
Xanders beeindruckende Entwicklung
Diagonalangreifer kam eigentlich als Mittelblocker …
Gute Diagonalangreifer sind im Volleyball heiß umworben – Xander Ketrzynski ist in Lüneburg zu einem sehr guten Vertreter seiner Zunft gereift. Nicht nur in der Liga, auch bei den Einsätzen im CEV Cup und in der Champions League wurde er den Anforderungen an einen Diagonalen immer besser gerecht: auch schwere Bälle zu Punkten verwandeln, nicht nur mit Wucht, auch mit Raffinesse. Daher ist es keine Überraschung, dass es für den 25-Jährigen nach drei Jahren SVG nun heißt: auf zu neuen Ufern, den nächsten Karriereschritt gehen.
Schon nach der Saison 2023/24 konnten sich viele nicht vorstellen, dass der Mann aus Toronto zu halten wäre. Doch er verlängerte noch einmal und kehrte dann aus der Sommerpause stärker denn je zurück. Denn die Wochen im Trainingszentrum der kanadischen Nationalmannschaft wurden nicht nur mit den ersten Einsätzen in der Volleyball Nations League (VNL) belohnt, anschließend bekam der A-Team-Debütant sogar noch das Olympia-Ticket nach Paris. Dort blieb er als zweiter Mann hinter Arthur Szwarc (Monza) in den drei Spielen zwar ohne Einsatz. Aber allein das Erlebnis Olympische Spiele beflügelte ihn weiter zu einer noch besseren Saison 2024/25.
Das alles war 2022 nicht absehbar. Zumal der 2,08-Meter-Mann eigentlich als Mittelblocker geholt worden war – als später Ersatz für den verletzten Dalton Solbrig, der seine Karriere sogar beenden musste und inzwischen Trainer ist. Ketrzynski kam vom SK Aich/Dob aus Österreich – da war er als zweiter Diagonaler gelistet. In Kanadas B-Team spielte er allerdings als Mittelblocker, und so begann er auch bei den LüneHünen. War der Positionswechsel die richtige Entscheidung und der entscheidende Kick für seine Karriere?
Mehrfach ganz vorne in den Bundesliga-Rankings
„Das lässt sich schwer beurteilen, in der Mitte habe ich nicht so sehr lange gespielt. Wenn ich da weitergemacht hätte, hätte ich mich vielleicht auch zu einem guten Mittelblocker entwickelt“, blickt der Rechtshänder zurück. Wichtiger war ihm, dass er überhaupt regelmäßig Einsatzzeiten bekam: „Es geht nicht so sehr um die Position – ich spiele einfach gerne. Und deshalb lässt sich rückblickend auch schwer sagen, ob der Positionswechsel der entscheidende Kick war. So kann ich auch nur mutmaßen, dass sich das auf meinem Weg ins Nationalteam ausgewirkt hat.“ Wie auch immer – nach der Hälfte der ersten Saison tauschte er mit Lukas Maase den Posten und ging dauerhaft in die Mitte, mit der bekannten, herausragenden Folge.
Ketrzynski wurde in der abgelaufenen Saison Nummer 2 der Topscorer-Rangliste in der Bundesliga-Hauptrunde (und dann auch in den Playoffs) sowie Zweiter im Ranking „Angriffspunkte“, hier in den Playoffs sogar Erster. Ein gefährlicher Aufschlag und ein gutes Blockspiel kamen hinzu – insgesamt eine Leistungsexplosion, die das Interesse europäischer Konkurrenz weckte. Und der sonst eher ruhige, zurückhaltende Mann wurde auch emotional auf dem Feld immer mitreißender, seinem zweiten Vornamen Wolf gerecht werdend … „Er hat sich hier toll entwickelt, ist sehr konstant und super stabil geworden“, blickt SVG-Chefcoach Stefan Hübner zurück, „das war ja seine erste Saison durchgehend als Nummer 1 auf dieser Position. Er hat zudem viel Verantwortung übernommen und sich auch insofern weiter entwickelt“.
„Ich werde immer mit viel Freude an die drei Jahre in Lüneburg zurückdenken. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt und sowohl als Spieler als auch als Mensch viel gelernt. Es waren sehr schöne Jahre, für die ich mich bedanken möchte – ich bin sehr froh, dass ich sie bei der SVG verbringen durfte. Ich bin ein wenig traurig, dass die Zeit nun zu Ende geht. Aber mein Ziel ist es, mich weiterzuentwickeln und der beste Spieler zu werden, der ich sein kann. Und natürlich möchte ich jedes Spiel, jeden Wettbewerb und jede Liga gewinnen, in der ich spiele“, hat Ketrzynski ein wenig wehmütig Abschied genommen und fügt noch einen besonderen Gruß für die Fans an: „Ich hoffe, ihr hattet alle Spaß dabei, mir und dem Team zuzuschauen!“
(hre)