
Der Mann der Rekorde aus Ohio
Cole Young wird Mittelblocker bei der SVG
“Wir haben jemanden gesucht, der irgendwas Spannendes mitbringt”, sagt Stefan Hübner über den Neuzugang, der den Mittelblock für die Saison 2025/26 komplett macht. Fündig wurde der SVG-Chefcoach an der Ohio State University. Von den dortigen “Buckeyes” kommt Cole Young zu den LüneHünen. Er erhält einen Zweijahresvertrag. Und spannend ist der 22-Jährige allemal: In den vier Jahren an der Uni sammelte Young Liga-Rekorde, Auszeichnungen und Highlights, die in Erinnerung bleiben. Wie im Januar, als er im Spiel gegen Fort Valley State aus zehn Aktionen (“Swings”) zehn Killblocks machte. Zudem war er absoluter Stammspieler der Buckeyes, stand in allen 26 Spielen und 98 Sätzen der abgelaufenen Saison auf dem Feld, war auch bester Blockspieler seines Teams.
Hübner ist sich sicher: “Cole ist ein spannendes Paket. Er ist im Blockspiel unheimlich gut, hat eine Ruhe, die nicht so leicht zu lernen ist. Außerdem bringt er eine gute Physis mit, ist groß und springt gut.” Was dem Trainer außerdem imponiert: “Er war super-heiß darauf, zu uns zu kommen.”
Michael Wright ebnete den Weg zur SVG
Einen wichtigen Beitrag dazu leistete Michael Wright. Mit dem SVG-Zuspieler der vergangenen Saison stand Cole Young 2021 bis 2024 am Netz. Im Trikot der Buckeyes holten beide 2023 und 2024 den Titel in der MIVA Conference, spielten dann auch im nationalen US-Turnier NCAA. “Wir haben uns schon seit dem vergangenen Jahr immer wieder über Lüneburg unterhalten und er hat nur Gutes über Fans, Atmosphäre, die Stadt und den Erfolg des Teams erzählt”, sagt Young. “Ich bin froh, dass er mir damit wirklich den Weg geebnet hat.”
Auch für Stefan Hübner war “Mediator” Michael Wright hilfreich: “Michael kennt Youngs Werte – und auch die Werte, für die wir stehen. So ein Background ist immer gut”, freut sich der Chefcoach über die hilfreiche Einschätzung. Sein Eindruck des Neuen: “Er ist fleißig, will sich entwickeln, passt super rein.” Er sieht Young vor dem nächsten Schritt: “Es ist wichtig, dass er spielt. In diesem Jahr hatte er zwei junge Zuspieler neben sich. Mit Michael als Senior sah das schon sehr spannend aus. Das muss er jetzt konstant auf diesem Level abrufen.”
Der 2,09-Meter-Mann Young ist in Powell zuhause, einer 14.000-Einwohner-Kleinstadt 25 Kilometer nördlich von Columbus, der Hauptstadt des Bundesstaats Ohio. “Will professionell im Ausland spielen” steht als Karriereziel in Youngs Profil bei seiner Berater-Agentur. Dass es irgendwann mal mehr sein könnte als College-Volleyball, wurde im zweiten College-Jahr deutlich. “Der Trainer und ich saßen zusammen, haben über die Chance gesprochen, mal in Europa oder bei Olympischen Spielen zu spielen. Das hat mich bestärkt.”
“Es gibt keine bessere Zeit, nach Lüneburg zu kommen!”
Nach seinem Uni-Abschluss im Bereich Sportindustrie, der auf berufliche Karrieren im Management von Profisportklubs vorbereiten soll, ist Young bereit für den nächsten Schritt seiner sportlichen Laufbahn. Dass er als SVG-Neuling nach der erfolgreichsten Saison des Klubs einsteigt, schreckt Cole Young nicht – im Gegenteil: “Was für ein Glück! Es gibt doch keine bessere Zeit, um nach Lüneburg zu kommen. Das ist wirklich was Besonderes.” Die SVG der Saison 2024/25 hat auch bei ihm Eindruck hinterlassen: “Es war verrückt zu sehen, wie gut diese Jungs waren und wie gut sie zusammenpassten. Man konnte auch förmlich sehen, dass viele Spieler ihren nächsten Schritt gemacht haben – deshalb kann auch ich es kaum erwarten, für die SVG auf dem Feld zu stehen!”
Die Lüneburger Erfolgssaison hat bei Young Ambitionen geweckt: “Ich will die Liga gewinnen und den Pokal!” Doch der 22-Jährige setzt sich auch persönliche Ziele: “Ich will Erfahrungen sammeln, sportlich und persönlich besser werden. Auch Fehler können dazugehören – aber danach muss man besser sein.”
Weichenstellung durch Blake Leeson
Sportlich aktiv war Cole Young schon seit der Jugend. Doch zunächst spielte Volleyball neben Basketball nur eine Nebenrolle. Sieben Jahre lang ging Young vor allem auf Korbjagd. Das änderte sich, als im zweiten Highschool-Jahr der spätere LüneHüne Blake Leeson auftauchte. “Er machte ein Praktikum, hat uns beim Training geholfen. Er sagte mir: ‘Wenn Du besser werden willst, musst Du im Club-Volleyball spielen!’” Danach war die Richtung klar: “Der Basketball-Coach wollte mich überzeugen, bei Basketball und Volleyball zu bleiben” – erfolglos. Doch Young ist seinem Basketball-Trainer bis heute dankbar: “Er hat mir beigebracht, wie ich meine Koordination steuern und mit den Beinen arbeiten kann. Deshalb kann ich auch so hoch springen. Damit war ich bereit für Volleyball.”
Auf den Schritt nach Deutschland ist Young, der zwei Geschwister hat, gespannt: “Wie kommt man klar, wie läuft das Einkaufen, …?” Er hat gehört, dass man mit Englisch in Deutschland weit kommt, auch die Leute entspannt mit Neuem und Neuen umgehen. “Anders als in Ohio”, sagt er lachend mit etwas Selbstironie. “Ich freue mich drauf, das wird eine komplett neue Welt für mich.”
Doch bevor es an die Ilmenau geht, stehen noch Reisen durch die USA an. “Mein Cousin und auch ein Freund heiraten, der eine in Denver, der andere in North Carolina. Das bedeutet eine Menge Reisen, aber auch Urlaub.” Richtig erholsam soll eine Bootstour mit Familie und Freunden in Kentucky werden. Volleyball soll aber nicht zu kurz kommen: Nicolas Szerszeń, ein französisch-polnischer Außenangreifer aus Polens PlusLiga, ist in Columbus. “Mit ihm werde ich trainieren, um in Form zu bleiben.” Und Ex-Teamkollege Michael Wright? “Ihn sehe ich vielleicht in Kalifornien …“
(gm)
Foto: Kirk Irvine/Ohio State Athletics