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Das DVV-Team inklusive Staff im olympischen Dorf. Foto: facebook

Paris 2024 zieht in seinen Bann

Erstes Ziel: Hohe Hürde Viertelfinale – dann weitersehen

Bonjour, Paris – Guten Morgen, Paris. An diesem Sonnabend um 9.00 Uhr in der Früh betreten die deutschen Volleyballer im Match gegen Japan nach zwölf Jahren Abwesenheit wieder die olympische Bühne. Nur 11 qualifizierte Teams plus Gastgeber spielen zunächst in drei Vierer-Gruppen, die jeweils beiden Ersten und Zweiten sowie die beiden besten Dritten kommen ins Viertelfinale (ab 5. August). Das Turnier läuft im Zentrum der französischen Hauptstadt, in der Arena Paris Sud 1 für 12.000 Zuschauer, sonst ein Teil der Paris Expo, einem der aktivsten Ausstellungs- und Kongresszentren für Messen in Europa.

Zum Auftakt gegen Japan

Mit einem grandiosen Qualifikationsturnier in Rio de Janeiro im Herbst 2023 – 7 Siege in 7 Spielen – haben die DVV-Männer zum 5. Mal das Ticket gelöst, wuchsen dabei vor allem in den Spielen gegen die Schwergewichte Brasilien und Italien (jeweils 3:1) innerhalb von 17 Stunden über sich hinaus. An diese Leistungen gilt es nun, in einer schwierigen Gruppe anzuschließen, was in der Nations League dieses Sommers und Testspielen noch nicht ganz wieder – aber zuletzt immer besser – gelang.

Kapitän Lukas Kampa zog dennoch zum Abschluss der Vorbereitung insgesamt ein positives Fazit: „Wir haben gezeigt, dass wir gegen die absoluten Top-Mannschaften nicht nur mitspielen, sondern bestehen können. Wir haben eine absolut solide Basis, und dieses Niveau verlieren wir ganz selten. Es ist nicht mehr so, dass wir von der Platte geschossen werden und kein Mittel finden, zurück zu kommen. Das gibt ein unglaubliches Selbstvertrauen.“ Von daher könnten sie zuversichtlich sein. Auch Bundestrainer Michal Winiarski zeigte sich zufrieden: „Wir hatten jetzt mehrere schwierige Spiele mit sehr guten Gegnern. Wir haben gezeigt, dass wir sehr nah an den besten Teams der Welt dran sind und sie schlagen können.“

Die Gegner im Pool C:

Japan (Sbd., 9.00): Der aktuelle Asienmeister war anfangs, als Volleyball 1964 bei den Spielen in Tokio olympisch wurde, stets unter den besten Vier, mit dem Höhepunkt 1972 Gold in München (3:1 gegen die DDR), holte dazu Silber 1968 und Bronze 1964. Nach 1976 als Vierter folgte ein 30-jähriges Tief mit nur zwei Starts, nun, bei der insgesamt 10. Teilnahme könnte der Weltranglisten-2. an alte Glanzzeiten anknüpfen. Hoffnungsträger sind Spieler, die außerhalb der Heimat Profis sind, was lange verpönt war. Ishikawa, Takahashi Ran und Nishida sind oder waren in Italien aktiv, Miyaura in Polen und Frankreich, Sekita in Polen, Otsuka spielt in der neuen Saison in Mailand. Und der Chefcoach ist seit 2021 ein Franzose: Philippe Blain, als Außenangreifer selbst Olympionike (1988). Kapitän Ishikawa hat als Ziel die Goldmedaille ausgegeben.

USA (Di., 13.00): Dreimal Gold (1984, 1988, 2008) und zweimal Bronze (1992, 2016) bei 15 Teilnahmen stehen beim Dauer-Starter bisher zu Buche. Doch der heutigen Generation, die im Vereins-Volleyball nahezu alles gewonnen hat, fehlt der ganz große Glanz noch. Für Spieler wie den Diagonalen Anderson (37), Libero Shoji (fast 35) oder die Mittellblocker Smith (39) und Holt (37) ist es vor dem anstehenden Umbruch die letzte Chance, ganz oben aufs Treppchen zu kommen. Immerhin haben sie schon eine Bronzemedaille (Rio 2016), wie auch Zuspieler Christenson (31) und Außen Jaeschke (31), die noch die Heim-Spiele 2028 in Los Angeles anpeilen können. Das gilt erst recht für den von Jahr zu Jahr besser werdenden Außen DeFalco (26) und die Olympiadebütanten Jendryk (Mittelblock, 28) und Ma’a (2. Zuspieler, 27). Mit 32 Jahren sein Olympiadebüt feiert auch Mittelblocker Averill.

Argentinien (Fr., 9.00): Wie schon 1988 holten die Südamerikaner zuletzt Bronze (3:2 gegen Brasilien) und könnten auch bei ihrer jetzigen 9. Teilnahme für eine Überraschung sorgen. Denn Chefcoach Mendez hat seine Stützen weiter beisammen: DeCecco (Zuspiel), Loser und Ramos im Mittelblock, Conte (Außen) und Libero Danani, fast alle auch aktiv in europäischen Top-Ligen – der Ex-Bühler Bruno Lima (Diagonal) sogar neuerdings in Brasilien. Dazu haben sich Neue in den Vordergrund gespielt wie Zerba (Mittelblock), Palonsky (Außen), Kukartsev (Diagonal) oder auch der Ex-Friedrichshafener Vicentin (Außen), ebenfalls alle in Europa am Netz. Nicht umsonst hatte dieses oft unterschätzte Team das Ticket nach Paris als (ehemaliger) Weltranglisten-4. trotz nur Platz 3 in einem der Qualifikations-Turniere früh sicher und musste in der Nations League nicht mehr Gas geben (8.), sondern konnte experimentieren.

Pool A:

Kanada: Bei den Ahornblättern gab es einen großen Umbruch, umso überraschender schafften sie den Sprung recht souverän bei einem der drei Qualifikationsturniere noch vor Argentinien und anderen starken Teams wie der Niederlande. LüneHüne Xander Ketrzynski stieß nach einem guten Debüt in der Nations League erst in diesem Sommer dazu. Aber wie er auf Diagonal Außenseiter hinter seinem Konkurrenten Szwarc ist, ist Kanada der Underdog in diesem Pool. In dem jungen Team, in dem Senior und Kapitän Hoag (fast 32) bei seinen dritten Spielen nur noch Ersatz ist, hat sich Außenangreifer Maar zuletzt in der Nations League als drittbester Scorer hervorgetan. Nur er ist, wie Hoag, Mittelblocker van Berkel (aus der Bundesliga bekannt) und Szwarc aus dem Tokio-Aufgebot übrig geblieben. Kanada ist zum 6. Mal dabei, debütierte 1976 im eigenen Land (Montreal) und erreichte 1984 mit Rang 4 sein bestes Ergebnis (0:3 gegen Italien).

Frankreich: Der Sieger der Spiele von Tokio 2021 hat natürlich den Vorteil, bei der 6. Teilnahme seit der Premiere 1988 vor heimischen Fans die Titelverteidigung anstreben zu können – was seit der USA 1984 und 1988 keinem Land mehr gelungen ist. 10 der 12 „Goldjungs“ sind wieder dabei. Der bisherige Berliner Carle ist der erstmals erlaubte 13. Mann – der Ersatz bei medizinischer Notwendigkeit. Toniutti und Brizard streiten sich weiter um die Nummer 1 im Zuspiel, Grebennikov ist seit Jahren der weltbeste Libero. Diagonal ist Patry gesetzt, da sein Konkurrent Boyer ebenso verletzt fehlt wie im Mittelblock Chinenyeze, dessen Nebenmann Le Goff (32) immer noch Extraklasse darstellt. Außen bekam neben Clevenot zuletzt immer öfter Louati den Vorzug vor Ngapeth (33), doch den Exzentriker packt gerade im eigenen Land bestimmt noch einmal ein ganz besonderer Ehrgeiz. Um die Zukunft braucht sich die Grande Nation keine Sorgen zu machen, genug Talente rücken nach. So jetzt schon der Diagonale Faure, während in der Mitte der erst 18-jährige Seddik nach starker VNL noch Geduld haben muss. Die U22 und U18 wurden gerade Europameister.

Slowenien: Der einzige Debütant im Männerturnier krönt eine erstaunliche Bilanz des vergangenen Jahrzehnts: Slowenien wurde dreimal Vize-Europameister (2015, 2019, 2021) und dazu WM-Vierter 2022, und das mit einer nur wenig veränderten Mannschaft, die in diesem Sommer auch in der Nations League auftrumpfte (4.) und über Weltranglistenplatz 5 den Weg nach Paris fand. Das heißt jedoch auch: die Stars sind in die Jahre gekommen, aber auch heiß, den wohl letzten großen Coup zu landen. Zuspieler Ropret (35), der inzwischen vor Vincic (fast 37) die Nase vorn hat, Pajenk (38), Urnaut (fast 36), Cebulj (32), Kovacic (32) – fast alle Starting-6-Spieler sind jenseits der 30 Jahre, und auch Z. Stern (30), T. Stern (28), Kozamernik (28) und der Ex-Berliner Stalekar (28) im gesetzten Alter in Bezug auf die nächsten Olympischen Spiele. Zudem kommt Supertalent Rok Mozic aus einer längeren Verletzungspause.

Serbien: Silber bei der Premiere 1986, sogar Gold 2000 in Sydney – so betrat Serbien jeweils im Verbund mit Montenegro die Weltbühne nach dem Zerfall Jugoslawiens, fiel dann aber, als es ganz eigenständig wurde, in ein Leistungsloch und war zuletzt zweimal nicht bei Olympia dabei. Bei Welt- und Europameisterschaften mischte das Team aber zuletzt fast immer vorne mit. Stars sind die in die Jahre gekommenen Mittelblocker Podrascanin (fast 37), seit langem in italienischen Spitzclubs erfolgreich, und der Diagonale Atanasijevic (32) mit ähnlichen Erfolgen in Polen und Italien. Auch Zuspieler Jovovic (32), einst wie Mittelblocker Nedeljkovic in Friedrichshafen, der Diagonale Luburic (31) und Außen Kujundzic (27) haben große Karrieren in Topligen hingelegt – zu unterschätzen ist dieses Team jedenfalls nicht.

Pool B:

Brasilien: Mit Platz 2 (hinter Deutschland !) in Rio hat sich der Dauergast zum 16. Mal in Folge qualifiziert, war somit immer dabei, seit Volleyball im olympischen Programm ist – und das überaus erfolgreich mit dreimal Gold (1992, 2004 und 2016) und dreimal Silber (1984, 2008 und 2012). Zuletzt in Tokio reichte es „nur“ zu Platz 4, prompt kam Headcoach Bernardo Rezende („Bernardinho“), der Vater von Zuspieler Bruno, noch einmal ins Amt. Der 64-Jährige gilt als erfolgreichster Trainer der Welt, führte Brasiliens Männer zweimal zu Gold und die Frauen zweimal zu Bronze – neben vielen Vereinstiteln. Von der „alten Garde“ 2016 geben Zuspieler Bruno, Mittelblocker Lucas und Außen Lucarelli immer noch den Ton an, auch Außen Leal und Libero Thales sind schon lange dabei. Als zweiter Mittelblocker hat sich Flavio etabliert. Mit Fernando haben die Südamerikaner schon lange einen 2. Zuspieler, der in jedem anderen Land wohl die Nummer 1 wäre. Was Veränderungen angeht, tat sich nur auf der Diagonalposition mit dem jungen Sprungwunder Darlan Entscheidendes. Aber auch Youngster wie Adriano und neuerdings Bergmann machen dahinter inzwischen mehr Druck.

Italien: Weltmeister 2022, Europameister 2023 – mit einem überwiegend ganz jungen Team meldete sich der inzwischen wieder Weltranglisten-3. nach langer Titelflaute in der Spitze zurück, und auf diesen Stamm setzt Headcoach Fernandino de Giorgi auch jetzt. Seit 1976 war die große Volleyballnation immer dabei, nun also zum 13. Mal in Folge – der ganz große Triumph ist aber dem als Spieler hoch dekorierten Trainer auch als Aktiver nicht gelungen. Italien holte je dreimal Silber und Bronze. Setzt sich die jetzige Generation nun mit Gold ein Denkmal? Das Zeug dazu haben Michieletto, schon mit 22 Jahren einer der weltbesten Außen, Galassi, Russo (beide Mittelblock), Romano (Diagonal), Lavia (Außen), alle dirigiert von Giannelli, dazu Libero Balaso sicher. Und die Etablierten bekommen schon ernsthaft Konkurrenz von der nächsten, hoch talentierten Generation, die mit vor Ort ist.

Polen: Jetzt oder nie heißt es wohl für den Weltranglisten-1. (mit großem Abstand), der bei den letzten fünf Teilnahmen merkwürdigerweise nicht mehr als das Viertelfinale schaffte, obwohl Polen ja Weltmeister 2014 und 2018 wurde, den EM-Titel, die Nations League und deren Vorgänger Weltliga in den letzten beiden Jahrzehnten gewann. Immerhin 1976 gab es auch schon mal Gold als einzige olympische Medaille bei zehn Starts. Dieser „Fluch“ soll nun enden. Anführer ist dabei mit dem gebürtigen Kubaner Wilfredo Leon der wohl kompletteste Volleyballer. Aber auch er konnte zuletzt in Tokio das frühe Aus (2:3 gegen Frankreich) nicht verhindern. Weltklasse-Spieler zuhauf sind weiter an seiner Seite wie die Mittelblocker Bieniek und Kochanowski, die Diagonalen Kurek und Kaczmarek sowie Libero Zatorski. Vor drei Jahren noch nicht dabei waren Zuspieler Janusz, Mittelblocker Huber sowie die Außen Fornal und Semeniuk.

Ägypten: Für den Quoten-Starter aus Afrika – aus jeder der 5 Konföderation soll mindestens ein Team auf dem Court sein – gilt wohl das uralte olympische Motto „dabei sein ist alles“. Beim Vorbereitungsturnier „Hubert-Wagner-Memorial“ kürzlich in Polen reichte es gegen die Gastgeber, gegen Slowenien und gegen das DVV-Team gerade einmal zu insgesamt zwei Satzgewinnen. Immerhin nimmt der Afrika-Meister und Weltranglisten-19. schon zum 6. Mal teil – zuletzt 2016 gab es den ersten Sieg (gegen Kuba).

Die Olympia-Übertragungsrechte hat Warner Bros. Discovery inne. Live im Free-TV wird deshalb Volleyball – so ist es angekündigt – bei Eurosport 1 gesendet. Und im kostenpflichtigen Stream bei discovery+ (werbefrei 5,99€ im Monat, 3,99€ mit Werbung) sind alle Volleyball und Beach-Volleyball Matches, nicht nur mit deutscher Beteiligung, live und auf Abruf zu sehen. ARD und ZDF übertragen, täglich abwechselnd, dank Sublizenzen auch. Wobei aber wegen parallel stattfindender anderer Sportarten nicht garantiert wird, dass komplette Spiele gezeigt werden. Beide bieten auch täglich bis zu zehn parallele Live-Streams und dazu ein umfassendes Re-Live in der Mediathek an.   (hre)

Beacher sind ab Sonntag auf dem Court

Das Beachvolleyball-Turnier am Fuße des Eiffelturms geht für das deutsche Trio ebenfalls an diesem Wochenende mit den Gruppenspielen los. Zuerst müssen Svenja Müller/Cinja Tillmann (l.) am Sonntag ran, treffen auf die Französinnen Vieira/Chamereau (12 Uhr). Louisa Lippmann/Laura Ludwig (r.) folgen am Montag, 21 Uhr, gegen Richard/Placette (Frankreich). Nils Ehlers/Clemens Wickler (M.) haben noch bis Dienstag, 10 Uhr, Zeit, treffen dann ebenfalls auf ein französisches Duo: Bassereau/Lyneel.

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