Fokussiert und gierig auf alle drei Punkte gegen Giesen
Ewert und van de Kamp beim 3:1 nicht zu stoppen
Kapital aufgestockt, Position gefestigt, Selbstvertrauen weiter gestärkt – durch einen Sieg mit voller Ausbeute beim 3:1 (25:23, 25:22, 24:26, 25:18)-Erfolg bei den Giesen Grizzlys wuchs das Punkte-Guthaben der SVG Lüneburg eingangs der zweiten Bundesliga-Saisonphase von 9 auf 12, der Auftakt in der Gruppe B der Zwischenrunde verlief somit wunschgemäß. Platz 1 in dieser Gruppe, der in den Playoffs zu einem Viertelfinal-Duell gegen den 4. der Gruppe A führt, wirkt derzeit felsenfest.
Die Vorgeschichte zu diesem dritten Nordderby der Saison hatte jedoch nicht gerade Anlass zu Optimismus gegeben. Denn neben den schon länger fehlenden Jannik Pörner und Tim Stöhr drohten auch die unter der Woche grippekranken Tyler Koslowsky und Arthur Nath auszufallen. Chefcoach Stefan Hübner blieb ja – wie gemeldet – wegen eines positiven Corona-Schnelltests (inzwischen per PCR-Test bestätigt) ohnehin vorsichtshalber daheim. Libero Koslowsky stand dann aber doch in der Startformation und lieferte die gewohnt zuverlässige Leistung ab: 59% positive Annahmen, 34% sogar perfekt. Nath dagegen blieb erst einmal auf der Bank, im Diagonalangriff begann Richard Peemüller, bekam von Zuspieler Joe Worsley gleich die ersten Bälle und sorgte für eine 2:1-Führung.
Auftakt nach Maß in der Zwischenrunde
Die LüneHünen waren also sofort voll da, besonders Jordan Ewert, der im Eingangssatz 9 Punkte sammelte. So weist es die Statistik aus – davon zu sehen war im Live-Stream wenig bis nichts. Eine unterirdisch schlechte Kameraeinstellung ließ Ballwechsel, Aufschläge, Annahmen nur erahnen. Zu sehen war vornehmlich die leere Tribüne bei diesem Geisterspiel, wer einen Punkt gemacht hatte, wurde immerhin meist durch die Kommentatoren übermittelt. Klar wurde so auch, dass die SVG meist führte, teils mit bis zu vier Punkten (14:18). Am gefährlichsten bei den Gastgebern war wieder einmal Mittelblocker Magloire Mayaula (5). Nach 28 Minuten hatte die SVG aber die Satzführung verbucht.
Als die Kameras im zweiten Satz endlich verwertbare Bilder lieferten, wurde klar, wo die Vorteile der SVG lagen. Bei der SVG waren Ewert und nun auch Auke van de Kamp (je 7) nicht zu stoppen, auch Peemüller (4) kam mit seinen Angriffen meist durch. Bei Giesen dagegen ging weder über den Diagonalen Hauke Wagner, noch über die Außen Lorenz Karlitzek und Stijn van Tilburg viel (zusammen 5 Punkte). Erst als Renato Colito (noch 4) für Wagner eingewechselt wurde, bekam das Angriffsspiel der Grizzlys Biss.
Da hieß es aber schon 8:12, und dass die SVG nicht viel klarer führte, lag an ihrer hohen Fehlerquote im Aufschlag: allein in diesem Satz 9 von 25, insgesamt 24 von 98. Gut dagegen waren die Feldabwehr und das Sideout, also die Punkteausbeute beim Service Giesens. So kam der Niedersachsen-Rivale, bei dem auch Mayaula abgetaucht war, erst spät noch einmal bedrohlich heran (17:18), doch beim 21:22 stopfte Worsley dem Gegner einen zweiten Ball überraschend ins Feld und Ewert machte dann den Satz mit zwei Punkten zu, 0:2 also.
Doch noch gaben sich die Hildesheimer nicht geschlagen. Colito war nun on fire – 7 Punkte bei 71% Quote in diesem dritten Durchgang – und sorgte zunächst maßgeblich für eine klare Führung (6:2). Bei der SVG gelang aber nun van de Kamp fast alles (8 Punkte, 73%), vor allem in der Satzmitte bei vier Zählern in Serie von 16:13 zum 16:16. Auch Ewert (6) punktete weiter konstant, und als Dalton Solbrig zwei Angriffe direkt hintereinander von Mayaula blockte, war der Ausgleich geschafft (19:19). Doch vor allem Colito schlug zurück, wieder war der Abstand deutlich (23:20), noch einmal zog die SVG gleich (24:24), ehe die Hildesheimer ihren dritten Satzball zum 26:24 verwandelten.
Aufschlagserie von Worsley zieht Giesen den Zahn
Die Hausherren schöpften noch einmal Hoffnung, drehten in Abschnitt vier auch ein 0:2 in eine 11:9-Führung und brachen dann völlig ein. Mit 7 Punkten in Folge zum 11:16 stellten die LüneHünen vor allem in Person von Worsley die Weichen auf Sieg – der Zuspieler legte eine Aufschlagserie inklusive eines Asses (11:11) hin. Giesens Moral war gebrochen, zumal die SVG nun plötzlich durch die Mitte kräftig punktete: Solbrig war noch fünfmal zur Stelle und verwandelte nach 110 Minuten auch den Matchball.
„Ich bin super happy, wie die Jungs das gemacht haben“, strahlte Teammanager Matthias Pompe. Der Ex-Kapitän vertrat ja Coach Hübner an der Linie im Zusammenspiel mit Scout Christian Knospe und der Mannschaft selbst, die viel Eigeninitiative übernahm. „Die Mannschaft war von Anfang an total fokussiert und hat teils auch Leichtigkeit und Spielfreude ausgestrahlt. Das fand ich richtig beeindruckend“, bilanzierte Pompe. Ewert (25 Punkte) und van de Kamp (20) glänzten dabei mit je 56% Erfolgsquote. Ewert wurde auch MVP, bei Giesen bekam Colito (17) diese Auszeichnung.
SVG: Worsley, Ewert, Eshenko, Peemüller, van de Kamp, Solbrig; Koslowsky. Eingewechselt: Schlien, Gerken, Nath.