SVG kratzt am Ego von Berlin
In einer packenden und absolut hochklassigen Partie schlägt die SVG Lüneburg den deutschen Meister Berlin Recycling Volleys verdient mit 3:1. SVG-Coach Stefan Hübner sprach im Anschluss von einer intensiven Begegnung: „Heute haben wir hier absolut attraktives Männer-Volleyball gesehen, wo wir uns für eine sehr gute Leistung auch belohnt haben.“
Mit Startschwierigkeiten der Gäste aus Berlin ging es in den ersten Durchgang, Lüneburg führt schnell 3:0. Dass die Ambitionen des deutschen Meisters aber andere sind, offenbarte sich rasch. Zur ersten technischen Auszeit lagen sie vorne (8:5) und schienen die LüneHünen überrollen zu wollen, die zunehmend den Anschluss verloren (6:11). Immer wieder wehrte Berlin die Angriffe der SVG ab und fand umgekehrt die Lücken in der Lüneburger Defensive, um selbst zu punkten. Aber das Team von Stefan Hübner gab nicht auf, kämpfte sich Stück für Stück heran und schaffte zum 17:18 wieder den Anschluss. Und mit dem Wechseln von Gijs van Solkemar und Jannik Pörner für Adam Kocian und Ryan Sclater (18:20) führte Stefan Hübner die Wende im ersten Satz herbei. Mit der 23:21-Führung erwachte die Gellersenhölle im „fernen Hamburg“ und die SVG brachte den ersten Satz mit 25:22 nach Hause.
Zum Sinnbild des Berliner Widerstands wurde im zweiten Durchgang der silberne MVP und Libero Luke Perry, der gleich dreimal bis in die Bande verteidigte und dabei sogar einmal mit einem großen Satz über den Scouting-Tisch von Lüneburgs Malte Stolley einen Ball spektakulär rettete. Das half zunächst aber nichts und ein sichtbar erzürnter Stelian Moculescu bat zur ersten Auszeit nachdem Lüneburg das 6:4 machte. Ein Wachrüttler mit Erfolg. Mit 9:10 gehen die Hauptstädter erstmals in Führung und setzten sich langsam ab (11:14; 12:16). Bis zum Satzende hielt die Dominanz der Gäste, die Lüneburg nicht mehr heran kommen ließen und den Ausgleich zum 1:1 (22:25) machten.
Zu Beginn des dritten Satzes war die SVG Lüneburg weiterhin hellwach. Eine Torhüterreifer Einlage von Noah Baxpöhler, spektakuläre Rallyes und umstrittene Schiedsrichterentscheidung prägten den Durchgang. Hübner nahm die Referees nach dem Spiel etwas in Schutz: „ Sie haben es auch nicht einfach. Deutschland ist die einzige Liga, in der mit nur zwei Linienrichtern gepfiffen wird.“ Ständig wechselnde Führungen (3:5; 10:9) erhöhten die Spannung für das Publikum und vor allem die Anspannung beim deutschen Meister. Es dauerte bis zum 22:19 bis sich die SVG erstmals, aber dann den Satz entscheidend absetze. Beim 25:21 konnte sich auch Stefan Hübner ein Lächeln nicht verkneifen.
Auch in Durchgang vier hatte man zunächst den Eindruck, dass Berlin jetzt aufdreht (4:8), doch Lüneburg fightete zurück, gab sich niemals auf oder Bälle verloren. Trainer Hübner: „Das war es was wir wollten, wir wollten uns wehren, alles reinhauen und viele Bälle berühren. Sich in der Zehn-Minuten-Pause in die Augen sehen zu können und zu wissen, dass wir alles geben.“ Und dieses „alles geben“ sah man vor allen Dingen im vierten Durchgang. Nach einer starken Aufschlagserie von Cody Kessel zur 13:11 Führung kochte es in der Hamburger CU-Arena. Die rund 1050 Zuschauer heizten ein, denn schon jetzt spürten alle, dass sich das Berliner Schicksal bei der SVG einmal mehr wiederholen könnte. MVP Ryan Sclater punktete ein ums andere Mal und lobte nach dem Spiel dem Teamgeist: „Wir waren alle fokussiert, jeder hat sein Bestes gegeben und somit seinen Teil zu diesem großartigen Erfolg beigetragen. Ich freue mich, dass wir noch mindesten ein weiteres Spiel haben. Zwar lagen die orangefarbenen Mannen fast ständig in Führung, doch mit drei Aufschlagfehlern als es um Satz- oder Matchball ging, zeigten sie ihre gestiegene Nervosität. Den ersten Matchball konnten Sie noch abwehren, der zweite zum 3:1 (27:25) brachte die Entscheidung.