
Gruvaeus bringt viel Erfahrung mit
Neuer Schwede aus Herrsching holte schon Titel in Frankreich und Serbien
Es war die erste Position, auf der nach dem früh angekündigten Abschied von Theo Mohwinkel Nachfolge-Bedarf entstand. Einer der Neuen, die zur Saison 2025/26 zur SVG nach Lüneburg kommen, ist Außenangreifer Daniel Gruvaeus. Der schwedische Nationalspieler wechselt vom Ligakonkurrenten WWK Volleys Herrsching in den Norden.
Da sind für den 25-Jährigen Eindrücke aus den Spielen mit seinem bisherigen Team in der LKH Arena natürlich präsent. “Schon als Gegner macht es viel Spaß. Aber jetzt freue ich mich darauf, mit den Fans im Rücken zu spielen.” Weiteres SVG-Knowhow gab’s von Ex-LüneHüne (2019-2021) und Nationalteamkollege Viktor Lindberg und aktuellen LüneHünen. “Ich habe so viele gute Sachen gehört, egal ob über die Fans, den Trainer, …” Gruvaeus’ Eindruck: “Die SVG wird jedes Jahr besser, das Team spielt als echtes Team. Und dann ist da ja noch die Stimmung in der Halle …”
“Er ist spielerisch ein ähnlicher Typ wie Theo”, freut sich Chefcoach Stefan Hübner auf den Top-Spieler. Der Rechtshänder, der im Hauptrunden-Ranking der Annahmeeffizienz auf Platz 1 liegt (48,8%), erhält bei der SVG einen Zweijahresvertrag. “Er passt auch menschlich gut rein, ist kein ganz Lauter, aber trotzdem mit Führungsqualität, einer, der sich Gedanken macht. Auch die Leute in Herrsching haben erzählt, dass er ein Super-Typ fürs Team ist”, wurden Hübners Eindrücke bestätigt. “Außerdem bringt er Erfahrung mit, kennt die Liga, hat auch durch die Nationalmannschaft schon eine gewisse Rolle. Er hat sich auch schon in Deutschland eingewöhnt”, nennt Hübner weitere positive Faktoren.
Schon mit 17 Jahren erstmals Meister
Schon im Alter von sechs Jahren begann Gruvaeus in seiner Heimat mit dem Volleyball. Beim Elitserien-Klub Falkenbergs VBK, nur wenige Kilometer entfernt von seinem Geburtsort Vinberg an der Westküste Schwedens, südlich von Göteborg, reifte er zum Profi, wurde 2016 schon mit 17 Jahren schwedischer Meister. Bis 2020 blieb er in Falkenberg, war dort 2019/2020 bester Angreifer der Liga. Danach ging es zum französischen Erstligisten AS Cannes (2020 bis 2022), mit dem er den Meistertitel holte und in der Champions League spielte. Es folgte eine Saison bei Partizan Belgrad. Mit dem serbischen Klub holte Gruvaeus den ersten Meistertitel nach zwölf Jahren Pause sowie den Pokal, spielte zudem im CEV Cup. 2023 ging es nach Herrsching. Mit den Bayern stand er 2024 im DVV-Pokalfinale und machte im Challenge Cup sein Triple in allen europäischen Wettbewerben komplett.
Überall wertvolle Erfahrungen gesammelt
Überall konnte Gruveaus etwas für seine Karriere mitnehmen: “In Schweden waren es die Basics, um professioneller Volleyballer zu sein. In Frankreich kam dazu, jeden Tag auf hohem Niveau zu arbeiten. In Serbien habe ich viel über die Leidenschaft gelernt, die es braucht, um wirklich Titel zu holen. Während im Westen der Sport immer noch eher ‘just for fun’ ist, kann es dort dein ganzes Leben verändern. Wenn Du gut bist, hast Du ein gutes Leben. Eine wirklich beeindruckende Erfahrung.”
Und nach dem Wechsel nach Deutschland? “Vor 3000-4000 Zuschauern zu spielen und den Druck zu haben, auch vor so einer Kulisse auf hohem Niveau zu spielen” – eine neue Erfahrung für Gruvaeus, dessen Zeit in Frankreich – mit zumindest ähnlichen Kulissen – in die Covid-Zeit fiel, als die Hallen weitgehend leer blieben.
Sein Fazit nach zwei Bundesliga-Jahren fällt positiv aus. “Die Deutschen setzen diese Events echt gut um. Die Liga wächst, will mehr Teams auf ein höheres Level bringen. Wenn sich die unteren Teams weiter steigern, könnte die Bundesliga durchaus eine bessere Liga werden als etwa die französische”, ist Gruvaeus überzeugt.
“Ich will ein guter Teamplayer sein”
Schon mit dem Start einer internationalen Karriere hatte sich Gruvaeus selbst überrascht. “Mein Ziel war, von meinem größten Hobby auch leben zu können. In meiner Heimat gibt es nicht so viele professionelle Volleyballer – und die meisten, die es versucht haben, kamen zurück.” Er hat hingegen noch mehr vor. “Ich hoffe, die Entwicklung geht in den kommenden Jahren so weiter”, hofft der Schwede auch bei der SVG auf eine Steigerung. “Ich bin ziemlich universell”, blickt er auf eigene Stärken und Spielweise. “Ich will mich nicht nur an jedem Außenangreifer messen lassen”, setzt er sich weitere Ziele: “Ich will ein guter Teamplayer sein, hohe Bälle gut verwerten – und auch weiter an meiner Annahme arbeiten. Ich will meine Qualität jedes Jahr steigern – und auf dem Weg auch möglichst Spaß haben.”
Großen Einfluss auf seine Karriere hat auch sein Bruder Johan. Der zwei Jahre ältere Diagonalangreifer ist selbst Volleyball-Profi (Zypern, davor Portugal, Niederlande). “Er ist wie ein Teamkollege für mich, mein großer Unterstützer. Wir reden jeden Tag über Volleyball, schauen unsere Spiele an und spielen im Sommer gemeinsam Beachvolleyball”, erzählt Daniel Gruvaeus. “Es ist einfach schön, den selben Lebensweg zu haben. Ich hoffe, dass wir eines Tages mal in einem Team spielen.”
Pläne für die Karriere neben dem Profisport liegen aktuell auf Eis. “Ich habe überall schonmal etwas versucht”, lacht Gruvaeus. “Ich war unter anderem Verkäufer bei Carlsberg, der Brauerei. Das war echt lustig, so ganz weit weg von meinem Hobby. Dann war ich in der Produktentwicklung, habe eine Ingenieurbildung angefangen. Als ich einen Vertrag bekam, habe ich es mit Distanzlernen versucht, aber das ging seitens der Schule nicht. Ich hatte einige Kurse, etwas Philosophie, Computer-Engineering, Mathematik. Und irgendwann will ich auch mal wieder loslegen.”
Trotz der Spiele mit Herrsching in der LKH Arena hat Gruvaeus von Lüneburg bislang nichts gesehen. “Aber meine Eltern waren im vergangenen Jahr da, als wir hier gespielt haben. Es sind nur sechs Stunden Fahrtzeit aus meiner Heimat – und die Stadt hat ihnen sehr gefallen”, vertraut Gruveaus der familiären Lüneburg-Expertise.
(gm)