Die Volleyball-Zukunft im Fokus
“Tag der Jugend” beim Heimspiel gegen VCO Berlin
Die Rollen sind klar verteilt, wenn am Sonntag (16 Uhr) der VCO Berlin zum Bundesliga-Spiel in die LKH Arena kommt. Das Ausbildungsteam aus der Hauptstadt – Durchschnittsalter des Kaders: 19 Jahre – steht bislang ohne Sieg und mit nur zwei Satzgewinnen in dieser Saison am Tabellenende. Die SVG hingegen holte zuletzt in Bundesliga und Champions League vier Drei-Punkte-Siege in Serie, will mit einem weiteren “Dreier” den 2. Tabellenplatz aus eigener Kraft verteidigen.
Beide Teams haben vor dem Duell aber auch etwas gemeinsam: Sie wollen weiter lernen. Bei den Gästen, die am Sonntag ihr erstes Auswärtsspiel seit dem 3. November bestreiten, ist die ganze Saison ein Lerneffekt für die ambitionierten Talente. Das Team von Trainer Grzegorz Rys kann mit den routinierten Teams zwar oft nicht mithalten, doch die Erfahrung beim VCO war in der Vergangenheit für zahlreiche Spieler das Sprungbrett in die Bundesliga oder sogar die internationale Bühne. Auch die SVG hat mit Joscha Kunstmann und Neo Laumann zwei Akteure in ihren Reihen, die zuvor für den Klub aus dem Berliner Sportforum spielten. Klar, dass nun auch Diagonalangreifer Kilian Schmiedeke, Zuspieler Arthur Wehner, Außenangreifer Tom Borchert oder Mittelblocker Benjamin Kirsch mit ihren Auftritten in den Fokus rücken wollen.
Lernen will aus dem Duell auch die SVG. Die LüneHünen werden in dieser Saison erneut auf hohem Niveau gefordert – da dürfte das Trainerteam um Stefan Hübner die Chance nutzen wollen, Akteuren Einsatzzeit zu geben, die bislang seltener auf dem Feld standen.
Große Kulisse gegen „kleine“ Berliner
Wer beim Spiel am Sonntag dabei sein will und bislang kein Ticket hat, sollte sich beeilen: Schon zum Jahreswechsel waren die Sitzplätze ausverkauft. Inzwischen ist auch ein großer Teil der Stehplatztickets verkauft, so dass sich die LüneHünen und auch die Gäste auf eine große Kulisse in der LKH Arena freuen können. Restliche Tickets sind bis Spielbeginn online erhältlich: tickets.svg-lueneburg.de.
Neben den VCO-Talenten sind am Sonntag auch die SVG-Talente in der LKH Arena live dabei. Wie schon in den vergangenen Spielzeiten laden die LüneHünen die eigenen Nachwuchsteams zum “Tag der Jugend” ein.
Ein SVG-Youngster spielt im U18-Nationalteam
Eines der Talente, die im Nachwuchs der SVG den Bundesliga-Profis nacheifern und auch den Weg der VCO-Talente besonders verfolgen, ist Carl Gudermann. Der 15-Jährige spielt für das 4. Herren-Team der SVG, in den Nachwuchs-Jahrgangsteams bei Meisterschaften – und seit einigen Monaten auch für Deutschland. Im September erhielt der Zuspieler nach einem Sichtungstraining in Kienbaum einen Platz im 24er-Kader des DVV-U18-Teams (Jahrgang 2009/2010).
Schon seit mehr als fünf Jahren spielt Gudermann Volleyball. Zuvor hatte er beim MTV Treubund Fußball gespielt, dann aber Lust auf eine weitere Sportart bekommen. “Meine Mutter hatte Tischtennis oder Volleyball vorgeschlagen”, erinnert er sich – es wurde Volleyball. “Das Teamgefühl und die Atmosphäre sind etwas anderes als beim Fußball”, weiß Carl Gudermann zu schätzen.
“Carl hat schon damals viel mitgebracht”, erinnert sich SVG-Nachwuchskoordinator Christoph Schimansky, der Gudermann in der U12/U13 trainierte. “Er war bereit, viel zu investieren, und auch interessiert an anderen Aspekten des Spiels wie der Trainersicht.”
DVV-Nominierung: „Ein großes Stück Dankbarkeit“
Vom Stützpunkttraining des NWVV ging es für Carl Gudermann Ende 2022 in den NWVV-Kader. Beim Bundespokal im Mai 2024 rückte er in den DVV-Fokus, bekam einen Platz im Sichtungstraining, ebenso wie SVG-Teamkollege Erik Faude. “Ein toller Moment – und ein großes Stück Dankbarkeit dafür, dass man für seine Arbeit etwas zurückbekommt”, erinnert sich Gudermann an die Nominierungsnachricht.
Schon zwei Mal zählte Carl Gudermann zum 14-köpfigen Wettkampfkader von Bundestrainer Dominic von Känel: Mit dem DVV-Team ging es zum Bundespokal des älteren Jahrgangs 2007/08 sowie zu Testspielen in Montpellier (Frankreich), die zur frühen Vorbereitungsphase auf die U18-EM 2026 zählen. “Ansonsten haben wir einige Messungen und wissenschaftliche Begleitung, um unser maximales Potenzial ausschöpfen zu können. Dazu gehören Dinge wie Ernährung, Athletik, Kraftplan, aber auch die persönliche Entwicklung im Alltag”, gibt Carl Gudermann einen Einblick ins “Natio-Leben”.
Nächster Schritt ist der mögliche Wechsel in ein Sportinternat – im Februar stehen Einführungstage in Frankfurt an. “Ich würde das gern machen, wenn es passt. Das wäre nicht nur technisch und athletisch eine gute Vorbereitung für den Profisport”, sieht Carl Gudermann die Chance. Der Gedanke an den intensiven Leistungssport reifte schrittweise: “Als ich vor etwa vier Jahren die ersten Spiele bei den 1. Herren gesehen habe, dachte ich: ‘Cool wäre es ja …’, richtig konkret ist der Gedanke vor etwa einem Jahr geworden.”
SVG bleibt die „Volleyball-Heimat“
Einen “Preis” hat die Arbeit am Ziel Leistungssport allerdings: Das Spiel gegen den VCO könnte Carl Gudermann verpassen – am Sonntag ist er mit dem NWVV-Kader in Westerstede. Den Weg über ein Stützpunktteam wie den VCO fände auch er interessant: “Das machen ja viele, und für Neo hat es ja dann direkt gereicht”, blickt er auf den “Zuspieler-Kollegen” bei den SVG-Profis. “Wenn man einen guten Trainer hat, bekommt man da viele gute Impulse.” Die gibt es übrigens auch bei der SVG: Für das Lüneburg-Duo Gudermann/Faude gab’s von Chefcoach Stefan Hübner auch schon Kraftplan-Tipps.
Und auch wenn womöglich bald der Schritt ins ferne Internat ansteht: Die SVG bleibt ein wichtiger Anker in Carl Gudermanns Volleyball-Leben: “Hier bekomme ich die Spielerfahrung – und bei Jugendmeisterschaften werde ich auch weiter für die SVG spielen”, beschreibt er seine Pläne. Und die im Kader? “Ich möchte mich sowohl im Nationalteam als auch im NWVV-Kader hocharbeiten, vom zweiten Zuspieler zum ersten werden.” (gm)