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Der Brasilianer Arthur Nath, in blau, bereichert die neue Mannschaft der LüneHünen

Transfer, der aufhorchen lässt

Brasilianischer Flummi im Angriff

Arthur Nath bringt auf Außen eine neue Volleyball-Kultur bei den LüneHünen mit ein

Brasilien ist seit Jahrzehnten eine der führenden Nationen im Männer-Volleyball. Aus dem Land des amtierenden Olympiasiegers einen Spieler der „Superliga Banco do Brazil“ nach Deutschland zu holen, gelingt in der Regel nur Spitzenmannschaften. Doch so einen Coup hat nun auch die SVG Lüneburg gelandet. Vom Erstligisten Azulim Gabarito Uberlandia kommt Arthur Nath, ein 21-jähriger Außenangreifer.

Arthur Adriano Nath: Dieser Name hat in Brasiliens 1. Liga schon einen guten Klang, obwohl das Talent im Oktober gerade einmal 22 Jahre jung wird, sich aber schon in der höchsten Spielklasse fest etabliert hat. Mit Uberlandia, im Bundesstaat Minas Gerais die zweitgrößte Stadt (nach Belo Horizonte) mit 700 000 Einwohnern, wurde er zuletzt 6. (von 12) in der Hauptrunde und schied im Playoff-Viertelfinale nur knapp mit 2:3 und 2:3 gegen den späteren Meisterschaftsdritten Volei Renata aus.

Mit 21 Jahren längst in oberster Liga etabliert

In der Saison zuvor war er mit Sesc Rio de Janeiro Dritter, als Corona ausbrach und der Spielbetrieb eingestellt wurde, stand zudem damals im nationalen Pokal-Halbfinale und wurde mit seinem Club Dritter der Copa Libertadores, dem Südamerika-Cup. In beiden Saisons gehörte er schon als Leistungsträger zu den besten Scorern seiner Vereine, als Newcomer in den beiden Erstliga-Spielzeiten zuvor allerdings waren die Einsatzzeiten noch begrenzt. Nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hatte der Rechtshänder bei der U19-Weltmeisterschaft in Bahrain, wo er Brasilien auch als Kapitän aufs Feld führte.

„Nachdem wir einen Tipp bekommen und ihn uns angesehen haben, wollten wir ihn schon vor zwei Jahren haben. Obwohl es damals noch nicht einmal viel Video-Material gab. Letztlich hat es damals leider nicht geklappt. Seitdem hat er sich toll entwickelt, und es gibt auch viel mehr Videos. Umso überraschter war ich jetzt, dass er noch frei war und kein anderer, größerer Verein seine Angeln ausgeworfen hatte“, staunte SVG-Chefcoach Stefan Hübner bei der erneuten Kontaktaufnahme nach Naths „sehr guter Saison, sehr stabil in Angriff und Annahme“. Und der 1,89-m-Mann war sofort wieder Feuer und Flamme, wollte unbedingt endlich nach Europa wie einst auch sein Onkel. Und dann gerät Hübner ins Schwärmen: „Das ist ein spektakulärer Spieler, auf den sich die Fans freuen können. Er springt enorm – Kategorie Cody Kessel.“

Bedenken, das Nath fern der Heimat eine lange, schwierige Eingewöhnungszeit bremst, hat Hübner nicht: „Klar wird das spannend. Da kann es für das Trainerteam schon Themen geben, die herausfordernd sind, wie das Essen oder vor allem das Wetter im Winter. Ich habe früher mit Brasilianern gespielt und hatte auch mal einen brasilianischen Trainer. Ich weiß, wie sie ticken. Basis ist das Familiäre, sie müssen sich wohlfühlen. Da haben wir hier doch eine Atmosphäre, die es ihm leicht machen wird. Er ist ein guter Typ aus einer ganz anderen Volleyball-Kultur. Ich glaube, dass er das gut hinbekommt.“ Und, auch nicht unwichtig: Der Neuzugang spricht gut Englisch, für einen Brasilianer nicht unbedingt selbstverständlich. Auch deshalb sollte die Eingewöhnung nicht sehr schwerfallen.

SVG-Family genau das Richtige zur Eingewöhnung

Nath selbst ist schon voller Vorfreude: „Für meine erste Auslandserfahrung habe ich mir bewusst ein gut strukturiertes Land und eine schöne, einladende Stadt – nach der Lüneburg aussieht – ausgesucht. Da will ich persönlich wachsen, aber auch bei der SVG viel dazulernen und auf dem Court mein Bestes geben. Ich kenne die Bundesliga ein wenig, habe aber nicht regelmäßig Spiele angesehen. Deshalb fällt ein Vergleich mit der brasilianischen Superliga natürlich schwer. Aber ich weiß, dass die Qualität hoch ist.“

Und wie schätzt er seine eigenen Stärken und Schwächen ein? „Da fällt mir zunächst meine Sprungfähigkeit, der Schmetterball und meine Abwehr ein. Ich glaube eigentlich, dass ich schon ein recht kompletter Spieler bin, was die Grundlagen betrifft. Aber zu verbessern gibt es natürlich immer etwas.“

Geboren wurde Arthur Nath übrigens ganz im Süden des Riesen-Landes Brasiliens, etwa 400 Kilometer entfernt von der Grenze zu Uruguay, in der Kleinstadt Portao (38 000 Einwohner). Die nächst größere Stadt ist das 50 Kilometer entfernte Porto Alegre, eine der größten Metropolen überhaupt mit 1,5 Millionen Einwohnern. Nach der High School studierte er nicht, denn „Volleyball war immer meine höchste Priorität“, setzte er ganz darauf, Profi zu werden – offenbar zu Recht. Die SVG scheint da einen rechten Glücksgriff getan zu haben.

NEWS AUS DER LIGA

In Vojin Cacic, dem Kapitän der Nationalmannschaft von Montenegro, hat der VfB Friedrichshafen einen neuen Außenangreifer verpflichtet. Der 31-Jährige kommt aus der 1. griechischen Liga von Panathinaikos Athen, spielte aber auch schon in der Türkei, im Iran und in Frankreich.

Nach einer Saison in Polens PlusLiga bei Asseco Resovia Rzeszow kehrt Mittelblocker Jeffrey Jendryk (25) zu den Berlin Volleys zurück. Der US-Nationalspieler hat für ein Jahr unterschrieben.

Kader komplett melden die powervolleys Düren, nachdem nun auch Zuspieler Tomas Kocian um ein Jahr verlängert hat. Der 33-Jährige ist damit der 14. Akteur im Aufgebot und geht in seine insgesamt 7. Saison in Düren – unterbrochen von Gastspielen in Bühl und Friedrichshafen.

Mit dem australischen Nationalspieler James Weir (bisher KW-Bestensee) haben die United Volleys Frankfurt einen neuen Mittelblocker verpflichtet. Seinen Vertrag bei den Hessen verlängert hat zudem Zuspieler Leon Dervisaj. Außenangreifer-Talent Ben Bierwisch wechselt zum Süd-Zweitligisten VC Gotha. Im Supercup Anfang letzter Saison gegen Berlin wurde der damals 18-Jährige zum MVP des Matches gewählt, spielte danach aber vorwiegend für die Juniors Frankfurt in der 2. Liga.

Noch ein neuer Zuspieler neben Mario Schmidgall für die Netzhoppers KW-Bestensee: Vom UVC Graz, der gerade erstmals in seiner Vereinsgeschichte österreichischer Meister wurde, kommt der Portugiese Josè Jardim (25). Diagonalangreifer James Jackson (Kanada) geht mit noch unbekanntem Ziel. 

NEWS AUS DER SZENE

Für die Europameisterschafts-Endrunde der Männer in den vier Ländern Polen, Tschechien, Estland und Finnland (1. bis 19. September) wurden jetzt die Gruppen ausgelost. Das deutsche Team trifft im Pool D in Tallinn/Estland auf Frankreich, Kroatien, die Slowakei, Estland und Lettland und sollte problemlos unter die ersten Vier kommen, um so die Zwischenrunde zu erreichen. Im Pool A (Krakau/Polen) spielen Polen, Belgien, Serbien, Ukraine, Griechenland und Portugal, im Pool B (Ostrau/Tschechien) neben den Gastgebern noch Italien, Slowenien, Bulgarien, Belarus, Montenegro und im Pool C (Tampere/Finnland) außer den Finnen noch Russland, Niederlande, Türkei, Spanien, Nordmazedonien.

Den deutschen Männern ist der Auftakt in der Nations League im italienischen Rimini gelungen: Gegen Australien gab es einen klaren 3:0 (25:19, 25:18, 25:16)-Erfolg. In der Starting Six stand überraschend im Mittelblock neben Tobias Krick auch Florian Krage, bisher SVG Lüneburg. Er spielte durch und steuerte 5 Punkte (davon 1 Block) bei. Nicht zum Einsatz kam mit Noah Baxpöhler ein weiterer Ex-LüneHüne.

Mit 5 Punkten aus drei Matches sind die DVV-Frauen in die Nations League gestartet. Einem 0:3 (21:25, 22:25, 19:25) zum Auftakt gegen Russland ließen sie ein 3:2 (18:25, 25:18, 28:30, 25:23, 15:12) gegen die Niederlande und ein 3:0 (25:20, 25:19, 25:13) gegen Belgien folgen.

Hollands Diagonalangreifer Nimir Abdel-Aziz, in der vergangenen Saison Topscorer in der Champions League für Finalist Itas Trentino, wechselt innerhalb Italiens zu Leo Shoes Modena. Er spielt damit im Team von Chefcoach Andrea Giani – deutscher Bundestrainer – an der Seite von Brasiliens Star-Zuspieler Bruno Rezende und Frankreichs charismatischem Außenangreifer Earvin Ngapeth.

Nach einer Saison in Russland bei Kuzbass Kemerovo kehrt Ivan Zaytsev, Top-Diagonalangreifer der italienischen Nationalmannschaft, in die Heimat zurück und spielt künftig für den frisch gebackenen Meister Cucine Lube Civitanova.

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