erwarteten Formation der letzten Spiele – plus Youngster Theo Mohwinkel und Oldie Matthias Pompe als 2. Libero im sonstigen 12er-Kader – brauchte eine Weile, um in diesem Endspiel anzukommen. Vor allen Dank des anfangs groß auftrumpfenden Simon Hirsch, der acht seiner insgesamt 15 Punkte im Eingangssatz machte, zog der Rekord-Cupgewinner bald auf 11:6 und dann auf 13:6 davon – Hübner versuchte vergeblich, das Unheil durch zwei schnelle Auszeiten in Folge zu stoppen. Als die SVG sich wieder auf 12:15 herangekämpft hatte, nahm auch Hübners Kollege Mark Lebedew eine Auszeit, dann war für sein Team alles wieder im Lot, Hirsch machte den Satz schließlich zu.
Satz zwei wie aus einem Guss von den LüneHünen
Im zweiten Satz war dann aber die SVG voll da, insbesondere der insgesamt enorm starke Pearson Eshenko und Jordan Ewert (je 5 Punkte) waren nicht mehr zu halten und Arthur Nath war wie schon im ersten Durchgang (je 4) gut dabei. Da zudem die Fehlerquote im Aufschlag klein blieb, ging es über eine 9:7-Führung auf 12:7. Und nun machten sich auch die etwa 300 SVG-Fans unter den Zuschauern – die zunächst geschockt gewirkt hatten – immer lauter bemerkbar. Nun versuchte Lebedew mit zwei Auszeiten schnell hintereinander gegenzusteuern. Da aber Klasse-Zuspieler Joe Worsley seiner ersten Aufschlagserie anfang dieses Satzes später noch eine zweite hinzufügte, blieben auch Wechsel beim VfB weitgehend wirkungslos. Über 17:9 und 19:15 ging es in die Crunchtime, bis Eshenko mit zwei Punkten in Folge den Sack zuband.
Nach diesen so unterschiedlichen Sätzen waren beide Kontrahenten im dritten Durchgang absolut ebenbürtig. Der VfB legte bis zu vier Punkte vor (4:8), beim 15:15 hatte die SVG egalisiert. Bei der SVG lief nun besonders Ewert heiß (7 seiner 18 Punkte). Beim 19:18 führten die LüneHünen dann sogar erstmals, hin und her ging es nun. Die Crunchtime war schon weit fortgeschritten, beim 23:23 setzte Hirsch einen Ball vermeintlich ins Aus, die beantragte Challenge zeigte jedoch „in“ – statt 24:23 also 23:24. Einen Satzball wehrte die SVG noch ab, dann wurde Nath von Vicentin geblockt, 24:26 und 1:2-Satzrückstand statt 2:1-Führung.
Die Mannen um den starken Libero Tyler Koslowsky (78% positive Annahmen) steckten das jedoch weg und legten in Abschnitt vier nochmal zu. Der Vorsprung wuchs bis auf 13:8. Der VfB kam wieder heran (13:12), die SVG konterte (17:12) und schien besonders dank Eshenko (5) und Auke van de Kamp (4) den Tiebreak anzusteuern. Doch ab dem 19:17 machten die LüneHünen dann zu lange keinen Punkt mehr (s.o.) und gingen bald darauf konsterniert vom Feld, selbst durch viel Beifall ihrer Fans nicht wieder aufzubauen.
Ewert kann persönliche Ehrung nicht trösten
Die Enttäuschung sah man insbesondere Ewert bei der Auszeichnung zum „Player of the Match“ an. Kein Trost? Ein kurzes, energisches „No!“ war die Antwort und nach etwas Bedenkzeit sprudelte es aus ihm hinaus: „Das tut einfach nur weh – wir hatten sie doch, standen zumindest kurz vor dem Satzausgleich. Wir wollten die Goldmedaille unbedingt, ich wollte sie unbedingt – nicht nur für meine Karriere, denn so ein Titel bleibt ja ewig. Ich wollte es besonders auch für die Jungs, die es schon mehrmals vergeblich versucht haben. Schade, dass es jetzt im Playoff keine Revanche-Möglichkeit mehr gibt, die hätte ich sehr gerne gespielt. Aber dann müssen wir eben gegen andere Gegner das Maximale anstreben.“
Die SVG spielte mit Worsley, Ewert, Eshenko, Nath, van de Kamp, Solbrig; Koslowsky. Eingewechselt: Gerken, Peemüller, Schlien, Stöhr.
Statistik:
Blocks: SVG 11, VfB 10 – Service: SVG 12 Fehler/1 Ass, VfB 19 Fehler/4 Asse – Scorer, SVG: Ewert (18), Eshenko, Nath (je 13), van de Kamp (9), Solbrig (5), Worsley (1); VfB: Vicentin (16), Hirsch (15), Cacic (12), Maase (8), Aganits (7), van Berkel (6), Vincic (2).
SVG-NEWS in Kürze
Mit einem 3:0 (25:22, 25:20, 25:21)-Erfolg gegen den DJK Northeim im ersten Heimspiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nordwest verbesserte sich die SVG Lüneburg II auf den dritten Platz. MVP wurde Patrick Kruse, ferner spielten Magnus Sprockhoff, Magnus Timm, Noel Langschwager, Jan Langschwager, Bent Mildner, Matthis Niehoff und Ole Jürges.
NEWS aus der Szene
Berlins Wiedersehen mit Zenger
In der Champions League beginnt die K.o.-Phase, und die Berlin Volleys sind wie im Vorjahr wieder dabei – dieses Mal sogar als Erster ihrer Gruppe mit 6 Siegen in 6 Spielen, was bei der Auslosung den Vorteil brachte, zunächst auswärts antreten zu können (Donnerstag, 20.30 Uhr) und im Rückspiel am 16. März (18.30 Uhr) dann Heimrecht zu genießen. Zudem hat die Bilanz eine Prämie von 60.000 Euro eingebracht (der ausgeschiedene VfB Friedrichshafen bekommt noch 35.000 Euro). Als Gegner wurde den Berlinern Trentino Itas zugelost, einer der drei besten Zweitplazierten aus den fünf Gruppen.
Im letzten Wettbewerb war Trentino auf seinem Siegeszug durch die Saison wie jetzt im Viertelfinale auf Berlin getroffen, hatte sich mit 3:1 und 3:0 durchgesetzt und war noch bis ins Finale gekommen. Danach wurden die Norditaliener aus Trient dann noch Dritter der Club-WM. Inzwischen hat sich das Team, derzeit Dritter der SuperLega, aber auf einigen Positionen verändert. So spielt dort jetzt der damalige Berliner Libero Julian Zenger, und ein Wiedersehen gibt es auch mit dem früheren BRV-Mittelblocker Srecko Lisinac. Zum Star avanciert ist inzwischen Youngster Allesandro Michieletto. Der jetzt knapp 21-jährige Außenangreifer wurde nach zuvor schon starken Auftritten in der Königsklasse 2020/21 noch als tragende Säule Europameister mit Italien.
Nachdem das russische Duo Zenit St. Petersburg und Dinamo Moskau wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde, stehen Sir Safety Perugia und Titelverteidiger ZAKSA Kędzierzyn-Koźle (damals 3:2 gegen Trentino) schon im Halbfinale. Ein weiteres Viertelfinale ist noch Cucine Lube Civitanova gegen Jastrzębski Wegiel.
Den italienischen Pokal hat Perugia um den überragenden Wilfredo Leon (23 Punkte) in einem Final-4-Turnier mit 3:1 (25:17, 25:17, 23:25, 25:23) im Endspiel gegen Trentino gewonnen. Im Halbfinale tags zuvor hatten Perugia 3:0 getgen Mailand und Trentino 3:1 gegen Piacenza dominiert.