In Böhme steckt noch mehr Potenzial
Vertragsverlängerung und Lehrgang bei Nationalmannschaft
Gekommen war er zur SVG Lüneburg als recht unbeschriebenes Blatt aus der 2. Liga Süd, überzeugte dann aber derart, dass der beidseitige Wunsch nach einer Vertragsverlängerung immer konkreter wurde. Die Unterschrift unter einen neuen Kontrakt für Diagonalangreifer Yann Böhme ist inzwischen getrocknet. Und als Bonus nach einer starken Saison nimmt der Linkshänder nun noch an einem Nationalmannschafts-Lehrgang in Kienbaum teil.
„Ich freue mich auf ein weiteres Jahr bei der SVG, in Lüneburg, in der tollen Arena, mit diesem Umfeld, mit den super Fans und bin gespannt auf die neue Saison“, hat Yann Böhme die erste Enttäuschung nach dem Aus im vierten Halbfinale gegen Friedrichshafen langsam verdaut. „Erst einmal war ich super enttäuscht, weil mehr drin war, wenn ich an das erste und vierte Spiel denke“, erzählt Böhme. „Mit ein paar Tagen Abstand fühlt es sich nun besser an. Das war schon eine super Saison, der Wahnsinn. Zu schätzen lernt man das erst später, und irgendwann ist man wohl auch stolz. Aber anfangs war es hart.“
Besser eingeschlagen, als alle gedacht haben
Dass er selbst schon so viel zu den Erfolgen beitragen konnte, war nicht zu erwarten. Böhme war aus Gotha gekommen, um zu lernen, wollte testen, ob er mithalten kann. „Ich habe mich erst einmal rangetastet, hatte aber schon den Anspruch, am Ende ein ernst zu nehmender Konkurrent zu sein“, blickt der Diagonalangreifer zurück. Dass ihm einige beeindruckende Auftritte den Spitznamen „Boom-Boom-Böhme“ eingebracht haben, obwohl er nicht nur krachende Schmetterbälle im Repertoire hat, hat er natürlich mitbekommen. „Ich kann damit leben. Ich kann’s mir ja nicht aussuchen“, lacht er, darauf angesprochen, ob ihm diese Titulierung gefällt
Böhme begann als klare Nummer 2 hinter Lukas Maase, der lange auf dieser Position spielte, bevor er doch wieder in den Mittelblock wechselte. Genau umgekehrt tauschte Xander Ketrzynski die Jobs – ein neuer Böhme-Konkurrent, der auch gut performte. Doch am Ende hatte der Berliner, zwischendurch von einer Blinddarm-Operation zurückgeworfen, wieder die Nase vorn. „Letztlich bin ich zufrieden, ich bin meinen Zielen gerecht geworden und glaube, dass noch Luft nach oben ist“, zieht der 25-Jährige ein Fazit.
Die Leistungen ließen ihn auch beim DVV in den Blickpunkt rücken, zunächst als Kandidat für die B-/U23-Auswahl, die ab Ende Juli die Universiade in China spielt. Schließlich stand er sogar auf der Longlist von 35 Spielern, die ab diesem Dienstag an Lehrgangsmaßnahmen in Kienbaum teilnehmen (s. auch Artikel unten). „Ich war sehr überrascht, freue mich total und bin sehr gespannt, was da auf mich zukommt. Ich schaue einfach mal, was die Tage bringen, ob nur Lehrgang, ob Universiade, ob vielleicht sogar eine Chance im A-Kader“, will er die Zeit locker angehen. Doch dann fügt er noch an: „Der Ehrgeiz hat mich jetzt schon gepackt…“
„Toll, dass er diese Chance bekommt, das wird ihm weiter helfen und zusätzlich beflügeln“, ist Chefcoach Stefan Hübner überzeugt. Der ist ohnehin überrascht von Böhmes Leistungen: „Das war richtig gut, eine irre Entwicklung, vor allem beim Angriff aus der Annahme heraus. Und auch der Aufschlag ist viel besser geworden. Das alles war so nicht zu erwarten. Ein toller Athlet mit Power. Da kommt noch mehr – da bin ich mir sicher.“ (hre)
Nationalmannschaft
Newcomer und Comebacks
Die Volleyballsaison auf Vereinsebene neigt sich langsam dem Ende zu, parallel starten schon die Vorbereitungen der Nationalmannschaften auf die Aufgaben dieses Sommers – auch für den Kader, aus dem das deutsche Team dann jeweils für die Nations League, die EM, die Olympia-Qualifikation, aber auch die Universiade gebildet wird. Der Verband hat insgesamt 35 Spieler für Lehrgangs-Maßnahmen im olympischen und paralympischen Trainingszentrum Kienbaum südöstlich von Berlin nominiert.
Das nominierte Aufgebot enthält einige Überraschungen – Spieler, die in den Vorjahren ausschließlich an Lehrgängen teilnahmen und ohne Einsatz blieben wie Filip John (Düren), Spieler, die nach mehrjähriger Pause wieder dabei sind (Beispiel: der Ex-Berliner Egor Bogachev), absolute Neulinge wie der hoch talentierte Neo Laumann, ein 17-jähriger Zuspieler vom Zweitligisten (Internat) VI Frankfurt, aber auch die Routiniers Denys Kaliberda (32) und Georg Grozer (38). Kaliberda im Saisonverlauf nach längerer Pause noch zu Top Volley Cisterna nach Italien gewechselt, spielte dort aber nicht bis zum Ende. Und Oldie Grozer reizen nur noch die Olympischen Spiele, er ist somit vor allem ein Kandidat für das Qualifikationsturnier.
Die Zeit in Kienbaum ist eingeteilt in drei Blöcke, wobei es dann innerhalb des dritten Blocks zum ersten Turnier der Nations League ab 7. Juni in Ottawa (Kanada) geht. Im ersten, knapp zweiwöchigen Block mit 16 Spielern sind u.a. auch Newcomer Yann Böhme sowie Lukas Maase von der SVG und der frühere LüneHüne Florian Krage dabei, aber auch Routiniers wie Christian Fromm und eben Kaliberda sowie Youngster Laumann. Als weiterer Neuling ist auch der Neu-Lüneburger Joscha Kunstmann für den 35er-Kader nominiert, allerdings zu Beginn jetzt noch nicht dabei.
Geleitet werden die Einheiten zunächst von Co-Trainer Thomas Ranner (auch Herrschings Chefcoach), denn Bundestrainer Michal Winiarski spielt mit seinem Verein Warta Zawiercie in Polen noch in mehreren Matches um Platz 3, nachdem gegen Jastrzebski Wegiel das Finale verpasst wurde. So sind ja auch noch eine Reihe von Spielern im Einsatz für ihre Clubs, wie aus Berlin und Friedrichshafen. (hre)
NEWS aus der Liga
Der Titelverteidiger hat – wie zu erwarten war – vorgelegt: Mit einem 3:1 eröffneten die Berlin Recycling Volleys die „best-of-5“-Finalserie gegen den VfB Friedrichshafen, der schon an diesem Donnerstag (20 Uhr, www.twitch.tv/spontent) in heimischer Halle ausgleichen kann, sich dazu aber um einiges steigern muss. Die Berliner waren in fast allen Elementen besser, augenfällig vor allem die Stärke im Service mit 11 Assen – 7 davon allein durch Marek Sotola.
Playoff-Finale („best of 5“), 1. Spiel:
Berlin Recycling Volleys – VfB Friedrichshafen 3:1
(25:21, 25:22, 28:30, 25:19)
117 Min., 6892 Zuschauer
MVP: Tille (Berlin)
Scorer: Sotola (22), Brehme, Carle (je 15), Mote (10), Schott (7), Tille (6) – Superlak (19), Nedeljkovic, Vicentin, Brown (je 10), Cacic (9), Peter (5), Biernat, Vincic (je 1)
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US-Zuspieler James Shaw verlässt die WWK Volleys Herrsching nach einer Saison wieder mit unbekanntem Ziel. Neuer Diagonalangreifer neben Jonas Kaminski wird Filip John aus Düren.
Den nächsten Abgang vermelden die powervolleys Düren. Nach zwei Jahren geht der schwedische Mittelblocker David Pettersson mit noch unbekanntem Ziel.
Vor einem Umbruch steht der TSV Haching München, dessen Chefcoach Bogdan Tanase nach zwei Jahren in die rumänische Heimat zurückkehrt. Aus dem Kader gehen Philipp Schumann, Patrick Rupprecht, Sebastian Rösler und Mohamed Chefai. Schon zuvor waren der Finne Jere Heiskanen und der Schweizer Quentin Zeller gegangen.
Einen ersten Neuzugang kann Aufsteiger ASV Dachau vermelden, vom TSV Haching München kehrt Außenangreifer Patrick Rupprecht zu seinem Heimatverein zurück.
NEWS aus der Szene
Ex-LüneHüne Florian Krage, der kürzlich seinen Abschied nach zwei Jahren von Cuprum Lubin (Polen) bekannt gegeben hatte, wechselt in die französische Liga zu Spacer’s Toulouse
Zum 3. Mal in Folge Meister der Niederlande – und zum 5. Mal in der Vereinsgeschichte – wurde Draisma Dynamo Apeldoorn, das beide Endspiele 3:0 gegen Orion Doetinchem gewann.
Olympiacos Piräus ist Meister von Griechenland nach drei Siegen und einer Niederlage in der Playoff-Finalserie gegen Pokalsieger PAOK Saloniki.
Zum 3. Mal in Folge Meister in Schweden wurde Hylte/Halmstad VBK durch 3:2-Siege gegen Habo Wolley.
SVG-NEWS in Kürze
Als zweite Nachwuchsmannschaft der SVG Lüneburg nach der U16 männlich hat auch die U15 männlich bei den Nordwestdeutschen Meisterschaften den Titel geholt, im Gegensatz zur älteren Jahrgangsklasse gibt es aber hier keine Deutsche Meisterschaft. Die U15 gewann in Salzgitter die Gruppenspiele gegen Nienhagen und Salzgitter jeweils ebenso 2:0 wie in der Zwischenrunde gegen Bersenbrück und GfL Hannover, setzte sich dann im Halbfinale knapp mit 25:16, 24:26, 15:12 gegen den USC Braunschweig durch und gewann erneut gegen Hannover auch das umkämpfte Finale mit 20:25, 25:20, 15:9.
Gute 5. wurde die U12 weiblich der SVG bei den Nordwestdeutsche Meisterschaften in Emsbühren.
Beach-NEWS
Ein starker 5. Platz und 760 Weltranglistenpunkte – mit dieser Ausbeute glänzten Nils Ehlers/Clemens Wickler beim „Pro Tour“-Turnier der höchsten Kategorie Elite 16 im brasilianischen Uberlandia. Auch Karla Borger/Sandra Ittlinger konnten mit ihrem Abschneiden (9./600 Punkte) im Hinblick auf die Olympia-Qualifikation zufrieden sein.