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Florian Krage, zuletzt mal als Diagonalangreifer eingesetzt, zeigte nun gegen Friedrichshafen wieder seine Qualitäten als Mittelblocker

Friedrichshafen muss alles geben

Klasse Leistung, aber es bleibt Frust

In Unterhaching nun die verspätete Belohnung abholen

Auch das vierte Pokalduell zwischen der SVG Lüneburg und dem VfB Friedrichshafen endete 0:3 – so knapp aber war es noch nie, und der berechtigte Frust war umso größer: 26:28, 24:26, 19:25 mussten sich die LüneHünen nach einem großartigen Auftritt im Viertelfinale geschlagen geben und können sich nun ganz auf die Punktspiele konzentrieren: In der Bundesliga geht es im dritten Teil dieser englischen Woche am Sonntag weiter beim TSV Unterhaching.

Überragender Weber stoppt fulminanten SVG-Start

Dass sich der Außenseiter einiges vorgenommen hatte, zeigte er vom ersten Ball an. Bald hieß es 6:2, doch der Rekord-Pokalgewinner blieb cool: keine Hektik, keine frühzeitige Auszeit – so treten eben Teams auf, deren Spieler schon in vielen internationalen Schlachten gestählt sind. Wenn man dann noch ein Ausnahmetalent wie Linus Weber in den Reihen hat, ist es leicht an seine Team-Qualitäten zu glauben. Der 21-jährige Nationalspieler im Diagonalangriff kam allein schon im Eingangssatz auf 8 Punkte (insgesamt 20), war auch im Service eine Macht, spielte enorm konstant, hatte am Ende eine herausragende Angriffsquote von 66% und wurde verdient MVP.

Der VfB also steckte den verpatzten Start weg, hatte beim 8:8 ausgeglichen, drehte den Spieß um (10:9), zog auf 16:12 davon, bekam aber Gegenwehr, die ihm alles abverlangte. Denn die SVG trat im Service wesentlich druckvoller und mit weniger Fehlern (nur insgesamt 11) als zuletzt auf, streute dabei auch kurze Aufschläge und Asse ein, und trumpfte im Angriff mutig und variabel mit Lobs und Pipes auf. So war das Geschehen bald wieder offen (16:16). Da vor allem Jordan Ewert gut in Spiel und 9 seiner insgesamt 15 Punkte sammelte, schien sich beim 21:19 gar eine erste kleine Überraschung zu entwickeln. Doch die Süddeutschen wehrten den drohenden Satzverlust ab und gingen in der Verlängerung mit ihrem vierten Satzball (Weber) selbst 1:0 in Führung.

Dieser Schlagabtausch auf Augenhöhe hielt auch in Satz zwei an, zumal sich nun Diagonalangreifer Richard Peemüller ins Spiel reingearbeitet hatte und beim 11:10 endlich seinen ersten Punkt machte und gleich noch nachlegte. Auch der spätere MVP Florian Krage und Viktor Lindberg, der nach seiner langen Verletzungspause sein wuchtiges Service von Spiel zu Spiel wiederfindet, kamen weiter gut durch. Auf der anderen Seite des Netzes allerdings packte Weber nochmal 8 Zähler drauf. Und ganz wichtige Punkte machte Mittelblocker Marcus Böhme, stets zur Stelle, wenn er gebraucht wurde (58% Angriffsquote).

Lange ein Schlagabtausch auf Augenhöhe

So schien der Favorit die Weichen zu stellen, als er vom 12:12 auf 12:15 stellte, doch die SVG zeigte erneut Behauptungswillen (18:18). Und in der Crunchtime lag dann der herbeigesehnte Satzgewinn, der mehr als verdient gewesen wäre, in der Luft. 23:21 stand es, die Gäste sammelten sich in zwei Auszeiten in schneller Folge und drehten das Ergebnis noch auf 24:26. „Täglich grüßt das Murmeltier“, kommentierte Chefcoach Stefan Hübner später diese Wende wie schon im ersten Satz – die es ja auch schon in einigen Matches zuvor gegeben hatte. „Da wollten wir teilweise wieder zu viel, müssen einfach cleverer werden. Das ist weiterhin ein Lernprozess, es ist jetzt die spannende Frage, wie schnell der stattfindet.“

Aber die LüneHünen gaben sich noch nicht geschlagen, gingen in Satz drei mit 12:9 in Führung, unter anderem mit einem seiner drei Asse von Hannes Gerken, der erneut als Zuspieler die Bälle gut verteilte. Zur zweiten technischen Auszeit (15:16) hatten die Häfler den Spieß umgedreht, beim 16:17 verschenkte die SVG geradezu den Ausgleich und musste die Gäste stattdessen auf 16:21 davonziehen lassen. Das war gegen diesen Top-Gegner natürlich die Entscheidung, für die er aber lange und hart kämpfen musste.

SVG: Lindberg, Schlien, Gerken, Ewert, Krage, Peemüller, Koslowsky; eingewechselt: Dervisaj, Thole.

Es ist Zeit für die nächsten drei Punkte

Nach einem Ruhetag am Donnerstag ging es für die LüneHünen zurück in den Bundesliga-Alltag. Am Sonntag (16 Uhr/sporttotal.tv) folgt das absolute Kontrastprogramm mit dem Auftritt beim TSV Unterhaching, einem Gegner, der in vielen Dingen vergleichbar ist mit dem VCO Berlin. Auch in der Münchner Vorstadt sind eine ganze Reihe von Talenten zusammengezogen worden, darunter sogar zwei 16-Jährige. Halt bekommen sie von einigen wenigen Routiniers wie Kapitän Roy Friedrich (32), schon zu früheren, erfolgreichen Erstliga-Zeiten in Unterhaching. Herausragender Spieler aber war bisher Außenangreifer Jonas Sagstetter (21), zuletzt bei den Volleys Eltmann, der sich als Führungsspieler herausgeschält hat.

Wie VCO Berlin ist auch dem in fünf Matches noch sieglosen TSV bisher nur ein Satzgewinn gelungen – der allerdings gegen Friedrichshafen. Trotzdem wehrt sich Hübner dagegen, für die SVG nun von einem Pflichtsieg zu sprechen: „Das wäre respektlos. Wir nehmen jeden Gegner ernst, wie wir das auch schon mit VCO gemacht haben. Aber wir wollen das Spiel natürlich erfolgreich gestalten.“ Dabei könnte seit Wochen mal wieder der komplette Kader zur Verfügung stehen. Mittelblocker Dalton Solbrig musste im Pokal mit Rückenbeschwerden passen, bleibt somit ein Pechvogel nach seiner Ausfall-Geschichte schon zuvor. Diagonalangreifer Jannik Pörner steht nach seinem Bänderriss im Knöchel wieder im Training, war am Mittwoch sogar schon beim Aufwärmen (inklusive Sprüngen) dabei.

POKAL-VIERTELFINALE ZUSAMMENGEFASST

Sensationelles Aus für den Cup-Verteidiger: Die Berlin Volleys mussten im Pokal-Viertelfinale gegen die Netzhoppers KW-Bestensee trotz 2:0-Satzführung und zwei Matchbällen im dritten Abschnitt und trotz enormen 35 Punkten von Diagonalangreifer Benjamin Patch die Segel streichen. Der Gegner der Netzhoppers, die schon in der Runde zuvor gegen Düren ein 0:2 in ein 3:2 verwandelt hatten, wurde am späten Donnerstagabend zwischen Herrsching und Giesen ermittelt.

Friedrichshafen gegen Frankfurt heißt das zweite Halbfinale am 10. Dezember.

Die bisherigen Begegnungen:

SVG Lüneburg – VfB Friedrichshafen 0:3
(26:28, 24:26, 19:25)
88 Min., 0 Zuschauer
MVP: Krage – Weber
Scorer: Ewert (15), Krage (11), Lindberg, Peemüller (je 7), Schlien (5), Gerken (3) – Weber (29), Juhkami, Böhme (10), Fiel, Marechal (je 8), Vincic (4)

Berlin Volleys – Netzhoppers KW-Bestensee 2:3
(25:22, 25:23, 24:26, 18:25, 13:15)
130 Min., 0 Zuschauer
MVP: Patch – Westphal
beste Scorer: Patch (35), Michelucci, Tuia (je 11), Kessel (10) – Westphal, Mönnich (je 19), Allik (11), Goralik (10)

Bisons Bühl – United Volleys Frankfurt 1:3
(25:23, 21:25, 23:25, 24:26)
106 Min., 0 Zuschauer
MVP: Lopez – Quiroga
beste Scorer: Vaskelis, Lopez (je 17), Kronthaler (12) – Malescha (25), Grozer (12), Baxpöhler (10)

NEWS AUS DER LIGA

Im Free-TV wird an diesem Sonnabend um 18 Uhr live auf Sport1 das Spiel der Berlin Volleys gegen die United Volleys Frankfurt übertragen – da die SVG erst am Sonntag spielt, eine gute Gelegenheit, drei ehemalige LüneHünen in Augenschein zu nehmen: Cody Kessel, Anton Brehme (beide Berlin) und Noah Baxpöhler (Frankfurt). Und: Am nächsten Wochenende tritt Berlin in Reppenstedt an.