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Über die Mitte war Berlin zu knacken - hier verwandelt Pearson Eshenko einen Schnellangriff gegen den Ex-Lüneburger Anton Brehme.. Fotos (3): Behns

Aller guten Dinge sind vier…

SVG schlägt Meister Berlin im 4. Saisonversuch gleich 3:0

Aller guten Dinge sind ausnahmsweise mal vier. Im vierten Anlauf hat die SVG Lüneburg nach drei starken Spielen in dieser Saison gegen die Berlin Recycling Volleys endlich den ersehnten Sieg gelandet – und was für einen! Gleich mit einem 3:0 (25:21, 26:24, 25:21) schickte sie den Meister wieder nach Hause, fast genau fünf Jahre nach dem grandiosen 3:0 noch in der CU Arena in Hamburg am 10. Februar 2018. Damals konnten die Berliner Reisestrapazen durch die Champions League als Erklärung anführen, dieses Mal kamen sie ausgeruht und verzweifelten an einem Gegner in Galaform, der ihnen vom ersten Ball an viele Rätsel aufgab.

Wiedergutmachung für das 1:3 in der Woche zuvor mit zwei schwachen ersten Sätzen gegen Friedrichshafen stand auf dem Zettel. Und passend zur vor dem Einlaufen bekannt gegebenen vorzeitigen Vertragsverlängerung von Chefcoach Stefan Hübner um gleich fünf Jahre gelang das den LüneHünen eindrucksvoll mit einem nahezu perfekten Auftritt, der 2400 Zuschauer des öfteren mit der Zunge schnalzen ließ. Hübner vertraute wieder seiner zumeist aufgebotenen Starting Six, die jeden Zentimeter des Feldes (und darüber hinaus) beackerte und dabei auch zu einer spielerisch erstklassigen Leistung fand.

Unerschütterlicher Siegeswille

Jordan Ewert legte gleich mal ein 2:0 als Grundstein vor und war in den folgenden Minuten ebenso wenig zu bremsen wie Jordan Schnitzer (beide 5 Punkte) oder Pearson Eshenko (4). Gesamt-Angriffsquote des Teams: 50%. Ein druck- und wirkungsvoller Aufschlag mit nur drei Fehlern bei 24 Versuchen sorgte zudem dafür, dass die Hauptstädter nur vorübergehend Zugriff aufs Geschehen bekamen. Und das vor allem durch ihren Diagonalen Marek Sotola (5). So drehten sie das Ergebnis Mitte des Satzes um (von 10:8 auf 10:12), doch schnell hatte die SVG die Führung zurück (14:13) und sollte sie nicht mehr hergeben, zog sogar bis auf fünf Punkte davon (21:16).

So langsam merkten die Fans: hier geht heute was! Denn die Hausherren ließen sich durch nichts und niemanden beeindrucken, selbst nicht durch vier Blocks der Berliner, bei dem es für die Angreifer schon mal dunkel wurde.,, Auch Lukas Maase, zuletzt unglücklich agierend, machte nach ersten Fehlversuchen nun seine ersten Punkte und wurde im Spielverlauf immer unwiderstehlicher. Was die Feldabwehr um Libero Gage Worsley vom Boden kratzte, war ohnehin von alter Güte. Nach 27 Minuten war das umjubelte 1:0 unter Dach und Fach.

Aber würde die SVG dieses Niveau halten können? Sie konnte. Trotz eines Sotola, der im zweiten Satz mit 10 Punkten fast zum Allein-Unterhalter und am Ende bester Scorer des Matches (19) wurde. Und trotz eines 2,14 Meter langen Mittelblockers Saso Stalekar, der immer öfter mit Erfolg (5) von Zuspieler Johannes Tille gesucht wurde. Doch SVG-Kapitän Joe Worsley, der spätere MVP, machte seinen Job als Zuspieler noch besser als Tille, verteilte die Bälle so variabel und präzise, dass alle fünf Nebenleute auf 3 bis 4 Punkte kamen und Berlin nicht mehr einen einzigen Kill-Block verbuchte. Viele lange Rallys entwickelten sich, ein hochklassiges, spektakuläres Volleyballspiel war es längst.

Immer öfter versuchte es auch Berlin mit den sogenannten „schmutzigen“ Bällen, für die bei der SVG ja Ewert und Colton Cowell Spezialisten sind. Einige Male mit Erfolg. Doch die Blocksicherung arbeitete aufmerksam und aufopferungsvoll, sodass zunächst die Führung hin und her wechselte und dann der Meister zwar lange führte, aber nie wegziehen konnte (12:13, 17:19). Beim 21:23 sah es dennoch nach dem Satzausgleich aus, beim 23:24 hatte Berlin auch Satzball. Doch der Ex-Lüneburger Antti Ronkainen, Berlins Spezialist für wirkungsvolle Aufschläge in der Crunchtime, setzte seinen Versuch wie schon im ersten Satz ins Netz. Dann packte Joe Worsley ein Ass aus und Sotola setzte seinen Schmetterball unter frenetischen Jubel der Fans ins Aus – 2:0.

Berlin zieht alle Register – vergebens

Einen anderen Ex-Lüneburger, Anton Brehme, hatte die SVG längst auf die Bank gespielt. Nummer drei, Cody Kessel, kam jetzt zum dritten Satz, wurde aber auch kein Faktor wie noch bei der Niederlage im Heimspiel der Hauptrunde, wo er, eingewechselt, das Match mit 10 Punkten gedreht hatte. Zu stark war die SVG dieses Mal einfach, zu unerschütterlich, allem gewappnet. Und spätestens, als Cowell einen Monsterblock gegen den 23 Zentimeter größeren Sotola setzte (5:5), schwante den Gästen wohl, dass sie nicht mal einen Punkt mit auf die Heimreise nehmen würden.

Beim 9:8 gingen die LüneHünen erstmals in Führung, mit seinem 15:15 prügelte Cowell, von Ewert genial angespielt, blockfrei fast ein Loch in den Hallenboden – die Stimmung stieg weiter und befügelte zusätzlich. Schon fast verzweifelt, versuchte beim 22:20 und 23:20 Berlins Coach Cedric Enard mit zwei schnellen Auszeiten hintereinander das Unheil noch abzuwenden. Doch Maases Block zum 24:20 und Ewerts Pipe beim Matchball gaben den Startschuss zu einer ausgiebigen Party der Fans, die die Sieger mit Sprechchören noch länger feierten.Bester Scorer war Schnitzer (13) vor Ewert (11).

Das Fazit von Trainer Hübner war dann pure Genugtuung: „Nach der letzten Woche waren alle sauer, waren heiß, es besser zu machen. Und alle waren von Anfang an voll da – und dann sind wir nun mal unangenehm zu spielen. Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise unseres Auftritts, das Ergebnis von 3:0 kommt dann natürlich on top.“ Und der Sportliche Leiter Bernd Schlesinger, der eine Woche zuvor noch ein trotziges „Irgendwann sind sie fällig“ in Richtung der beiden Schwergewichte im deutschen Volleyball formuliert hatte, trat nun die Euphoriebremse: „Dass ich mit dieser Aussage so schnell Recht behalte, hätte ich nicht gedacht. Das 3:0 ist ein Ausrufezeichen, mehr aber auch nicht. Die Saison ist noch nicht zu Ende.“

SVG: J. Worsley, Cowell, Eshenko, Maase, Ewert, Schnitzer – G. Worsley; eingewechselt: Gerken, Ketrzynski, van de Kamp.

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