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Vorstoß in ganz neue Sphären 

Als Viertelfinalist der Champions League und Vizemeister für Aufsehen gesorgt und begeistert

„Vizemeister, Vizemeister, hey, hey – Vizemeister, Vizemeister, hey, hey!!!“ Was für einen Rekord-Titelträger den Beigeschmack eines Spottgesangs haben könnte, hört sich für die SVG Lüneburg wie ein Loblied auf eine phantastische Saison an. Und 2024/25 war tatsächlich eine Aneinanderreihung von Highlights wie nie zuvor, gespickt mit der satten Anzahl von zehn dramatischen Tiebreak-Spielen, acht allein zwischen Mitte Februar und Mitte April. Spannung pur und Siege über Monate hinweg also.

Es ging doch noch besser als 2023/24

Nach der letzten herausragenden Spielzeit mit den beiden Finals im CEV Cup als Höhepunkt hätte wohl niemand für möglich gehalten, dass etwas Ähnliches so schnell wiederholbar wäre, zumal es ja einen größeren Umbruch gab. Doch die Bilanz wurde sogar noch getoppt. So blickt die SVG jetzt auf die bisher erfolgreichste Serie ihrer Vereinsgeschichte zurück – wieder einmal. Die erstmalige Teilnahme an den Playoff-Finals zur deutschen Meisterschaft war da nur das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“, das mit der Silbermedaille nach sechsmal Bronze in den Jahren zuvor gekrönt wurde.

Doch schon auf dem Weg dahin kamen die Fans aus der Partystimmung gar nicht mehr heraus. Nach einem 2:3 zum Auftakt in Düren am 22. September gab es zwei Monate lang elf Siege am Stück, wettbewerbsübergreifend inklusive zwei Triumphe in der Champions League. Noch länger wurde eine Erfolgsserie in der Bundesliga, die nach 13 Siegen erstmals Platz 2 nach der Hauptrunde festschrieb. Dieser Run begann und endete gegen den früheren Angstgegner VfB Friedrichshafen und deutete schon an, dass das zumindest für diese Saison eine Wachablösung werden könnte. Und tatsächlich wurden die Häfler – nach zwei lockeren Playoff-Viertelfinals gegen Freiburg – in einer 5er-Halbfinalserie in die Saisonpause geschickt.

Dass es danach gegen ausgeruhte Berlin Recycling Volleys (im Halbfinale dreimal 3:0 gegen Giesen) nicht zu einem weiteren Coup reichte, war zu befürchten. Wenigstens gab es mal, was viele Volleyball-Fans freute, ein anderes Finale als sonst immer seit der Saison 2012/13. Und beim 0:3, 1:3 und 0:3 schlug sich die SVG in acht von zehn knappen Sätzen besser, als es das nackte Endergebnis aussagt. Immerhin waren die LüneHünen auch der einzige Gegner, der den Abo-Meister in der Hauptrunde schlug (3:2).

Einen noch größerer Coup landete die SVG dafür kurz zuvor. Schon im zweiten Jahr in der Champions League gelang der Vorstoß aus der Gruppen- in die K.o.-Phase. Dort ging es in den Playoffs zum Viertelfinale ausgerechnet gegen Berlin. Aber die LüneHünen bestanden diese Reifeprüfung und schalteten den deutschen Rivalen aus. Zusammen mit dem Bundesligasieg also drei Triumphe gegen Berlin innerhalb von dreieinhalb Wochen zwischen dem 11. Februar und 8. März. Was für Festtage! Mit dem absoluten Höhepunkt des gewonnenen Golden Set in der Max-Schmeling-Halle auf dem Weg ins Viertelfinale der Königsklasse – Viertelfinale, unter den acht besten Teams Europas!

Festtage und Partystimmung über viele Wochen in 46 Spielen

Den Traum vom Final4-Turnier ließ zwar das polnische Topteam Zawiercie dann platzen, das Anklopfen an Europas Spitze aber bleibt haften. Und das trotz der hohen Belastung, noch höher als im Jahr zuvor. 46 Pflichtspiele (davor 42) absolvierte die SVG insgesamt, nur Simon Torwie und Michael Wright waren immer dabei (s. Aufstellung unten). Mittelblocker Torwie wurde dabei wohl auch zur Entdeckung der Saison als bester seines Fachs mit 76 Kill-Blocks in der Hauptrunde und weiteren 30 in den Playoffs.

Starke und erfolgreiche Mannschaften hatte die SVG auch in den Jahren zuvor mit herausragenden Spielern wie Erik Röhrs, Jordan Ewert oder Joe Worsley – um nur einige zu nennen. Den Unterschied zu jetzt beschrieb Chefcoach Stefan Hübner kürzlich so: „Viele haben ihr Niveau konstant gut abgerufen, einige haben deutlich mehr Verantwortung übernommen“, wobei er namentlich den jungen Kapitän Theo Mohwinkel, Xander Ketrzynski und Gage Worsley nannte. Und: „Wir hatten eine sehr homogene Mannschaft in dieser Saison.“ Deshalb gab es auch sehr oft eine feste Starting Six, so ausgeprägt wie die Jahre zuvor nicht.

Obwohl dadurch einige nur eine Nebenrolle auf dem Feld spielten, entwickelte das Team einen Spirit, den an guten LüneHünen-Tagen kein Gegner brechen konnte. Und von diesen Tagen gab es viele. „Diese Saison hat allen Bock auf mehr gemacht, wir wollen noch einmal zurückkommen ins Finale. Das Ziel wird sein, sich auf diesem Level zu stabilisieren und zu etablieren“, gab Hübner die Losung aus. (hre)

(Einsätze gesamt – Hauptrunde/Playoffs/DVV-Pokal/Champ.League)

Torwie, Simon 46 – 24/10/2/10
Wright, Michael 46 – 24/10/2/10
Ketrzynski, Xander 45 – 23/10/2/10
Worsley, Gage 45 – 24/10/2/9
Espeland, Okar 41 – 19/10/2/10
Kunstmann, Joscha 37 – 18/10/2/7
Karlitzek, Lorenz 36 – 20/7/2/7
Larsen, Axel Juul 36 – 18/10/1/7
Mohwinkel, Theo 35 – 18/7/1/9
Laumann, Neo 22 – 16/1/1/4
Leeson, Blake 16 – 9/0/2/5
Ketrzynski, Cole 13 -10/1/0/2

Volleyball-Bundesliga