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"Schnitz" geht immer - Jordan Schnitzer (M.) verwandelte in Groningen 13 seiner 14 Angriffe, macht 93% Erfolgsquote. Archivfoto: Behns

Wenn ein zunächst lockeres Match urplötzlich kippt…

SVG rettet 3:2 in Groningen nach zwei souveränen Sätzen

Und schon wieder ein 5-Satz-Drama: Wie so häufig in den letzten Wochen musste die SVG Lüneburg über die volle mögliche Spielzeit gehen, um im Achtelfinal-Hinspiel des CEV Cups bei Lycurgus Groningen zu bestehen und nach dem nächsten Krimi als 3:2 (25:15, 25:16, 18:25, 21:25, 15:12)-Sieger vom Parkett zu gehen.

„Mit dem Ergebnis müssen wir am Ende zufrieden sein, wir hätten ja auch verlieren können.“ Mit diesem Satz brachte SVG-Chefcoach Stefan Hübner das verrückte Geschehen der fast zwei Stunden Spielzeit zuvor auf den Punkt. Denn zunächst sah alles nach einem glatten Gang aus. Doch nach einer 2:0-Satzführung wendete sich das Blatt vor gut 900 Zuschauern im Alfa-College Sportzentrum komplett – bis es doch noch mit einem Happyend für die Gäste und einer guten Ausgangsposition für das Rückspiel am 14. Dezember in der LKH Arena endete. Es bleibt jedoch spannend.

7:0-Lauf zum Start sorgt für ruhigen Hexenkessel

Die zwei Dutzend SVG-Fans im Publikum waren zunächst schon fast peinlich berührt, wie die befreundeten Groninger vorgeführt wurden. Hübner hatte erneut die unveränderte Starting Six der letzten Erfolge aufs Feld geschickt, die hatte das erste Service – und legte eine 7:0-Serie vor, sogenannte „Aufschläge mit Wirkung“ von Colton Cowell, nach denen erst einmal der unwiderstehliche Jordan Schnitzer zur Stelle war, 0:3. Ein Ass und die erste Auszeit der Hausherren folgten, aber dann auch eine Fortsetzung der Serie.

So ging es auch nach den ersten Punkten der Holländer weiter (3:12, 7:17, 11:24), die einheimischen Fans staunten nur, vor allem auch über den Tatendrang von Jordan Ewert (9 Punkte in diesem Satz), der mit den Gegnern Katz und Maus spielte. Dass die SVG dann am Ende noch einiges an Chancen liegen ließ und fünf Satzbälle brauchte – geschenkt. Denn ähnlich ging es in Durchgang 2 weiter. Groningen kam ein Mü besser ins Spiel, doch rasch hieß es 3:8 und 8:15. Lycurgus-Trainer Arjen Taaij versuchte mit neuem Personal (Zuspieler, Libero) das Unheil aufzuhalten, zunächst vergebens. Der Satz ging ebenso klar an die Gäste.

Was dann folgte, sorgte aber ebenso für Verwunderung. Das schien urplötzlich ein anderes Match. Auf einmal war Groningen im Block da (vor allem gegen Lukas Maase), war variantenreicher und effektiver im Angriff, auf einmal stieg aber auch die Fehlerquote im SVG-Aufschlag rasant. Blieb da der Statistikzettel in den ersten beiden Sätzen fast blank, so waren es in Abschnitt drei 6 Fehler bei 18 Versuchen, in Satz 4 sogar 9 bei 22. Nachlässigkeiten bei einem zu locker erspielten Vorsprung? Ein typisches Beispiel, wie man einen entnervten Gegner wieder aufbaut?

„Das war nicht das klassische Nachlassen bei einer 2:0-Führung“, wehrte Trainer Hübner später vehement ab und erklärte: „Der Gegner überlegt doch auch, was er besser machen kann und muss und ändert etwas. In diesem Fall kam ein neuer Zuspieler, und der hat das sehr gut gemacht, hatte vor allem mit dem Diagonalen einen viel besseren Kontakt. Darauf haben wir keinen Zugriff bekommen. Wir selbst hatten mit Ewert und Schnitzer eigentlich nur zwei Scorer, die anderen haben wenig bewirkt. Und vor allem kam unser Aufschlag nicht mehr, der anfangs sehr, sehr gut war. Hinzu kam unsere hervorragende Block-Feldabwehr, die nahezu an jedem Ball war, sodass Groningen erst überhaupt nicht ins Spiel kam.“

Über Schnitzer und Ewert geht’s immer

Nicht mehr im Spiel waren jedenfalls auf einmal die LüneHünen, Satz 3 flutschte ihnen alsbald durch die Finger (8:5, 16:12, 22:16 aus Groningen-Sicht), der neue Zuspieler Thieme de Jong fand immer häufiger Diagonalangreifer Jacob Kern, am Ende Topscorer der Gastgeber (21 Punkte, 54%). Und längst war auch die Kulisse da und die Halle ein Hexenkessel. Personelle Gegenmaßnahmen der SVG änderten daran in Durchgang 4 nichts. Im Mittelblock kam Xander Ketrzynski für Pearce Eshenko, die schon zuvor eingewechselten Hannes Gerken und Yann Böhme (für Joe Worsley und Maase) blieben. Groningen aber war im Flow, parierte auch zweimal das Herankommen der SVG (von 7:3 auf 10:9, von 15:11 auf 16:15) und erzwang den Tiebreak.

Da begann für die LüneHünen wieder die Starting Six, und langsam kehrte auch das alte Selbstverständnis zurück. Vor allem auffällig: wenn nichts mehr ging, „ging“ Schnitzer. Der Mittelblocker hatte am Ende eine phänomenale Angriffsquote von 93%, machte aus 14 Versuchen 13 Punkte, zumeist krachende Schnellangriffe – eine Augenweide. Und auch auf Ewert war durchgängig Verlass. 28 Punkte waren es schließlich bei 61%. Ihm blieb es auch vorbehalten, den Deckel drauf zu machen, im wahrsten Wortsinne. Denn den ersten Matchball verwertete er im Drückduell, nachdem Groningen lange vorne gelegen hatte (8:7, 12:11).

SVG: J. Worsley (3 Punkte), Cowell (5), Schnitzer (13), Maase (10), Ewert (28), Eshenko (1) – G. Worsley; eingewechselt: Ketrzynski, Gerken, Böhme (2), van de Kamp (2).

Nun auch in Düren bestehen

Wie schon im vorherigen Newsletter erwähnt, geht es wie am vergangenen Wochenende auch jetzt gleich 48 Stunden später weiter. Von Groningen aus fuhr die Mannschaft ins nordrhein-westfälische Düren (350 Kilometer entfernt) – ein Abstecher zwischendurch in der Heimat hätte auch wenig Sinn gemacht. In Düren soll am Sonnabend (20 Uhr) die bisher dürftige Bilanz aufgebessert werden. Für die ambitionierten, aber holprig gestarteten Gastgeber (6./11 Punkte) geht es jedoch darum, die SVG (3./14) in der Tabelle nicht wegziehen zu lassen. Bisher plagten einige Personalsorgen, zuletzt waren zum Beispiel mit Nationalspieler Tobias Brand und Marcin Ernastowicz nur zwei der vier Außenangreifer spielfähig. Altmeister Björn Andrae (krank) und Erik Röhrs (Fußgelenk) fielen dagegen schon zum wiederholten Mal aus.

Dieses Spiel ist wieder im Stream zu verfolgen auf www.twitch.tv/spontent mit Vorberichterstattung ab 19.00 Uhr, zudem beim Public Viewing im Restaurant „Alexander der Große“, Kirchgellersen.

Europacup-NEWS 

Fast ausschließlich Auswärtssiege gab es in den Achtelfinal-Hinspielen des CEV Cups, sieben von acht Spielen inklusive des SVG-Erfolges endeten mit Gästeerfolgen.

CEV Cup, Achtelfinale, Hinspiele:

Lycurgus Groningen/Niederlande – SVG Lüneburg 2:3

Arkas Spor Izmir/Türkei – Modena Volley/Italien 0:3

Galatasaray Istanbul/Türkei – Chenois Genf/Schweiz 2:3

Narbonne Volley/Frankreich – PGE Skra Belchatow/Polen 0:3

Lindaren Volley Amrisvil/Schweiz – Greenyard Maaseik/Belgien 2:3

Volley Schönenwerd/Schweiz – Ceske Budejovice/Tschechien 1:3

Savo Volley Kuopio/Finnland – Arcada Galati/Rumänien 1:3

Bluenergy Piacenza/Italien – Fenerbahce Istanbul/Türkei 3:1

(Rückspiele am 13./14.12.)

Berlin trumpft auf

Freud und Leid für das Bundesliga-Trio in der Champions League am dritten Gruppenspieltag. Drei wertvolle Punkte brachte Berlin aus Polen von CMC Zawiercie mit, obwohl dessen serbischer Diagonalangreifer Uros Kovacevic nicht zu stoppen war (26 Punkte). Beim 3:1 (25:21, 20:25, 29:27, 27:25) ragte wieder einmal Ben-Patch-Nachfolger Marek Sotola heraus, der Diagonale kam auf 23 Punkte bei einer Quote von 60%. Beste Scorer nach ihm: Brehme (11), Schott (10), Carle (9).

Gegen den polnischen Vizemeister Jastrzebski Wegiel gewann Friedrichshafen immerhin den ersten Satz und verlor den zweiten erst nach acht Satzbällen, musste dann aber vor 805 Zuschauern die Überlegenheit des Gegners, derzeit in der Heimat Tabellenführer, anerkennen. Vor allem die VfB-Stärke im Block beeindruckte beim 1:3 (25:18, 31:33, 14:25, 22:25) wieder, konnte aber auch nicht immer den französischen Diagonalen Stephen Boyer (29 Punkte) stoppen. Beste VfB-Scorer: Superlak (16), Vicentin (14), Nedeljkovic (13), Brown (10).

Dieser Gegner war für Champions-League-Rückkehrer Düren erwartungsgemäß eine Nummer zu groß: Perugia gewann vor 2000 Zuschauern 3:0 (25:17, 25:23, 25:21), obwohl die Topstars Wilfredo Leon und Simone Giannelli zwar mitgekommen waren, sich aber komplett schonen durften. Außen glänzte stattdessen der Ukrainer Oleh Plotnytskyi (14 Punkte), diagonal der Kubaner Jesus Herrera (13). Und der Slowene Gregor Ropret, der im Nationalteam Dejan Vincic (Friedrichshafen) bei der WM in diesem Sommer weitgehend auf die Bank verdrängt hatte, ist ja auch ein Könner. Beste Dürener Scorer: Gevert (12), Ernastowicz (11), Brand (8).

Bemerkenswert zudem: Trentino Itas/Italien gewann die Neuauflage des letzten Finals (0:3) im Pool D mit 3:1 (25:20, 17:25, 26:24, 25:23) gegen Titelverteidiger Kedzierzyn-Kozle aus Polen.

NEWS aus der Liga 

In einem vom Wochenende vorgezogenen Bundesligaspiel beendete Giesen seine Serie von drei Niederlagen in Folge mit einem 3:1 gegen Herrsching und kletterte auf Platz 4.

TSV Giesen Grizzlys – WWK Volleys Herrsching 3:1

(26:24, 25:22, 21:25, 25:22)

119 Min., 1160 Zuschauer

MVP: Mantha (Giesen)

Beste Scorer: Colito (21), Karlitzek (19), Mantha (15) – Kaminski (19), Hurt (15), Borris (13)

CEV-Cup, Volleyball-Bundesliga, Volleyball-News

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