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Mit Volldampf ins Finale! 

LüneHünen schreiben Klubgeschichte

Geschafft!!! Um 21:06 Uhr hallte es ohrenbetäubend durch die LKH Arena: “Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!” Erstmals in ihrer Klubgeschichte schafft die SVG Lüneburg den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft, räumte dafür im fünften Halbfinalspiel den VfB Friedrichshafen mit 3:1 (25:23, 25:23, 27:29, 25:19) aus dem Weg. Jetzt treffen die LüneHünen in der Best-of-five-Serie um den Titel auf den Rekord- und amtierenden Meister Berlin Recycling Volleys.

“Das war wieder unglaublich eng, unglaublich intensiv”, suchte SVG-Chefcoach Stefan Hübner nach dem Spiel nach einer ersten Beschreibung. “Die Jungs haben das im vierten Satz unglaublich gemacht, mit viel Herz gespielt. Beide Teams waren mit den Kräften völlig am Ende, aber es wurde spektakulär. Es sollte heute so sein …”, war Hübner völlig beeindruckt von seinem Team.

SVG legt druckvoll los

Schon vor dem Spiel waren die Fans heiß auf einen großen Volleyball-Abend, schickten ihre Lieblinge mit lauter Anfeuerung zum Einlaufen in den Spielertunnel. Danach sah es vor 3200 Zuschauern in der ausverkauften Arena lange sogar nach einem glatten Gang für die “LüneHünen” aus, am Ende gab’s aber noch eine “Extraschicht”. Doch schon von Beginn an gab’s ein spektakuläres Volleyball-Feuerwerk zu sehen. Vor allem die SVG zündete schnell. Zwar blieb die Startphase noch ausgeglichen, doch die LüneHünen machten deutlich Druck. Schon nach dem 4:4 hatte Simon Torwie zwei Blockpunkte in der Statistik, lief nun wieder zur Top-Form auf. Ein 5:7-Rückstand war schnell egalisiert. Xander Ketrzynski legte eine Aufschlagserie hin, die vier Punkte brachte, Joscha Kunstmann blockte gegen Young (11:9). VfB-Coach Swaczyna reagierte: eine Auszeit und die kurze Einwechslung des lädierten Routiniers Superlak sollten die Wende bringen – doch was kam, waren noch mehr SVG-Power und die frühe zweite VfB-Auszeit (14:8).

Beide Teams lieferten sich längst ein tolles Duell – und feierten starke Aktionen, etwa Oskar Espelands cleveren Ball auf den Marktplatz (17:11). Nach dem 18:15 holten die Gäste gefährlich auf, wurden aber von Lorenz Karlitzek gestoppt. Der Außenangreifer bekam erneut das Vertrauen von Stefan Hübner, obwohl auch Kapitän Theo Mohwinkel wieder einsatzfähig gewesen wäre. Karlitzek zeigte einen starken Auftritt, steuerte insgesamt zwölf Punkte zur SVG-Bilanz bei. Einer davon: der clever gedroppte Ball zum 20:18. Es blieb beim engen Lüneburger Vorsprung (21:19), den ersten Satzball vereitelte ein Aufschlagfehler Espelands. Jubeln konnten die SVG und ihre Fans erst, als VfB-Libero Lenny Graven den Ball zwar spektakulär vor der Bank rettete, dann aber ins Aus zurückspielte.

Auch der zweite Satz blieb lange ausgeglichen (2:2, 4:4, 7:7, 9:9, 13:13). Zur Satzmitte hatten die LüneHünen eine starke Phase: Espelands Pipe-Angriff mit viel Wucht, Joscha Kunstmanns Angriff im Zentrum und ein Masso-Ball ins Aus brachten die SVG 15:13 in Führung. Richtig sehenswert die Aktion zum 16:13: Michael Wright machte das Zuspiel sehr kurz für seinen “Sprungnachbarn” Kunstmann, der den Ball auf den Boden drosch und die Arena erneut jubelnd explodieren ließ. Doch die Gäste gaben nicht auf, kamen zurück (19:19). Auch in der Arena wurde es nun stiller – weil die Fans gebannt dem packenden Duell folgten. Doch rechtzeitig zu einer Live-Schalte des NDR wurde die Arena erneut zum Tollhaus: Ein Punkte-Doppelpack von Kunstmann und Karlitzek brachte die SVG wieder nach vorn (22:20), danach begann ein “Ketrzynski-Festspiel”: Mit zwei Angriffspunkten ebnete der Kanadier den Weg zum Satzball, machte dann mit einem Angriff zum Blockaus den zweiten Satzpunkt klar – sein neunter Zähler in diesem Satz.

VfB ergreift letzte Chance auf die Verlängerung

Einen Traumstart legte die SVG im dritten Satz hin: Angriff Torwie, Block Torwie, Ass Wright – 3:0. Der VfB glich nochmal aus, doch nun zog der SVG-Express davon – und zeigte immer wieder begeisternde Aktionen. Ein Beispiel: Torwie tauchte hinter einem Zuspiel auf, das in Richtung Espeland ging – und krachte den Ball vor verdutzten Gästen auf den Boden (5:3). Stark! 7:3, 13:7, 18:13 – als Karlitzek nach einer Torwie-Aufschlagserie mit Wucht diagonal zum 19:13 punktete, schien die Vorentscheidung fast gefallen. Torwie zwinkerte den Teamkollegen an der Seitenlinie vor dem Aufschlag sogar schon verschmitzt zu. Doch nun kam Sand ins SVG-Getriebe, der VfB kämpfte sich heran und glich sogar aus (23:23). Die Fans, die in Erwartung des Jubelmoments schon längst standen, brauchten nun viel Stehvermögen. Aufschlagfehler von Ketrzynski und Torwie kosteten den Matchpunkt, nach einem Block von Wessel Keemink lag Friedrichshafen plötzlich vorn (26:27). Wenig später konnten die Gäste vom Bodensee jubeln, als der Ball nach einer Ketrzynski-Abwehr weit übers VfB-Feld ins Aus flog (27:29).

Derart ausgebremst, taten sich die LüneHünen im vierten Satz zunächst schwer, konnten den VfB erneut nicht abschütteln (3:3, 6:6, 12:12). Ein Aufschlagfehler von Ketrzynski, ein Kunstmann-Angriff ins Aus (14:15) – irgendwie schien der Rhythmus verloren. Doch dann zeigten die Lüneburger wieder ihr Gesicht der ersten beiden Sätze. Angriffe von Ketrzynski und Kunstmann, ein Torwie-Block – 17:16, Auszeit Friedrichshafen. Die nutzte wenig: Torwie punktete doppelt, Ketrzynski mit Wucht diagonal (20:18). Als Zeljkovics Ball ins Aus ging (22:18), schien die Vorentscheidung gefallen. Die Fans riss es von den Sitzen. Karlitzek gewann ein Drückduell mit Masso. Den Diagonalen hatte die SVG diesmal deutlich besser im Griff als beim Duell am Mittwoch, auch wenn der Kubaner dennoch auf eindrucksvolle 24 Punkte kam. Gegen die geballte SVG-Power war das aber schließlich zu wenig. Erneut war es der starke Ketrzynski, der Satz- und Matchfinale besiegelte. Mit einem Angriff zum Blockaus holte er den ersten Matchball heraus (24:18), kurz darauf explodierte die Arena nach seinem diagonalen Angriff in lautem Jubel (25:19).

Für den Diagonalangreifer, der mit 31 Punkten auch Topscorer war, gab’s im Anschluss die MVP-Medaille. Danach gab es viel Applaus für die Gäste, die sich in fünf Duellen eine intensive K.o.-Serie mit den LüneHünen geliefert hatten und dafür Bronze bekamen. Und dann? Wurde gefeiert, mit “Berlin!”-Gesängen und viel Jubel. Und im LüneBlock holten die ersten ihre “Finale”-Shirts raus. Ein Abend für die SVG-Geschichtsbücher – der auch eine Stunde nach Spielende wohl gerade erst am Anfang stand …

“Boogie boogie” ist der Schlüssel zum Triumph

“Wir hatten gestern nochmal einen kleinen Text an die Mannschaft rausgeschickt und daran erinnert, was unsere Kernwerte sind“, blickte Stefan Hübner auf die Vorbereitung zurück. „‘Dance’ ist unsere Motivation in den Auszeiten, ein Akronym. Vor dem vierten Satz haben wir gesagt: ‘Let’s boogie boogie!’ – und das haben die Jungs ganz gut gemacht”, lachte Hübner zum Abschluss der Pressekonferenz.

Unter “Dampf” wie ihr Team waren auch die SVG-Fans – und heiß aufs Finale. Schon kurz nach Spielende war ein Großteil des Kontingentes für das erste Final-Heimspiel am 1. Mai vergriffen.

Doch zuvor geht’s nach Berlin. Die SVG lädt zum Auftakt am 27. April zur Fanfahrt ein, übernimmt die Bus-Kosten. Die Anmeldung läuft über den LüneBlock: lueneblock@svg-lueneburg.de. Abfahrt ist um 11:30 Uhr (Die Buchung der Tickets erfolgt gesammelt über den Lüneblock. Das Ticket in Berlin muss selber gezahlt werden. Erst das Ticket erlaubt die Mitfahrt im Fanbus.).

Starting Six der SVG: Kunstmann, Wright, Espeland, Torwie, X. Ketrzynski, Karlitzek – Worsley; eingewechselt: Larsen

Statistik, Playoff-Halbfinale („best of 5“), 5. Spiel:
SVG Lüneburg – VfB Friedrichshafen
(25:23, 25:23, 27:29, 25:19/Stand: 3:2, SVG damit im Finale)
113 Min., 3200 Zuschauer (ausverkauft)
MVP: X. Ketrzynski (SVG)
Scorer: X. Ketrzynski (31), Torwie (14), Karlitzek (12), Espeland (8), Kunstmann (6), Wright (5) – Masso (24), Young (18), Peter (8), Zeljkovic (5), Savonsami (4), Keemink (3), Böhme (2), Uhrenholt (1)

(gm)

Volleyball-Bundesliga