
SVG-Erfolg macht Arena zum Tollhaus
LüneHünen besiegen Berlin im Tiebreak und sichern Platz 2
Drittes Duell der beiden derzeit besten deutschen Volleyballteams innerhalb von drei Wochen – und zum dritten Mal triumphierte die SVG Lüneburg: In einem packenden Duell mit erneutem Tiebreak-Krimi setzten sich die LüneHünen gegen die Berlin Recycling Volleys mit 3:2 (14:25, 26:24, 25:20, 24:26, 15:11) durch, machten damit auch den 2. Platz der Bundesliga-Hauptrunde klar. Berlin, zuvor 22 Spiele in Folge siegreich, musste sich erstmals in der laufenden Bundesliga-Saison geschlagen geben.
Dieses Spiel verlangte beiden Teams erneut alles ab – und auch den 3200 Fans in der ausverkauften LKH-Arena, die ihr Team nach 130 Spielminuten frenetisch feierten.
“Die Mannschaft findet irgendwie immer einen Weg, sich mit guten Aktionen in ein Spiel reinzuarbeiten. Der Glaube, dass etwas möglich ist, ist immer da”, würdigte Chefcoach Stefan Hübner den erneuten Berlin-Triumph seines Teams.
Berlin gelingt der bessere Auftakt
Das hatte im ersten Satz keinen guten Start erwischt. Berlin schien nach den beiden Champions-League-Duellen gut aufs Lüneburger Spiel eingestellt. Die BR Volleys ließen die SVG-Scorer Xander Ketrzynski und Simon Torwie lange nicht zur Wirkung kommen, liefen selbst zur Hochform auf: Bis zum 7:8 hielt die SVG noch den Anschluss, dann zog Berlin davon und lag bald sechs Punkte vorn (8:14). Vor allem Berlins Block mit Hanes und Krick war schwer zu knacken, Moritz Reichert hatte schon zur Satzmitte vier von fünf Angriffen zu Punkten gemacht (am Satzende waren es fünf Punkte/62 Prozent). Die SVG gab sich jedoch nicht auf, lieferte den Gästen mehrere spannende Rallys. Als Oskar Espelands Angriff am Block abprallte, sicherte sich Berlin nach 23 Minuten den ersten Satz.
Auch im zweiten Satz geriet die SVG ins Hintertreffen, lag beim 9:14 klar zurück. Doch dann drehten die LüneHünen auf. Vor allem Espeland trug in dieser Phase die Last der SVG-Wucht und sorgte dafür, dass sein Team den Satz zum 20:19 drehte. Mit dem Momentum im Rücken und begeisterten Fans, die jeden Punktgewinn euphorisch feierten, waren die Hausherren nun obenauf: Simon Torwie holte mit einem Monsterblock das 23:22 – und Espeland machte wenig später mit einem Angriff zum Blockaus den Satzausgleich klar (26:24).
Den dritten Satz eröffnete Lorenz Karlitzek, der den wie im letzten Heimduell gegen Berlin fehlenden Kapitän Theo Mohwinkel erneut stark vertrat, mit einem Angriff zum Blockaus (1:0). Nach einer ausgeglichenen Startphase (3:3, 5:5) setzte sich die SVG dann ab (6:5, 8:6, 11:8). Jetzt kamen auch die SVG-Scorer wieder durch: Torwie punktete mit einem Ass (13:10), Ketrzynski hatte Auge und Wucht für gelungene Angriffe (17:14, 18:15). Ex-LüneHüne Matt Knigge steuerte einen Aufschlagfehler zur SVG-Party bei, Ketrzynski spielte clever den Berliner Block – 21:17. Berlins Coach Joel Banks nahm die zweite Auszeit – doch die LüneHünen zogen weiter durch: ein Karlitzek-Ass ließ die Arena feiern (22:17). Ein Aufschlagfehler von Hanes und ein Angriff von Tobias Krick ins Netz sorgten für den Lüneburger Satzball – und Nememiah Motes Aufschlagfehler besiegelte das 25:20 für die SVG.
Im vierten Satz zeigten beide Teams erneut packende Szenen. Nach einer von vielen intensiven Rallys mit starken Rettungsaktionen war die SVG mit Torwies Abschluss obenauf (9:8). Inzwischen wirkte Berlin häufiger unsicher – wie Hanes, der den Ball nach Zuspiel ohne Bedrängnis zu Boden gehen ließ (12:9). Ketrzynski hingegen lief weiter auf Hochtouren, baute mit zwei erfolgreichen Angriffen die Führung auf 17:13 aus. Wenig später kamen Emotionen ins Spiel. Jake Hanes, der kurz zuvor schon unglücklich in den Schreiberassistent gekracht war, sah nach einer Schiedsrichterbeleidigung Gelb-Rot und musste vom Feld. Auf dem Feld ging es hochklassig weiter – auch wenn Berlin herankam und mit Tilles Abschluss nach einer Rally verkürzte (20:18). Beim 21:21 glichen die Gäste aus, nach zwei Berliner Challenges und Maleschas Angriff zum Blockaus stand es 23:23. Die Schlussphase des Satzes, in der die Fans die Arena längst zum Stimmungs-Tollhaus gemacht hatten, hatte es erneut in sich: Berlin vereitelte den ersten Lüneburger Satzball (24:24), schaffte sich mit einem Malescha-Ass seinerseits die Chance auf den Satzausgleich. Den machten die Berliner klar, als ein Übergriff ihnen den Punkt zum 24:26 brachte.
Tiebreak krönt packendes Spiel auf Topniveau
Im Tiebreak machten es beide Topteams wieder spannend, blieben zunächst auf Augenhöhe (4:4, 6:6). Als Berlin mit einem Malescha-Angriff in Führung ging, schien das Momentum bei den Gästen zu liegen. Doch die SVG hielt dagegen – und wie! Karlitzek sicherte den Ausgleich, ein Ass von Michael Wright brachte die Führung vor dem Seitenwechsel (8:7). Ketrzynski legte doppelt nach, sorgte für die folgenden SVG-Punkte (10:7). Die LüneHünen kamen zunehmend auf die Siegerstraße: Ein Ball von Hanes ging ins Aus, Torwie punktete mit einem starken Hecht-Block, Ketrzynski brachte mit dem 13:9 schon seinen fünften Punkt im Tiebreak aufs Tableau – und sicherte mit einem Ass auch den umjubelten Matchpunkt (15:11).
“Das hat sehr gutgetan heute! Wir sind froh, dass wir damit den 2. Platz eingeloggt haben”, betonte Stefan Hübner im Anschluss. “Damit haben die Jungs die Möglichkeit, die zwei Champions-League-Spiele richtig schön zu genießen und frei aufzuspielen.” Bernd Schlesinger, Co-Trainer und Sportlicher Leiter, ergänzte die Auswirkungen der jüngsten SVG-Erfolge: “Berlin fängt an zu überlegen – das sieht man in manchen Phase in den Spielen. Dieses Spielchen würden wir gern noch ein bisschen weitertreiben …” blickte er auf mögliche Playoff-Duelle beider Teams voraus.
Zum MVP des Spiels wurde Berlins Zuspieler Johannes Tille gekürt. Bester Scorer war Xander Ketrzynski, der mit 26 Punkten deutlich vor Berlins Jake Hanes (18) lag. Stark war auch Lorenz Karlitzek: Der Außenangreifer kam ebenso wie Oskar Espeland auf 14 Punkte, überzeugte zudem mit 59 Prozent Angriffsquote.
SVG: Wright, Espeland, Torwie, X. Ketrzynski, Karlitzek, Kunstmann – Worsley; eingewechselt: Leeson