
SVG unterliegt im Foto-Finish
BR Volleys gewinnen zweites Spiel der Finalserie 3:1
Vier enge Sätze – und am Ende war der Unterschied hauchdünn: Die Berlin Recycling Volleys holten sich nach 107 Spielminuten den zweiten Sieg der Playoff-Finalserie, brachten der SVG Lüneburg eine 1:3 (23:25, 25:21, 20:25, 22:25)-Niederlage bei.
Doch das Ergebnis war nach dem Duell der beiden Topteams zunächst nur Statistik. “Wir haben ein sehr gutes Spiel gesehen”, fand SVG-Chefcoach Stefan Hübner nach dem spannenden Kräftemessen. “Die Mannschaft hatte sich nach dem ersten Spiel vorgenommen, mehr Intensivität reinzubringen, mehr positive Aggressivität. Und das hat sehr gut funktioniert”, lobte Hübner seine Mannschaft.
SVG früh mit Comeback-Qualität
Angetrieben von den 3200 Zuschauern auf ausverkauften Rängen und einer emotionalen Einlaufshow, zeigten die LüneHünen ein leidenschaftliches Spiel. Der bessere Start gelang den Gästen: Tille legte mit einer Aufschlagserie los. Die BR Volleys setzten sich 4:0 ab, BRV-Coach Banks steuerte früh mit gewonnenen Challenges zwei Punkte bei. Bis auf sechs Punkte wuchs der Berliner Vorsprung (5:11), dann kamen die Hausherren mit einer Aufschlagserie von Oskar Espeland wieder ran. Simon Torwie holte zwei Blockpunkte gegen Hanes, Mohwinkel drückte den Ball clever zum Block-Aus (8:11). Spätestens jetzt war die Arena “on fire”. Die LüneHünen hielten zunächst einen Zwei-Punkte-Rückstand (9:11, 10:12), dann zog Berlin davon (10:18). Das aber schreckte leidenschaftliche Gastgeber nicht, die abermals zurückkamen – und wie: Als Torwie einen Ball förmlich auf Jake Hanes drosch, war die SVG wieder im Rennen (21:22, 23:24). Erst, als Gage Worsley einen lässig gespielten Ball von Nememiah Mote nicht mehr erreichte, war nach 28 hochdramatischen Minuten der Berliner Satzgewinn entschieden.
In den zweiten Satz starteten die Gastgeber mit einem erfolgreichen Angriff von Xander Ketrzynski. Danach baute die SVG, die mit viel Selbstvertrauen agierte, die Führung konstant aus (3:1, 6:3, 10:6). Lorenz Karlitzek und Joscha Kunstmann punkteten per Ass (15:9). Beide Trainer nahmen Auszeiten – die auf Lüneburger Seite schien besser zu fruchten: ein Ketrzynski-Punkt und ein mit viel Wucht durchgezogener Angriff von Karlitzek (19:13) hielten die konstante Führung. Karlitzek, der im Spiel auf 15 Punkte und eine Angriffsquote von 48 Prozent kam, sorgte immer wieder für wichtige Zähler, etwa beim 21:16. Auch Ketrzynski kurbelte energisch, machte mit einem platzierten Ball an der Außenlinie seinen fünften Angriffspunkt des Satzes (22:17). Der Kanadier war es auch, der nach einer langen, spannenden Rally mit tollen Aktionen auf beiden Seiten den Punkt für die SVG verbuchte (24:19). Espeland, der auf eine starke Angriffsquote von 53 Prozent kam, holte mit einem Angriff zum Block-Aus den verdienten Satzgewinn der Hausherren.
Berlin setzt sich erst zur Crunchtime ab
Ein enger Schlagabtausch entwickelte sich im dritten Satz. Mit gefeierten Aktionen wie dem Doppelblock von Kunstmann und Ketrzynski gegen Schott (2:3) brachte die SVG die Fans schnell wieder auf Touren. Berlin drehte eine 4:3-Führung der LüneHünen, konnte sich jedoch nicht absetzen. Als Michael Wright den Briefkasten vor Hanes fand (10:10), feierte die Arena, ebenso wie beim 11:11: Nach einer langen Rally kam Espeland zum Pipe angeflogen. Längst hatte sich ein spannendes Spiel auf Augenhöhe entwickelt – in dem sich die Phasen wiederholten. Erneut hatte Berlin kurz das Momentum (12:14, 13:15), erneut kam die SVG zurück, diesmal mit “Block-Festspielen”: Torwies Block gegen Hanes brachte nach einer Challenge zwar noch keinen Punkt, doch Lüneburgs Mittelblocker machte es noch einmal, wurde diesmal belohnt (16:18). Kunstmann, mit fünf Blockpunkten bester Lüneburger, blockte gegen Mote, Torwie legte ein Ass nach – 18:18. Doch der Start in die Crunchtime misslang der SVG. Nach zwei Assen von Reichert stand es 18:22, erst ein Aufschlagfehler holte den Außenangreifer von der Linie. Doch die SVG kam nicht mehr entscheidend heran, ein missglückter Espeland-Ball vor Hanes sicherte den Gästen ihren zweiten Satzerfolg.
Auf Augenhöhe ging es im vierten Satz weiter. Im engen Rennen lag zunächst die SVG vorn (3:2, 6:3, 9:7) – auch, weil BRV-Coach Banks nach vier gewonnenen Challenges erstmals das Nachsehen hatte (10:8). Nach einem Hanes-Ass war das Team in Orange aber erneut zurück (13:13). Jetzt hatte Berlin in engen Momenten mehr Spielglück, doch auch die SVG begeisterte, wie Wrights “No-look-Ball” vor Hanes (14:16). Die LüneHünen blieben Berlin im Nacken (16:18, 18:20) und begeisterten die Fans weiter: Karlitzek rutschte beim Angriff wohl leicht ab, doch sein Ball überraschte auch die Berliner (20:22). Ein Aufschlagfehler des Außenangreifers ebnete Berlin den Weg zum Matchball (21:24). Es war Hanes, dessen Angriff das Spiel schließlich zugunsten der Gäste entschied.
Hübners Kompliment an beide Teams
“Die Jungs wollten mutig spielen – und das haben sie gemacht”, lobte Stefan Hübner den Auftritt seiner Mannschaft. “Sie sind häufig belohnt worden und haben die Sätze eng gehalten, was unser Ziel war.” Doch Hübner wusste auch die Qualität der Gäste zu würdigen: “Auf der anderen Seite stehen sehr gute Spieler, die in engen Momenten auch gute Sachen machen und jetzt, wo es darauf ankommt, sehr gut spielen – Kompliment dafür!”
Zum MVP wurde Moritz Reichert gekürt. Berlins Außenangreifer holte 15 Punkte, war damit ebenso wie der punktgleiche Lüneburger Karlitzek zweitbester Scorer seines Teams. Die höchste Ausbeute holte Jake Hanes (24 Punkte), die beste Bilanz auf SVG-Seite hatte Ketrzynski (19).
Am Samstag (18 Uhr) treffen beide Teams in Berlin erneut aufeinander. Mit einem Sieg könnte sich Berlin dann den 15. Meistertitel sichern. Doch die SVG will zum Party-Crasher werden: “Die Jungs geben sich nicht kampflos geschlagen, sie werden alles reinhauen”, ist Stefan Hübner sicher. “Wir werden uns morgen nochmal durchbewegen, dann geht es in den Bus – und ab zur Halle!”, nahm er schnell das erneute Duell in der Hauptstadt in den Blick.
Starting Six der SVG: Espeland (9 Punkte), Torwie (11), X. Ketrzynski (19), Mohwinkel (2), Kunstmann (9), Wright (2) – Worsley; eingewechselt: Karlitzek (15), Larsen.
BRV: Krick (4), Tille (2), Reichert (15), Mote (8), Hanes (24), Schott (8) – Dagostino; eingewechselt: Amedegnato, Knigge (1), Plaskie (1), Krage.
(gm)