Weltklasse-Leistung wird nicht belohnt
Nach 2:0-Führung gegen Frankreich doch noch Olympia-K.o.
Was für ein bitteres Ende: Nach einer 2:3 (25:18, 28:26, 20:25, 21:25, 13:15)-Niederlage trotz einer Weltklasse-Leistung gegen den noch amtierenden Gold-Gewinner von 2021 und Gastgeber Frankreich sind die Olympischen Spiele 2024 für die deutschen Männer nach dem Viertelfinale beendet. Nächster Gegner für die „Grande Nation“ wird an diesem Mittwoch Weltmeister Italien, der beim 3:2 gegen Japan im dritten Satz beim 0:2-Rückstand schon drei Matchbälle und später im Tiebreak einen vierten gegen sich hatte. Im anderen Halbfinale stehen sich Polen und der Sieger aus USA – Brasilien gegenüber.
Grozer ist sofort wieder on fire
Bundestrainer Michal Winiarski schickte wieder die Starting Six des letzten Auftritts gegen Argentinien (3:0) auf den Court, und die schloss da an, wo sie im letzten Gruppenspiel aufgehört hatte. Georg Grozer drehte gleich wieder auf hohen Touren, machte im Eingangssatz 7 seiner letztlich 22 Punkte und gab seinen Nebenleuten mit seinen unwiderstehlichen Aktionen, spätestens mit seiner erfolgreich abgeschlossenen, sensationellen Rally zum 6:4, Sicherheit. Das Service war druckvoll, die Blockarbeit hervorragend, die Abwehr bockstark. Über 11:8 ging es weiter auf 15:10 und 20:14, weil Zuspieler Lukas Kampa auch alle anderen Angreifer bestens ins Match brachte.
In Satz 2 drohte sich das Blatt zu wenden (5:7, 11:15), weil einerseits Earvin Ngapeth heiß lief und seinen bis dahin 0 Punkten 8 hinzufügte und andererseits der zweite Außen Trevor Clevenot (5) das DVV-Team mit cleveren, sogenannten „schmutzigen“ Bällen immer öfter nervte. Ihm ließ der Schiedsrichter die berühmt-berüchtigten geworfene Bälle durchgehen, den Deutschen pfiff er sie ab. Aber der Außenseiter stemmte sich dagegen, war nach zwei Blocks des starken Tobias Krick wieder dran (17:18) und drehte ein 23:24 nach vielen guten Angriffsaktionen besonders auch über Anton Brehme auf 25:24. Zwei unfassbare Angriffe von Ngapeth drehten das Resultat erneut, doch dann zeigte Brehme eine selten gekannte Aufschlagstärke, der sich Grozer mit einem Ass zum 28:26 anschloss.
Ein 2:0 gegen Frankreich vor dessen eigenen, 10.000 Fans – da reiften Medaillenträume. Nur noch ein Satzgewinn, und der annahmestarke und im Angriff coole Moritz Reichert & Co hätten das Halbfinale und damit zumindest ein Spiel um Bronze sicher gehabt. Doch Frankreich zog noch einen Joker aus dem Ärmel, den wohl nur wenige auf dem Zettel hatten: Für den wirkungslosen Diagonalen Jean Patry (nur 7 Punkte) kam zum 3. Satz der junge Théo Faure und lieferte – gleich mal 5 Punkte in diesem Durchgang (am Ende 11). Ngapeth zeigte, dass er immer noch ein Unterschiedsspieler ist (6, letztlich 21) und Clevenot nervte weiter (4, insgesamt 20).
Zunächst aber hielt das DVV-Team gegen den immer stärker werdenden Gegner noch mit bekannter Kampfkraft dagegen, machte erst ein 2:5 wett (7:7) und drehte dann den nächsten Rückstand von 7:10 bei einer weiteren Mega-Rally sogar in ein 11:10 durch Moritz Karlitzek nach zwei reaktionsschnelle Brehme-Abwehren um. Aber dann unterliefen zu viele Aufschlagfehler und Frankreich blockte immer besser – 14:15, 15:18, 17:20, 17:22 waren die weiteren Spielstände. Egal, mit neuem Mut ging es in Satz 4. Grozer setzte sich nun wieder häufiger durch (6), die Nebenleute punkteten regelmäßig, bis zur Satzmitte blieb es ausgeglichen (12:11), dann neigte sich die Waage langsam zur französischen Seite (16:17), bis es nach zwei Blocks in Folge vom eingewechselten Quentin Jouffroy mit 19:22 eingangs der Crunchtime dem Tiebreak entgegen ging.
Rätselhafte Rote Karte und Punktverlust im Tiebreak
In diesem Entscheidungssatz bleib der zuvor für Kampa eingewechselte Johannes Tille auf dem Court und gab noch einmal wichtige, neue Impulse, besonders, indem er Brehme und Krick zu Schnellangriffen vermehrt einsetzte. Aber Frankreich, wo neben Faure auch Jouffroy blieb, hatte nun Oberwasser, ging gleich in Führung und lag beim letzten Seitenwechsel 8:4 in Front. Krick verkürzte – und sah dann die Rote Karte, also 5:9. Aber warum? Das wusste wohl nur der schwache Schiedsrichter. Ja, Krick schickte ein paar böse oder auch triumphierende und provozierende Blicke übers Netz. Aber das machte Ngapeth das ganze Match über. Oder ließ sich Krick auch zu Trash-Talk hinreißen? Die noch mehr wütenden als fassungslosen Deutschen kamen zwar nochmal auf 8:9 heran und hielten das Spiel bis zum 12:14 offen, ließen dann aber bei Aufschlägen mit dem nötigen, hohen Risiko zwei Fehler folgen – raus mit viel Applaus.
Für den DVV spielten und punkteten: Grozer (22), Brehme (14), Krick (14), Reichert (13), Karlitzek (12), Kampa (1) – Zenger; eingewechselt: Tille, Brand, Schott.
Weitere Viertelfinals: Slowenien – Polen 1:3 (20:25, 26:24, 19:25, 20:25), Italien – Japan 3:2 (20:25, 23:25, 27:25, 26:24, 17:15). (hre)
Beach-NEWS
Nils Ehlers/Clemens Wickler zogen mit einem überraschend deutlichen 2:0 (21:16, 21:17) gegen die Weltranglistenzweiten George Wanderley/Andre Loyola aus Brasilien ins Olympia-Viertelfinale ein, das an diesem Dienstag, 17 Uhr, ansteht. Gegner sind Stefan Boermans/Yorick de Groot (Niederlande), in der Weltrangliste einen Platz hinter den Dritten Ehlers/Wickler.
Svenja Müller/Cinja Tillmann schieden im Achtelfinale durch ein 1:2 (13:21, 21:17, 16:18) gegen Tina Graudina/Anastasija Samoilova (Lettland), die 7. der Weltrangliste, aus.
Unterdessen hat Laura Ludwig (38), mit Louisa Lippmann in der Vorrunde ausgeschieden, ihr Karriereende mit dem Ausklang der Saison bekannt gegeben.