
Enlund ist Schwedens Zukunft
Spannender Diagonaler, der Zeit zur Reife braucht
Als 17-Jähriger schon Stammspieler in seinem Verein, Topscorer der Liga, als solcher letztlich auch zum Spieler der Saison gekürt und – natürlich – schon festes Mitglied der A-Nationalmannschaft: Diese Eckdaten beschreiben in Kürze einen Neuzugang, der künftig das Trikot der LüneHünen trägt. Axel Enlund heißt das Talent, ein Diagonalangreifer aus Schweden, der seiner Karriere in der Bundesliga nun den richtigen Schwung geben will. Er bekam einen Mehrjahres-Vertrag, um ihm auch die nötige Zeit zu reifen zu geben.
Jugend forsch(t) bei der SVG: Diesen in jüngerer Vergangenheit wiederholt eingeschlagenen Weg geht der Verein konsequent weiter, wenn es erfolgversprechend ist. In der vergangenen Saison waren es der Däne Axel Larsen und Neo Laumann vom VC Olympia Berlin, im Jahr davor Joscha Kunstmann, ebenfalls aus dem Internatsteam VCO, die hier ihre ersten Schritte als Profis gingen. Diesen Spielern der Jahrgänge 2003, 2004 und 2005 folgt nun ein Youngster des Jahrgangs 2007 – also einer, der im September erst 18 Jahre alt wird.
Mit 17 schon Nationalspieler und Topscorer in der Liga
Trotz seines jungen Alters gilt Enlund in Schweden als einer der Wechsel auf eine bessere Zukunft. Diese leitete das Land im März 2024 mit der Verpflichtung des Niederländers Gido Vermeulen als neuem schwedischen Nationalcoach für fünf Jahre ein. In dieser Zeit soll der 60-Jährige, der ein hohes Renommee als Vereins- und Verbandstrainer (Holland, Spanien, Ägypten) mitbringt, das Drei-Kronen-Team wieder zu einem ernstzunehmenden Gegner machen. Dabei war ein Neustart nötig, denn Schweden hat seit 2021, auch coronabedingt, keine Pflichtspiele mehr bestritten.
Bei diesem Neustart mit Alt und Jung holte Vermeulen neben anderen Talenten auch den 2,05 Meter großen Enlund in den Kader und ließ ihn als noch 16-Jährigen in der EM-Qualifikation für 2026 und im Freundschaftsturnier „Nordic Cup“ debütieren – und das an der Seite von Ex-LüneHüne Viktor Lindberg, der nach wie vor Schwedens Kapitän ist. Schon nachhaltig aufgefallen war der Youngster in der U17- und U19-Auswahl. Bei der U19 unterstrich er dann im Spätherbst 2024 bei einem internationalen Turnier (NEVZA) mit den nordischen Ländern als bester Diagonaler und MVP der ganzen Veranstaltung sein Talent.
Vermeulen war es auch, der Enlund jetzt SVG-Chefcoach Stefan Hübner empfahl, in der Hoffnung, dass der sich hier – weil der Verein für eine gute Förderung bekannt ist – weiterentwickelt. „Wir kennen uns, Vermeulen war Hollands A-Nationaltrainer zu der Zeit, als wir Gijs van Solkema aus dem Junioren-Nationalteam Papendal verpflichteten“, erzählt Hübner von der Kontaktaufnahme seines Kollegen. „Enlund ist ein spannender Spieler, zeigt auf dem Feld eine gute Reife für sein Alter, bringt alles auf schon gutem Niveau mit – aber: er wird erst 18 und braucht Zeit. Die bekommt er. Ohne ein Limit setzen zu wollen: das erste Jahr ist zum Ankommen. Wir freuen uns, dass er sich für uns entschieden hat, es gab auch andere Angebote.“
Eingewöhnung wird dem Youngster nicht schwerfallen
Die SVG schnürte aber offenbar das beste Paket. Enlund soll und will hier im Fernstudium die Schule mit dem Abitur abschließen und auch den Führerschein machen. Hinzu kommt die Eingewöhnung im neuen Land – wobei die dadurch erleichtert wird, dass er in der Schule Deutsch als dritte Fremdsprache mittlerweile im sechsten Jahr hat. „Da muss ich noch viel lernen“, schränkt er ein, „aber ich freue mich darauf, es zu verbessern.“
Insgesamt hat der Rechtshänder keine Bedenken, dass er sich hier wohlfühlen wird. „Ich wollte schon immer gerne in Deutschland leben. Alles, was ich darüber gehört habe, klingt ziemlich ähnlich wie in Schweden.“ Auch vor dem Schulabschluss aus der Ferne ist ihm nicht bange: „Es wird eine große Herausforderung, aber das werde ich schaffen.“ Und als Unterstützung hat er ja auch mit Daniel Gruvaeus einen Landsmann an seiner Seite.
Axel Enlund wurde in Umeå im Nordosten Schwedens geboren. Nach ersten Volleyballschritten in einem kleinen Dorfverein (Stöcke IF) südlich von Umeå wechselte er 2023 ans Volleyball-Internat RIG Falköping, ähnlich dem VC Olympia Berlin hierzulande – wobei Falköping aber ständig in der 1. Liga mitmischt, nur nicht an den Playoffs teilnehmen darf. So auch nicht in dieser Saison als 5. unter elf Mannschaften. An dieser guten Platzierung hatte Enlund entscheidenden Anteil, wurde mit durchschnittlich 6,36 Punkten pro Satz mit Abstand bester Angreifer und Topscorer der Liga und folglich Spieler der Saison in der „Eliteserien“. Er selbst sieht seine Stärken in Angriff und Block und zudem „halte ich mich für einen unkomplizierten Menschen, der gerne Kontakte knüpft“. Somit dürfte das Einleben an der Ilmenau nicht schwer fallen.
Mit seinem künftigen Klub hat sich Enlund ohnehin schon länger beschäftigt: „Ich habe Lüneburgs phantastische Saison in der Champions League und auch in einigen Liga-Spielen im Streaming verfolgt. Mir gefiel dabei auch die Atmosphäre mit den vielen Fans und dieses unglaubliche Engagement. Die Qualität in der Liga ist insgesamt wirklich gut, viele großartige Teams mit talentierten Spielern. Und Lüneburg ist, denke ich, einer der besten Orte in Europa, um mich zu verbessern. Da möchte ich als Spieler, aber auch als Mensch, erfolgreich sein und mich weiterentwickeln.“ Im Moment hält er sich aber wieder bei der Nationalmannschaft auf, die sich auf die nächsten Spiele in der EM-Qualifikation Anfang Juni vorbereitet.
(hre/Foto: Boman)