
Nach Nervenschlacht ins fünfte Spiel
Häfler gewinnen 4. Playoff-Halbfinale im Tiebreak
Zwei Punkte machten nach einem erneuten, fast zweieinhalbstündigen Volleyballkrimi den Unterschied: Hauchdünn unterlag die SVG Lüneburg im vierten Halbfinalspiel dem VfB Friedrichshafen mit 2:3 (25:23, 18:25, 25:18, 21:25, 14:16). Damit entscheidet ein fünftes Spiel am Samstag (19 Uhr) in der LKH Arena über den Einzug ins Playoff-Finale.
“Zum dritten Mal ein enges Spiel. Beide Teams waren nicht konstant genug, um es eher zu entscheiden. Aber vom Niveau her ein gutes Spiel”, fasste Stefan Hübner das Duell am Bodensee zusammen. “Friedrichshafen war heute ein bisschen besser, hat es im Bereich Aufschlag-Annahme besser gemacht”, machte der SVG-Chefcoach den Unterschied aus.
SVG legt im ersten Satz vor
Die SVG musste erneut auf Kapitän Theo Mohwinkel verzichten, Lorenz Karlitzek übernahm auch diesmal die Außenangreifer-Position. Auch die Hausherren blieben bei Masso als Superlak-Ersatz auf der Diagonalposition, starteten diesmal mit Tim Peter im Außenangriff. Routinier Marcus Böhme, vor dem Spiel für 300 Einsätze im VfB-Trikot geehrt, stand ebenfalls in der Starting-Six.
“Dein nächstes Abenteuer wartet” leuchtete just zum ersten Aufschlag auf der LED-Bande auf – und die erste Chance aufs Finale stachelte vor 1000 Zuschauern in der ausverkauften Spacetech-Arena zunächst die LüneHünen an. Xander Ketrzynski punktete zur 5:4-Führung der Gäste, legte danach eine Aufschlagserie hin. Die SVG agierte souverän und blockstark: Kunstmanns Punkt zum 4:9 war schon sein zweiter Blockpunkt. VfB-Coach Swaczyna, der beim 4:7 bereits eine Auszeit genommen hatte, holte sein Team nun erneut an die Seitenlinie. Erst ein Aufschlagfehler holte Ketrzynski von der Linie – und die Hausherren arbeiteten sich zurück ins Spiel (6:9, 10:12, 12:13). Nach einem SVG-Zwischenhoch – mit 17:20 ging es in die Crunchtime – stand es nach einem Punkte-Doppelpack durch Young und einem Ass von Masso 20:20. Doch die SVG blieb ruhig, setzte sich abermals ab. Karlitzek, der am Satzende auf sechs Punkte kam (57 % Angriffsquote), nutzte erst clever die Blockfinger (20:22), knallte kurz darauf den Ball mit Wucht auf den Boden (22:24). Ketrzynski verwandelte den ersten Satzball für die SVG.
Der Schwung ging den LüneHünen im zweiten Satz verloren. Bis zum 7:7 hielt die SVG mit, danach setzte sich Friedrichshafen ab – auch, weil die Gäste ihre gute Aufschlagbilanz (2:5 Fehler im ersten Satz) verloren. Tim Peter legte drei Punkte in dichter Folge hin (14:10), auch Masso und Savonsalmi, der Druck in den VfB-Aufschlag brachte, kamen immer stärker zur Geltung. Bis auf sieben Punkte wuchs der Häfler Vorsprung (17:10), beim 20:13 schien der Satz aus SVG-Sicht gelaufen. Immerhin: Die LüneHünen verkürzten noch (21:16), doch das “Uhrwerk” Masso lief unbeeindruckt weiter: Der Kubaner verwandelte zum 24:16, machte damit seinen zehnten Punkt des Satzes. Ketrzynskis Aufschlag ins Aus besiegelte den Satzgewinn der Gastgeber.
Erst die SVG, dann der VfB:
Spiel wird erneut zum Wechselbad
Wie schon in den ersten beiden Duellen wogte das Spiel erneut hin und her. Im dritten Satz war die SVG des ersten Satzes wieder “dran”, setzte sich früh ab (4:5, 6:8, 11:15). Zur Satzmitte gelang den LüneHünen fast alles (13:18), erst eine gewonnene Challenge brachte den VfB noch einmal ins Spiel. Doch das währte nur kurz, die SVG ging weiter hohes Tempo: Torwie fand erst den Briefkasten vor Uhrenholt, zog dann in der Mitte voll durch – 15:20. Auch Kunstmanns Block gegen Uhrenholt, Ketrzynskis achter Angriffspunkt des Satzes und Karlitzek schraubten den Vorsprung nach oben (16:23). Masso wehrte den ersten SVG-Satzball noch ab, doch ein Aufschlagfehler des eingewechselten Simon Kohn brachte die SVG mit 2:1 in Führung.
Im vierten Satz behauptete Friedrichshafen schnell die Führung, ohne sich jedoch dominant abzusetzen. Einen 10:6-Rückstand verkürzte die SVG auf 10:9, blieb kurzzeitig in Schlagweite (12:11). Doch weil Masso immer wieder druckvoll zur Stelle war, Young ein Ass hinlegte und Savonsalmi stark blockte, gingen die Häfler mit einem Fünf-Punkte-Vorsprung in die Crunchtime (18:13). Die SVG kam noch einmal gefährlich heran (22:20, 23:21), doch Masso ebnete den Weg zum Satzball, den Zeljkovic mit einem Block gegen Ketrzynski verwandelte (25:21).
“Die Chance auf den Sieg war im vierten Satz da. Ich weiß nicht, warum wir es da nicht zu Ende bringen”, wollte sich Stefan Hübner die knapp vereitelte Aufholjagd noch einmal näher anschauen.
Zum dritten Mal in der Serie musste damit ein Tiebreak entscheiden. Und auch diesmal wurde es ein enger Schlagabtausch. Anfangs lag der VfB knapp vorn, zum Seitenwechsel führte die SVG 8:7. Masso, der kaum noch zu stoppen war und allein im Tiebreak neun Punkte holte, und Savonsalmi holten mit Blocks eine erneute VfB-Führung (10:8). Dann war die SVG zurück – und es ging in die “Krimi-Crunchtime”: 11:11, 12:12, 13:13, 14:14. Ein Aufschlagfehler von Karlitzek sorgte für den Matchball. Als Espelands Angriff nach 120 Spielminuten im Aus landete (16:14), konnten die Gastgeber jubeln, das vorzeitige Aus verhindert zu haben.
SVG schon heiß aufs Duell am Samstag
“Das sind die Playoffs!” betonte Stefan Hübner. “Klar sind da im Moment Frust, Trauer, Ärger. Aber wenn wir aus dem Bus wieder aussteigen, geht der Fokus nach vorn.” Von der Chance aufs Finale ließ sich das Team jedenfalls nicht verunsichern, trotz des Wechselbads im Spielverlauf. “Wir haben ähnlich gespielt wie sonst auch. Daran müssen wir anknüpfen – und dann geht es weiter. Ich bin sicher, dass die Mannschaft das gut hinkriegt”, blickte Hübner schon auf den fünften Vergleich am Samstag. “Wir sind immer noch absolut im Rennen. Wenn uns das vor der Saison jemand gesagt hätte … Es geht um den Einzug ins Finale, die Jungs sind heiß. Jetzt gibt’s die nächste Chance – darauf freuen sie sich schon wieder …”
Zum MVP wurde Jose Masso gekürt, der bei seinem zweiten Diagonal-Einsatz zum Schlüssel des VfB-Sieges wurde: 34 Punkte holte der Kubaner, war damit auch Topscorer des Abends. Bei den LüneHünen holte Xander Ketrzynski die beste Punkteausbeute, kam auf 26 Punkte. Die beiden Diagonalen überzeugten auch mit starken Angriffsquoten: Masso kam auf 60 % (31 Pkt.), Ketrzynski machte aus 43 Angriffen 23 Punkte (53 %).
SVG: Kunstmann, Wright, Espeland. Torwie, X. Ketrzynski, Karlitzek – Worsley; eingewechselt: Larsen
Tickets für das Heimspiel am Samstag gibt es ab sofort im Online-Ticketshop der SVG.
Statistik, Playoff-Halbfinale („best of 5“), 4. Spiel:
VfB Friedrichshafen – SVG Lüneburg 3:2
(23:25, 25:18, 18:25, 25:21, 16:14/Stand: 2:2)
120 Min., 1000 Zuschauer (ausverkauft)
MVP: Masso (VfB)
Scorer: Masso (34 Pkt.), Young (15), Peter (8), Böhme (4), Zeljkovic, Savonsalmi (je 3), Uhrenholt (2), Keeming (1) – X. Ketrzynski (26), Espeland (14), Karlitzek (13), Torwie (9), Kunstmann (7), Larsen (1)
(gm)
