
Wieder ein Kanadier als Diagonaler
Der Ketrzynski-Nachfolger heißt Christopher Byam
Ein Kanadier, der sich hier zum A-Nationalspieler entwickelte, hatte bei der SVG Lüneburg schon zweimal die Position des Hauptangreifers inne: einst Ryan Sclater und zuletzt hieß der Diagonalangreifer Xander Ketrzynski. Ihm folgt nun sein Landsmann Christopher Byam – der 9. und letzte Zugang für die neue Saison 2025/26. Er kommt vom französischen Vizemeister Alterna Stade Poitevin Volley-Ball aus der 90.000-Einwohner-Stadt Poitiers.
Neuer Kader ist nach Aderlass wieder komplett
„An ihm hatten wir schon letztes Jahr als Nummer zwei hinter Xander Interesse – er hat sich dann für Frankreich entschieden“, stellt SVG-Coach den nunmehr Ketrzynski-Nachfolger vor. „Physisch ist er Xander ähnlich. Er ist technisch gut ausgebildet, springt unheimlich gut. Seine Abschlaghöhe ist fast noch höher als die von Xander. Er hat auch einen sehr guten Block und guten Aufschlag und ist ein guter Angreifer über die Position vier, bringt also ganz viel mit. Es wird spannend, wie die nächsten Entwicklungsschritte verlaufen, wir hoffen, dass er schnell zündet. Auf jeden Fall passt er gut in unsere Kultur.“
Byam, der im August 24 Jahre alt wird, spielte bis zu seinem Sprung nach Europa für die „Cougars“ an der Mount Royal University in Calgary und schloss dort ein Bachelor-Studium in Gesundheits- und Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt körperliche Fitness ab, machte zudem mehrere Fortbildungen als zertifizierter Personal-Trainer. In dieser Zeit schaffte er auch den Sprung in Kanadas B-Team, spielte beim Final6-Turnier des PanAm-Cups 2023 u.a. mit dem heutigen Freiburger Liam Kristjanson, auch im Finale gegen die USA (0:3), und beim PanAm-Cup 2024, wieder im Finale gegen die USA (3:1) – diese zusammen mit Spielern wie SVG-Rückkehrer Jesse Elser, Ex-LüneHüne Max Elgert oder auch Jackson Young (Friedrichshafen) und gegen US-Boy Ethan Champlin, den jetzigen SVG-Neuzugang.
Auch an Trainingseinheiten des A-Kaders nahm Byam, der aus Bow Island, einer Kleinstadt in der Provinz Alberta im Westen stammt, schon teil. Für diesen Sommer verzichtete der Rechtshänder aber nach Absprache mit dem neuen Nationaltrainer Daniel Lewis, bisher Coach des erwähnten B-Teams, auf Maßnahmen, um eine Verletzung vollständig auszukurieren und dann in gezieltem Training Muskelmasse aufzubauen. Denn bei Stade Poitevin, übrigens trainiert ebenfalls von Lewis, zog sich Byam in der Rückrunde eine Knöchelverletzung zu. Erst ab dem dritten von fünf Playoff-Viertelfinals stand der 1,99-Meter-Mann wieder eingeschränkt zur Verfügung, wurde dann als 2. Libero für den Notfall nominiert.
Dass Poitiers in der „Marmara Spike League“ überhaupt so weit – und dann noch bis in die Finals (1:3 und 0:3 gegen Tours) – kam, war eine Überraschung. Denn im Verein war es die ganze Saison über unruhig. So nahm erst Superstar Earvin Ngapeth ein lukratives Angebot von Fenerbahce Istanbul an, dann Dusan Nikolic (Serbien), der 1. von drei Diagonalen neben Byam und Bozidar Vucicevic (Serbien). Später ging noch Tim Peter zurück nach Friedrichshafen, für ihn kam Ex-LüneHüne Colton Cowell. Und als die Hauptrunde sich dem Ende zuneigte, zog der Verein noch eine sogenannte „medical card“, weil Rekonvaleszent Byam noch nicht wieder fit war und sich auch noch Vucicevic als letzter verbliebener Diagonaler verletzte. Es kam ein Supertalent, der Slowene Nik Mujanovic aus Paris. Der 20-Jährige, zuvor in Monza, war Topscorer der Hauptrunde und performte dann auch in Poitiers – und nun auch in der Nations League – grandios mit meist annähernd oder sogar mehr als 30 Punkten pro Spiel.
Verletzungspech stoppte Karriere in Frankreich
Angesichts all dieser Umstände kam Byam nur auf insgesamt 19 Sätze in zehn Hinrundenspielen. „Leider lief es nicht wie geplant für mich. Trotzdem war dieses Jahr, meine erste Saison als Profi, ein wichtiger Schritt für mich. Aber natürlich will man als Spitzensportler immer spielen. Daher war es wichtig, eine Möglichkeit zu finden, mehr auf dem Court zu stehen und mich weiter zu verbessern. Über die SVG habe ich von anderen Sportlern und Trainern viel Gutes gehört und freue mich darauf, mich bei einem großartigen Verein einzubringen“, schreibt er und sieht seine Physis, das Sprungvermögen und die Energie, die er aufs Feld bringt, als Pluspunkte. Verbessern will er vor allem seinen Armzug, „aber ich bin noch jung und muss noch sehr viel mehr lernen“. Vor allem aber: „Ich will gewinnen!“
Ganz untätig ist Byam in der Saisonpause ohne Nationalteam-Verpflichtungen dennoch nicht, er will sich in Trainings-Sommercamps und individuell im Krafttraining auf die neue Aufgabe vorbereiten. „Lüneburg war schon immer ein interessanter Verein für mich, ich hatte auch Kontakt mit einigen ehemaligen SVG-Spielern, die mir alle positive Eindrücke gaben. Ich habe mich sehr gefreut, als sich mir nun die Gelegenheit zum Wechsel bot. Die Qualität der Bundesliga ist auf einem hohen Level, sie wird professionell geführt und ist gut organisiert. Es wird für mich eine große Herausforderung, mich da zu beweisen.“
Damit ist nun der Kader 2025/26 komplett: Zuspiel: Santeri Välimaa, Neo Laumann, Mittelblock: Shane Holdaway, Cole Young, Joscha Kunstmann, Außenangriff: Ethan Champlin, Daniel Gruvaeus, Jesse Elser, Axel Larsen, Diagonalangriff: Axel Enlund, Christopher Byam, Libero: Sho Takahashi.
(hre)
Foto: Pichon/SVG