
Jung, aber schon sehr erfahren
Santeri Välimaa zieht nun die Fäden im SVG-Spiel
Aller guten (PlusLiga)-Dinge sind drei: Nach zuletzt Oskar Espeland und Sho Takahashi, dem ersten vermeldeten Neuzugang für 2025/26, läuft künftig ein dritter Spieler mit Erfahrung in Polens höchster Liga für die SVG Lüneburg auf. Und das in einer Schlüsselposition: Neuer Zuspieler wird der Finne Santeri Välimaa, zuletzt am Ball für VC Barkom-Każany Lwów, für den er 20 PlusLiga-Spiele von 30 in der Hauptrunde bestritt. An der Ilmenau bekommt er einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Finne hat Können schon in der polnischen PlusLiga bewiesen
Välimaa war zwar in der abgelaufenen Saison kein Stammspieler, musste sich die Rolle des Regisseurs mit dem starken lettischen Nationalspieler Deniss Petrovs, einem Routinier (38), der auch schon in Russland und Frankreich unter Vertrag war, teilen. Doch der 24-Jährige kam keineswegs nur als Einwechsler mit wenig Spielzeit zum Zuge, war vielmehr in vielen Sätzen durchgehend auf dem Feld oder stand auch in einigen Matches in der Starting Six.
„In einer sehr, sehr starken Liga hat er viel Erfahrung gesammelt“, unterstreicht SVG-Chefcoach Stefan Hübner und berichtet von einem noch viel größeren Erfahrungsschatz des Neuzugangs: „Santi, wie wir ihn kurz nennen, war in seiner Heimat schon ganz früh die Nummer 1 – auch als Meister. Ein spannender Mann mit guter Zuspiel-Qualität, auch ein guter Typ mit viel Energie auf und neben dem Feld. Der macht sich keinen Kopf, wenn etwas nicht klappt. Er wird in unsere Kultur passen. Wir haben ihn auch deshalb bekommen, weil sein Verein im Abstiegskampf steckte und deshalb seine Zukunft ganz lange ungewiss war.“
Tatsächlich entschied sich dieser Kampf auf dramatische Weise erst am letzten Hauptrunden-Spieltag. Barkom brauchte noch zwei Gewinnsätze bzw. einen Punkt zur Rettung und stürzte Stal Nysa mit einem 3:1 in den Abgrund. Barkom-Każany Lwów ist ein ukrainischer Top-Club aus der Großstadt Lviv, 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, der wegen des Krieges seit der Saison 2022/23 in der PlusLiga mitspielt und seine Heim-Matches in Tarnow, 150 Kilometer westlich der Grenze, austrägt.
Välimaa stammt aus Kauhava, einem 15.000-Einwohner-Städtchen, 400 Kilometer nordwestlich von Helsinki. Dort spielte der Junioren-Nationalspieler auch bis zur Altersklasse U21 Volleyball, um dann 2019 zu Hurrikaani Loimaa, einem der Top-Clubs des Landes, zu wechseln. Höhepunkt seiner Zeit dort war die Saison 2023/2024 mit Meisterschaft und dem Einzug ins Pokal-Finale. Der Zuspieler selbst wurde zum besten seiner Zunft in Land gewählt und stand wie auch schon im Jahr zuvor im Allstar-Team der finnischen „Mestaruusliiga“.
Feste Größe auch im aufstrebenden Nationalteam
Seit 2022 gehört Välimaa, der sich nach dem Schulabschluss ganz auf Volleyball fokussierte, auch zum aufstrebenden Nationalteam. Er hatte erste Einsätze in der European Silver League und in der Golden League, in die das Team 2023 aufstieg. Nächstes Ziel ist nun der Aufstieg in die Nations League. Für die Weltmeisterschaft auf den Philippinen im September haben sich die Finnen bereits qualifiziert. Und bei allen Wettbewerben kann Välimaa, der als Zuspieler bisher zwischen dem Status als Nummer 2 und 3 im Land pendelte, eine Rolle spielen. Inzwischen scheint er die Nummer 2, ist nominiert für die demnächst beginnende Golden League und kam teils auch in den Testspielen zuvor zum Zug. Klare Nummer 1 im Land ist Fedor Ivanov, bekannt aus seinen zwei Saisons bei den Giesen Grizzlys (zuletzt St. Nazaire).
Im Nationalteam machte sich Välimaa, der knapp 20 Länderspiele in der Bilanz hat, auch schlau über die Bundesliga und über die SVG – bei Ex-LüneHüne Antti Ronkainen (2019/2020). „Er hatte nur Positives zu berichten, über den Verein, die Menschen, die Stadt“, schreibt Välimaa, der die Bundesliga seit Jahren interessiert verfolgt. „Deutsche Spieler haben eine gute Mischung aus Kraft und technischen Fähigkeiten, was der Liga bereits ein hohes Niveau gibt. Viele Vereine finden aber auch sehr gute ausländische Spieler, die sich auf einem höheren Level beweisen wollen – ein guter Platz dafür. Und das verleiht dann der Liga noch mehr Qualität“, lautet das Urteil des Rechtshänders.
Zwar hält Välimaa die PlusLiga für die stärkste Liga der Welt. „Aber ich war auf der Suche nach einer größeren Rolle auf und neben dem Platz in einem Team und das wäre mir dort derzeit nicht möglich gewesen. Aber ich glaube, dass ich mit einem guten Weg eines Tages die Chance haben werde, dorthin zurückzukehren. Lüneburg ist der perfekte Ort, um diese Reise zu beginnen. Mein Ziel bei der SVG ist es, einen Titel für den Verein zu holen. Und ich will für jeden ein offener Ansprechpartner sein und in Lüneburg meine zweite Heimat finden“, ist der 1,92-Meter-Mann schon gespannt auf die Zeit an der Ilmenau.
Und wo sieht der Rechtshänder seine Stärken und Schwächen? „Ich glaube, ich verstehe Volleyball ganz gut und kann das Spiel ganz gut lesen – habe aber trotzdem das Gefühl, noch viel lernen zu müssen. So möchte ich zum Beispiel meinen Aufschlag verbessern“, freut er sich schon auf die Trainingseinheiten mit seinem neuen Team.
(hre/Foto: Tomasz Serwiak)