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Ein Kampf um jeden Ball mit tollen Rettungsaktionen wie hier von Joe Worsley, beobachtet von Jordan Ewert (l.) und Dalton Solbrig, bot der Schlagabtausch gegen Friedrichshafen zuhauf. Foto: Behns

Gleich zur Bundesliga-Premiere ein magischer Arena-Abend

SVG schlägt nach vielen Jahren wieder Friedrichshafen

So verarbeitet man eine Enttäuschung wirkungsvoll: Drei Tage nach dem Europacup-Frust durch das nicht mehr erwartete Ausscheiden im CEV Cup ließen die LüneHünen mit einem begeisternden Bundesliga-Auftritt gegen den VfB Friedrichshafen aufhorchen und landeten gegen Deutschlands einzigen Champions-League-Gewinner einen 3:2 (30:28, 27:25, 18:25, 18:25, 15:10)-Triumph – der erst zweite Heimsieg überhaupt gegen die Süddeutschen. Nummer eins datiert vom 20. Februar 2016, damals ein 3:1.

LKH Arena erlebt schon das zweite große Match

Einer der Wünsche beim Umzug von der Gellersenhalle in die LKH Arena war, dass die „Höllen“-Stimmung mitwandern möge – da muss schon jetzt niemand mehr Bedenken haben, dafür sorgt neben der großartigen neuen Heimstätte wesentlich auch die SVG mit ihren Leistungen. Erst das 3:0 auf internationaler Bühne gegen Kraljevo, nun dieses 3:2 gegen einen Rivalen, gegen den die SVG im DVV-Pokal, in der Liga und in den Playoffs schon so oft das Nachsehen hatte, zuletzt wieder im Playoff-Halbfinale der vergangenen Saison. Am Sonnabend fesselten 140 Minuten hochklassiger Volleyball, großer Kampf und Dramatik die 812 Fans, die am Ende wieder lange mit stehenden Ovationen, La-Ola-Wellen und Sprechchören feierten.

Doch bis dahin war es auch ein langer Weg. Chefcoach Stefan Hübner vertraute in der Starting Six nach langer Zeit mal wieder dem zwischendurch verletzten Richard Peemüller, und im Mittelblock begann im Gegensatz zum Mittwoch Dalton Solbrig neben Pearce Eshenko. Und Solbrig sorgte beim 3:3 auch für den ersten eigenen Punkt der SVG nach zuvor zwei Gästefehlern. Die Führungen wechselten, beim Stand von 12:15 schien sich dann abzuzeichnen, dass sich der Favorit durchsetzen könnte, obwohl dort überraschend Stamm-Libero Blair Bann und der bisher so starke Mittelblocker Marcus Böhme auf der Bank blieben.

Aber Simon Hirsch (7 Punkte), der Brasilianer Muniz (6) und Außen Vojin Cacic (5) waren sofort gut im Spiel. Nur abschütteln konnten sie die SVG nicht, denn Jordan Ewert (8) und – trotz einiger Fahrkarten – Arthur Nath (6) sowie Solbrig (4) punkteten ebenso regelmäßig. Das Geschehen blieb offen bis zur Crunchtime, als ein Ass von Eshenko zum 20:20 VfB-Trainer Mark Lebedew zur ersten Auszeit veranlasste – und beim 23:22 durch einen Annahmefehler gleich zu Nummer zwei. Ein gefühlvoller Lob von Peemüller, bis dahin kaum zu sehen, brachte den ersten Satzball, doch die SVG brauchte vier weitere, um den Satz durch Ewert zuzumachen.

Nach Satz 1 geht auch Satz 2 in die Verlängerung

Viele Parallelen gab es in Durchgang zwei mit vielen langen Ballwechseln, spektakulären Rettungsaktionen, krachenden Schmetterbällen und brasilianischem Zauber. So düpierte Arthur Nath den VfB zum Abschluss einer Mega-Rally mit einem Rückhand-Lob (10:10) und bei den Gästen war es Muniz, der aus nahezu jeder Position und mit Wucht, Präzision und Finesse erfolgreich war. Nur im Aufschlag machte er viele Fehler, wie auch Hirsch. Beide waren dennoch am Ende die besten Scorer bei den Gästen (Hirsch 24, Muniz 20). Bei der SVG war Peemüller in diesem zweiten Satz on fire (6 Punkte).

So entwickelte sich erneut ein packender Schlagabtausch mit wechselnden Führungen erneut bis zur Crunchtime, in die abermals der VfB knapp vorne liegend ging. Doch beim 23:22 hatten die Hausherren den Spieß umgedreht, beim 24:23 ihren ersten Matchball. Aber erst ein an der Netzkante hängen bleibender Aufschlag von Cacic brachte mit dem 27:25 die 2:0-Satzführung und die erste überbordende Hochstimmung in der Halle. „Die Jungs lieben solche Situationen, spielen gerne bis zum Schluss so enge Sätze“, kommentierte Hübner trocken.

Auf den Rängen wurde es dann aber immer ruhiger. Denn das Team vom Bodensee wollte keinesfalls baden gehen und haute mit erhöhtem Druck im Aufschlag noch mal alles raus. Und immer besser kam nun in der Mitte der spätere MVP Lucas van Berkel (insgesamt 15 Punkte) zum Zuge. In Satz drei kam früh der Knackpunkt, als die Gäste von 6:7 aus ihrer Sicht auf 10:7 stellten und dann diesen Vorsprung auf 14:8 und 21:15 ausbauten. In Abschnitt vier legten sie ein 6:1 vor – Hübner hatte da mit zwei Auszeiten schon vergeblich versucht, gegenzusteuern. Nichts ging mehr bei den LüneHünen. Spätfolgen der Europacup-Woche? „Nein, das hatte nichts mit unserer Reise nach Serbien zu tun. Friedrichshafen ist einfach ein starker Gegner, der sich nicht so schnell geschlagen gibt“, ließ Hübner diesen Einwand nicht gelten.

Im Tiebreak noch einmal Courage gezeigt

Vielmehr stellte er den VfB mit Personalwechseln und später im Tiebreak durch eine veränderte Aufstellung beim Service vor neue Aufgaben. Da Satz vier ohnehin bald nicht mehr zu retten war (5:13, 9:17, 12:21), durften sich Zuspieler Joe Worsley und Nath etwas ausruhen (dafür Hannes Gerken und Auke van de Kamp), dauerhaft kamen Jannik Pörner auf Diagonal und Michel Schlien für Eshenko. „Und vor dem Tiebreak haben wir uns vorgenommen, ihn mit Mut, Zuversicht und Engerie anzugehen. Das ist gut gelungen, da waren die Jungs sehr couragiert“, freute sich Hübner, der natürlich Worsley und Nath wieder zurückbrachte. Und nach dem 3:1 durch den insgesamt vierten Block von Solbrig (ein weiterer folgte noch) waren auch die Fans wieder voll dabei.

4:4 und 6:4 hießen die nächsten Zwischenstände, 8:4 gar beim letzten Seitenwechsel. Beim 11:8 durch Ewert nach zwei großen Rettungstaten von Tyler Koslowsky und Pörner standen die Fans dauerhaft. Beim 13:9 zog Hübner eine Auszeit, als sie abgelaufen war, gleich noch eine – vor dem ersten Ball, ein selten gesehener, ungewöhnlicher, psychologischer Schachzug. Und mit dem verwandelten Matchball von Nath zum 15:10 rundeten die LüneHünen dann einen magischen Abend ab. Er war damit auch der beste Scorer mit 16 Punkten bei 34% Erfolgsquote. MVP aber wurde Ewert, der bei 15 Punkten eine bessere Quote hatte (52%).

SVG: Worsley, Nath, Eshenko, Peemüller, Ewert, Solbrig; Koslowsky. Eingewechselt: Gerken, Schlien, Stöhr, Pörner, van de Kamp.

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