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Eine beeindruckende Stärke im Block zeigte Rzeszów im Hinspiel, hier mit Karel Klos (l.) und Torey Defalco gegen Yann Böhme. Foto: SVG

Kann der Glaube Berge versetzen?

LüneHünen wollen in Rzeszów noch einmal alles versuchen

Das Hinspiel war ernüchternd. Für die LüneHünen ist das aber noch lange kein Grund, nun klein beizugeben, wenn das zweite Finale im CEV Cup an diesem Dienstag um 18 Uhr ansteht. Sie wollen noch einmal alles versuchen, um Asseco Resovia Rzeszów in Schwierigkeiten zu bringen, sehen den Flug nach Polen als neue Chance, nicht als Ausflug. Zwei Dinge sind aber vorab gewiss: Eine aufregende europäische Reise dieser Saison endet im Karpartenvorland im Dreiländereck Slowakei/Ukraine/Polen. Und: Als bleibende Erinnerung gibt es eine Medaille, mit der am Ende auch der Zweite geehrt wird – was bei einem Ausscheiden im Halbfinale nicht der Fall gewesen wäre.

Daheim, vor eigenen Fans 16:25, 17:25, 21:25 in 73 Minuten – so ein klares Ergebnis lässt eigentlich wenig Hoffnung. Eigentlich. Denn die SVG ist für ihren Behauptungswillen bekannt, spätestens seit dem schon jetzt legendären zweiten Spiel gegen Izmir auch über Deutschland hinaus. Wer weiß, ob nicht die hoch dekorierten Stars auf der anderen Seite des Netzes ins Grübeln kommen, wenn die SVG einen Glanztag erwischt und den ersten Satz gewinnt.

Erst 6 deutsche Teams zuvor in europäischen Endspielen

Dass Rzeszów haushoher Favorit ist, steht dennoch natürlich außer Frage. Im Hinspiel stand da ein routiniertes Team mit einem Durchschnittsalter von 31,42 Jahren auf dem Court, mit Titelgewinnen bis hin zur WM und Champions League in der Vita. Und das noch ohne den kurzfristig ausgefallenen französischen Olympiasieger Stephen Boyer auf der Diagonalposition. Am Wochenende beim 3:0 des weiterhin Tabellenvierten der PlusLiga gegen Radom war er schon wieder dabei und war bester Scorer. Durchschnittsalter der SVG-Starting 7 (inklusive Libero) im Hinspiel übrigens: zarte 23,85.

Was die Lüneburger bis jetzt schon Außergewöhnliches erreicht haben, zeigt auch ein tiefer Blick in die Historie. Vor ihnen standen überhaupt erst 6 deutsche Teams in 8 europäischen Endspielen:

– 4 in der Champions League: 1963/64 SC Leipzig als Sieger und 1975 als Vize, 1995/96 Dachau (Vize), 1999/2000 Friedrichshafen als Vize und 2006/07 als Sieger

– 2 im CEV Cup: 1995/96 Wuppertal (Vize), 2015/16 Berlin (3:0-Sieger gegen Surgut/Russland)

– 1 im Challenge Cup: 1989/90 Moers als Sieger

Und mittlerweile hängen die Trauben wesentlich höher, wie schon das Beispiel Berlin zeigt. Die Hauptstädter, in der Bundesliga bekanntlich seit Jahren dominierender Dauermeister, streben schon lange mal mehr als das Viertelfinale an, schieden aber dort auch in dieser Saison wieder aus – chancenlos mit zwei deutlichen Niederlagen gegen Trentino Itas: 0:3 (18:25, 17:25, 17:25) daheim, 0:3 (19:25, 20:25, 22:25) in Italien. Und Polen und Italien sind nun einmal die stärksten Ligen Europas, vom ausgeschlossenen Russland mal abgesehen. Es spricht also alles für Rzeszów um Topstars wie Defalco, Kochanowski, Klos & Co.

Aber manchmal kann ja der Glaube Berge versetzen, nach dieser Devise gehen die LüneHünen die Aufgabe an. Sicherlich keiner hat an den Vorstoß ins Finale geglaubt. Und wer hatte der Nationalmannschaft im Spätsommer zugetraut, sich mit einer makellosen Bilanz von 7 Siegen, darunter gegen Italien und Brasilien innerhalb von nicht einmal 24 Stunden, für Olympia zu qualifizieren? Der Sieg zum Playoff-Auftakt gegen Herrsching setzt vielleicht nochmal Kräfte frei. „Ohne den wäre es noch schwerer geworden, als es ohnehin schon ist“, wusste Trainer Stefan Hübner. MVP Theo Mohwinkel gab erleichtert zu Protokoll: „Wir haben nach der Klatsche im Hinspiel gezeigt, dass wir wieder da sind und können jetzt in Polen mit viel Selbstbewusstsein aufspielen.“

Der Sportliche Leiter Bernd Schlesinger hatte da vor einer Woche mit den frischen Eindrücken im Hinspiel noch vorsichtiger die Parole ausgegeben: „Ziel im Rückspiel muss sein, die Sätze enger zu gestalten und einen Satz zu gewinnen.“ Der mit einem Schmunzeln geäußerte Vorschlag von Dirk Böge als Moderator der Pressekonferenz als Replik: „Dann gewinnt doch den Golden Set.“ Dagegen hätte sicher auch kein Fan etwas einzuwenden.

Das Match wird – kostenpflichtig – gestreamt auf sportdeutschland.tv und es gibt erneut ein Public Viewing im größeren Rahmen, das die SVG in Zusammenarbeit mit Campus Management in der Ritterakademie Lüneburg, Am Graalwall, anbietet. Kostenloser Einlass ist ab 17 Uhr (Spielbeginn 18 Uhr), Getränke können vor Ort käuflich erworben werden     (hre)

Bundesliga-Spieltag zusammengefasst

Zu Beginn der Playoff-Viertelfinals setzten sich die vier Tabellenersten gegen die Gegner der Plätze 5 bis 8 durch. Schon an diesem Dienstag kann der erste Halbfinalist feststehen, wenn Friedrichshafen auch sein Auswärtsspiel gegen Düren gewinnt. Am Mittwoch folgt dann der zweite Berliner Auftritt.

Die Dürener überraschten unterdessen mit der Nachricht, dass Diagonalangreifer Sebastian Gevert nach 10 Jahren keinen neuen Vertrag mehr bekommt – man traue ihm eine weitere Saison auf hohem Niveau nicht zu. Der 35-Jährige hätte gerne um ein Jahr verlängert und zeigte sich gegenüber der örtlichen Presse (Aachener Zeitung) überrascht über die Entscheidung und „sehr enttäuscht und auch traurig.“

Playoff-Viertelfinale („best of 3“), 1. Spiel:

WWK Volleys Herrsching – SVG Lüneburg 1:3

(21:25, 25:20, 20:25, 15:25)

107 Min., 1000 Zuschauer

MVP: Mohwinkel (SVG)

Scorer: John (16), Gruvaeus, Timmermann (je 12), Ilic (9), Mayaula (6), Burggräf, Engemann (je 1) – Röhrs (21), Mohwinkel (19), Ketrzynski (13), Knigge (10), Leeson (8)

Berlin Recycling Volleys – Baden Volleys Karlsruhe 3:0

(25:13, 25:17, 25:20)

69 Min., 5068 Zuschauer

MVP: Carle (Berlin)

Beste Scorer: Kessel (12), Carle (10), Stalekar (8) – Roos (7), J. Sandmeier (6), Brentel (5)

VC Bitterfeld-Wolfen – Helios Giesen Grizzlys 0:3

(18:25, 14:25, 15:25)

67 Min., 400 Zuschauer

MVP: Ahyi (Giesen)

Beste Scorer: Frohberg (12), House (8), Hoyer (6) – Ahyi (17), Goldrin (13), Baxpöhler, Mantha (je 9)

VfB Friedrichshafen – powervolleys Düren 3:1

(25:23, 23:25, 25:22, 25:23)

116 Min., 1000 Zuschauer

MVP: Tabermann-Uhrenholt (VfB)

Beste Scorer: Masso Alvarez (16), Young (15), Superlak (13) – Gevert (17), Kotsakis (11), Ernastowicz (10)

NEWS aus der Szene

Mit einem 3:1-Endspielsieg gegen OK Maribor hat sich OK Calcit Kamnik (beide Slowenien) die Meisterschaft in der Mitteleuropäischen Volleyball-Liga (MEVZA) gesichert. Dort spielen seit 2005 die aktuell besten Teams aus Österreich, Ungarn, der Slowakei, Sloweniens und Kroatiens (zeitweise auch Tschechiens) zusätzlich zum Ligabetrieb ihrer Länder.

Ein dritter Ausrichter für die Männer-Europameisterschaft 2026 ist gefunden: Das finnische Tampere wird nach 2021 erneut Spielort. Bulgarien und Rumänien standen schon als weitere Ausrichter fest.

Dea Sport Burgas hat den Pokal in Bulgarien mit einem 3:1 (25:20, 18:25, 25:18, 25:18) gegen Levski Sofia gewonnen.

Odense Volleyball, das in der letzten Saison noch Marienlyst-Fortuna Odense hieß, ist wieder Pokalsieger Dänemarks nach einem 3:2 gegen Nordenskov.

SVG-NEWS in Kürze

Mit einem 3:0 (25:14, 25:21, 25:23)-Sieg bei Schlusslicht VC Osnabrück und Tabellenplatz 3 schloss die SVG Lüneburg II die Männer- Regionalliga Nordwest ab. Da der Tabellenzweite 1860 Bremen nicht aufsteigen will, bestreitet die SVG nun Anfang Mai noch die Relegation zur 3. Liga. MVP wurde René Bahlburg, außerdem spielten: Ole Jürges, Tjard Ocker, Peer Rübke, Timo Kaufhold, Connor Landon, Patrick Kruse – Libero: Nabil Tahiri und Bosse Dettmar.

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