
Zawierce ist ein aufstrebender Klub
Viele Parallelen zur Entwicklung der SVG Lüneburg
Zweite sind sie beide in ihren Ligen, beide auch mit gebührendem Abstand zum Spitzenreiter. Beide sind aber auch auf einem guten Weg, mit Rang 2 als Ausgangsposition in die Playoffs einzuziehen. Zuvor steht für die SVG Lüneburg und Warta Zawiercie aber noch ein bedeutsames Kräftemessen gegeneinander an: das Viertelfinale in der Champions League, dem wichtigsten Vereins-Wettbewerb im Volleyball. Wie auch die LüneHünen, die am 11. März (19 Uhr) zuerst Gastgeber sind, sind die Polen in starker Form, verloren nur eins ihrer letzten acht Spiele. Auch in der Entwicklung des Vereins gibt es in den letzten Jahren viele Parallelen zur Entwicklung der SVG.
Als einer der fünf Gruppensieger kam Warta Zawiercie, das komplett Aluron CMC Warta Zawiercie heißt, direkt ins Viertelfinale. Aluron steht für eine Firma, die Aluminium-Fenster und -Türen herstellt. CMC für den zweiten großen Sponsor, ein Stahlwerk vor Ort, einer Kleinstadt am Fluß Warthe mit etwa 51.000 Einwohnern, die ein wichtiger Industriestandort in Schlesien ist und knapp 50 Kilometer nordöstlich von Kattowitz liegt. Die Anfänge des Vereinsvolleyballs in Zawiercie gehen auf das Jahr 1957 mit der Gründung von MKS Zawiercie zurück, ein Schüler- und Juniorenclub. 1971 wurde dann die Herren-Volleyballabteilung des einstigen Mehrsparten-Vereins Warta gegründet und spielte lange auf unterer Ebene.
Ab 2018 reifte ein Spitzenteam
1995, nach zwei Jahren in der 2. Liga, erfolgte nach Rückzug eines Großsponsors die Auflösung. Doch 2011 wurde der Verein reaktiviert, 2013 gelang die Rückkehr in die 2. Liga, 2014 der Aufstieg in die 1. Liga – eine Stufe unter der PlusLiga. Der Aufstieg dorthin folgte 2017, und seitdem ging es beständig bergauf, zunächst unter Trainer Emanuele Zanini (Italien), heutiger Chefcoach Belgiens, dann von 2018 – 2020 unter Mark Lebedew, auch hierzulande bestens bekannt aus seinen Jahren in Berlin und Friedrichshafen. Mit dem Australier kam Zawiercie erstmals in die Halbfinal-Playoffs in Polen und debütierte 2019/2020 international im Challenge Cup (Achtelfinale).
Die erste Medaille gab es 2022 mit den ersten großen Stars wie dem zweifachen Weltmeister Dawid Konarski oder Facundo Conte (Argentinien, Olympia-Bronze 2021) für Platz 3 in der PlusLiga. Damit war auch das Startrecht für die Champions League gesichert. Bei dieser Premiere 2022/23 unter dem heutigen Chefcoach Michal Winiarski kamen die Polen als bester Gruppendritter in die Viertelfinal-Playoffs, schieden aber gegen den Landesrivalen und dann Champions-League-Sieger Kedzierzyn-Kozle aus. Winiarski, einst ein Weltklasse-Außenangreifer, verlängerte vor kurzem bis 2030 seinen Vertrag.
2023/24 startete Warta im CEV Cup und schied im Viertelfinale im Golden Set gegen die Landsleute aus Rzeszow aus, holte sich aber mit dem Landespokal den ersten Titel seiner Vereinsgeschichte mit einem 3:1 gegen Jastrzebski Wegiel. Der nur etwas mehr als 100 Kilometer südlich beheimatete Rivale revanchierte sich dann im Kampf um die Meisterschaft, gewann das erste und dritte Match. Mit dem ukrainischen Mittelblocker Yuriy Gladyr, inzwischen 40 Jahre alt, und dem 2,13 m großen Mittelblocker-Talent Adrian Markiewicz – beide der SVG aus den Duellen gegen Wegiel bekannt – wechselten danach zwei Spieler nach Zawiercie.
Zwei Stars schon mal Club-Weltmeister
In diesem Mannschaftsteil ist der jetzige SVG-Gegner aber durch Kapitän Mateusz Bieniek noch ein Stück besser aufgestellt – der 30-Jährige ist der Topstar. Der 2,10-m-Mann kam 2023 aus Belchatow (3 Jahre), spielte auch beim einstigen Topklub Kedzierzyn-Kozle (3 Jahre) und zwischendurch eine Saison in Italien. Dort gewann er mit Cucine Lube Civitanova 2019/20 den Pokal und die Club-Weltmeisterschaft. Mit dem Nationalteam nahm er dreimal an Olympischen Spielen teil (Silber 2024), wurde Weltmeister 2018 und Vize-Weltmeister 2022 und gewann 2023 die Nations League. Dazu sammelte Bieniek zahlreiche persönliche Auszeichnungen wie zuletzt 2024 als bester Mittelblocker der PlusLiga.
Der zweite Topstar ist der US-Amerikaner Aaron Russell, zu Saisonbeginn aus Japan gekommen nach zwei Jahren bei den JT Thunders Hiroshima. Der 31-jährige Außenangreifer spielte davor insgesamt 7 Jahre in Italien – bei Piacenza, Trentino und Perugia, gewann mit Perugia 2018 das Double und mit Trentino 2019 die Club-Weltmeisterschaft. Mit den USA holte der 2,05-m-Mann im letzten Jahr als Leistungsträger in Paris Olympia-Bronze, das er auch schon 2016 in Rio als Youngster gewonnen hatte. Da wurde er sogar als bester Außenangreifer geehrt. Dirigiert wird Zawiercie von einem nicht so bekanntem Zuspieler: dem portugiesischen Nationalspieler Miguel Tavares. Der 32-Jährige spielt schon seit 2019 in Polen, seit 2021 bei Warta. Davor war er in Frankreich, wurde 2018 und 2019 als Bester auf seiner Position ausgezeichnet und gewann den Pokal mit Tourcoing Lille wie zuvor in seiner Heimat für Benfica Lissabon.
Im aktuellen Königsklassen-Wettbewerb gab sich Warta Zawiercie im Pool C nur eine kleine Blöße beim 3:2-Erfolg in Mailand. Alle anderen Matches wurden 3:0 gewonnen, weitere Gegner waren Roeselare aus Belgien und Innsbruck. Und nun soll es über die SVG ins Final4-Turnier gehen. (hre)

Europacup-NEWS
Letzter noch fehlender Club im Viertelfinale der Champions League ist Olympiakos Präus. Die Griechen, überhaupt erst über die Qualifikation in die Gruppenphase gekommen, setzten sich in den Playoffs nach einem 3:1 im Hinspiel auch im Rückspiel gegen Frankreichs Meister St. Nazaire VB mit 3:1 (25:19, 18:25, 25:23, 25:21) durch. Die Stars Aleksandar Atanasijevic (17) und Alen Pajenk (15) punkteten am besten – bei St. Nazaire war Jordan Canham (31) quasi Alleinunterhalter. Das Viertelfinale sieht damit wie folgt aus: SVG Lüneburg – Warta Zawiercie, Vero Volley Monza – Monini Perugia, Olympiakos Piräus – Jastrzebski Wegiel, Halkbank Ankara – Projekt Warschau.
SVG in Kürze
In der Bundesliga stehen nur noch zwei Hauptrunden-Spieltage bevor, dann folgen die Playoffs – für das Viertelfinale beginnt schon an diesem Mittwoch, 5. März, 14 Uhr, der Vorverkauf unter https://tickets.svg-lueneburg.de. Die SVG beginnt mit einem Heimspiel am 24. März, der Gegner steht aber noch nicht fest.