Skip to main content

18.10.2014 – ein besonderes Datum

Vor zehn Jahren feierte die SVG ihr Bundesliga-Debüt

„Zehn Jahre erstklassig – mit euch!“ Das ist das Saisonmotto für die LüneHünen und ihre Fans. Bald wird dieses Jubiläum ausgiebig gefeiert, doch schon jetzt steht ein erinnerungswürdiges Datum an: Am Freitag ist es exakt zehn Jahre her, dass die SVG Lüneburg erstmals in der Bundesliga um Punkte kämpfte.

Am 18. Oktober 2014 fieberten 800 Fans in der schon Tage zuvor ausverkauften Gellersenhalle mit. Der Gegner: CV Mitteldeutschland. „Keiner hatte ein Gefühl: Wo stehen wir? Daher war das super-spannend“, erinnert sich Stefan Hübner. „Wir hatten ja nur wenige Spieler im Team, die schon diese Erfahrung hatten.“ So kam René Bahlburg zum Heimatverein zurück, kam Erik Mattson aus Düren und der spätere Topscorer Tijmen Laane aus Holland. Auch für Hübner, vom Zweitligisten Solingen gekommen, wurde der Abend zur Premiere: Zum ersten Mal stand er als Trainer in der Bundesliga am Spielfeldrand.

Aufstieg mit langem Anlauf

Erstmals Bundesliga-Luft schnupperte auch Michel Schlien. Der Mittelblocker, 2011 vom VC Olympia Hamburg zur SVG gewechselt, war auf dem Weg zum Aufstieg dabei: „Im Sport versucht man ja immer, oben zu landen. Und siegen macht immer Spaß. Andreas Bahlburg sagte ja immer mal, dass wir aufsteigen. Aber daran denkt man da erstmal gar nicht.“ Zwei Mal hatte die SVG bereits auf das Aufstiegsrecht verzichtet, wollte erst die nötige Basis schaffen. „Bis Andreas dann sagte: ‚Jetzt steigen wir wirklich auf!‘ Das kam in dem Moment wirklich überraschend.“

Schlien ist bis heute allen dankbar, die dazu beigetragen haben: „Schon in der 2. Liga hatten viele geholfen, in der 1. Liga passierte da noch viel mehr. Es gibt ja super viele Aufgaben, die in so einer Halle anfallen. Ohne Leute, die dafür brennen, geht es nicht“, ist er noch immer beeindruckt vom Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Dass sie alle an jenem Herbstabend 2014 nach 122 packenden Spielminuten erstmals einen Bundesliga-Sieg feiern konnten, stand zunächst auf der Kippe.

Hübner erinnert sich noch: „Es war total eng, auch wenn es 3:1 ausging.“ Den ersten Satz hatte die SVG 25:18 gewonnen, den zweiten 23:25 verloren. Der dritte Satz wurde zum echten Krimi – mit dem besseren Ende für die SVG: Neuzugang Tijmen Laane verwandelte den Satzball zum 28:26. Der vierte Satz ging schließlich mit 25:15 deutlich an die Hausherren. Der Coach ist auch mit zehn Jahren Abstand froh darüber: „Da gab es einen Moment, an dem es auch anders hätte laufen können – wir hätten es auch 0:3, 1:3 verlieren können. Wenn das Spiel anders verlaufen wäre, wäre die ganze Saison, die ganze Geschichte anders gelaufen.“ Doch das 3:1 sorgte für Befreiung: „Ein erleichterndes Gefühl. Das hat auch viel Selbstvertrauen bei allen freigesetzt: ‚Wir können hier mitspielen!‘“

Was passierte nach dem Premierensieg? „Ich habe zu den Jungs gesagt: ‚Jetzt geht los und feiert das mal‘ – auch, um noch mehr Energie daraus zu entfalten“, erinnert sich Hübner. „Das war ein besonderer Moment, eine Mischung aus Erleichterung, Bestätigung, ein Boost an Selbstvertrauen …“ – „… und Vorfreude, auf das, was noch kommen kann“, ergänzt Schlien. „Ja, das machte Bock auf mehr“, erinnert sich Hübner an die Stimmung in der Halle: „Man hatte das Gefühl: ‚Hey, das ist irgendwie geil, trotz der Rahmenbedingungen. Das Gefühl war: Wir können hier was Besonderes machen.“

„Okay, dann haben wir jetzt den ersten Spieler geholt …“

Nach zehn erfolg- und erlebnisreichen Bundesliga-Jahren sind viele Momente der Anfangszeit immer noch im Gedächtnis. „Bernd Schlesinger war damals ja schon da. Wir halten immer mal inne und denken daran, wie wir angefangen haben.“ Wie etwa an den ersten größeren Transfer: „Den Spanier Carlos Mora Sabaté haben wir mal zum Training eingeladen. Er war eine Woche hier. Und dann sagte ich so zu Bernd: ‚Was meinst du? Mir gefällt es irgendwie … Wollen wir’s so machen?‘ – ‚Ja, machen wir.‘ – ‚Okay, dann haben wir jetzt den ersten Spieler geholt …‘“, erinnert sich Hübner lachend. „Total skurril, wenn ich zurückdenke und sehe, was da jetzt für Prozesse ablaufen.“

Dass die SVG zehn Jahre später eine ganze Region mit Volleyball angesteckt hat und vor vollen Rängen in der Champions League spielt, hätten im Umfeld damals wohl nur wenige erwartet. „Bernd, Andreas und ich haben am Anfang viel visioniert und geträumt. Wir alle hatten das Ziel, oben in der Bundesliga zu sein, international zu spielen. Dieser Traum war schon da.“ Das war auch für den Coach steter Ansporn, auch wenn es viel Ausdauer brauchte: „Das hat es hier ausgemacht: Dass der Wille da war, etwas voranzutreiben – aber auch Geduld, dass Dinge länger brauchen.“

Nach dem Start im Oberhaus ging es um die weitere Entwicklung, auch einen Hallen-Neubau. „Ich habe gespürt, dass das keine Laberei ist“, so Hübner. „Das war ernst gemeint, aber auch hanseatisch-sachlich. Das hat uns verbunden im Verein. Es war klar: Wir sind am Anfang eines langen Weges. ‚Hey, wir sind 1. Liga‘ – das war bei weitem nicht das Ende.“ Jahrelang war die erhoffte neue Spielstätte eines der zentralen Themen rund um die SVG. „Das war wirklich ein wichtiger Faktor für den Standort“, erinnert sich auch Schlien. „Da hat man immer drauf hingearbeitet, aber auch aus den aktuellen Möglichkeiten immer das Maximum rausgeholt.“ Eine Arbeit, die sich aus seiner Sicht ausgezahlt hat: „Inzwischen ist das ein Projekt für den Großraum Lüneburg, dem ursprünglichen Dorfcharakter längst entwachsen.“

„Wäre die Halle nicht gekommen, wäre es vorbei“

Stefan Hübner weiß ebenfalls um den Entwicklungsschub dank der Arena – auch, weil die SVG lange nur per Ausnahmegenehmigung in der Gellersenhalle spielte. „Wäre die Halle nicht gekommen, wäre es vorbei. Dann würde es hier eine Zweitliga-Mannschaft geben …“ Dass die SVG rund um ihr „Zehnjähriges“ stattdessen zu den Topteams der Bundesliga gehört und zum vierten Mal in Folge in einem europäischen Wettbewerb spielt, sieht der Trainer als Lohn solider Arbeit: „Mit viel Geduld haben wir uns in so eine Situation gebracht – und als der Moment kam, waren wir bereit dafür.“

Doch Hübner sieht die SVG nicht am Ziel. „Wir sind jedes Jahr unter den Bedingungen, die da waren, professioneller geworden. Ob das das Essen unterwegs war, die Qualität der Hotels, die Art des Reisens – von zwei, drei Kleinbussen dahin, dass immer ein großer Bus fährt -, Trainingsbedingungen, Ausrüstung, Außendarstellung … Das ist ein Wachstum – und so ist es immer noch. Das ist auch ein Grundantreiber für mich selbst, immer mal etwas Neues zu machen und Dinge weiterzuentwickeln.“

Und wo steht die SVG nach den nächsten zehn Jahren? „Klar, irgendwann gern mal Finalspiele“, wünscht sich Hübner, richtet den Blick aber gleich auf den Weg dorthin: „Jetzt gilt es erstmal, das Niveau zu stabilisieren, das wir erreicht haben, und dann wieder nächste Schritte zu gehen. Gut wäre es, wenn wir es schaffen, sportlich noch etwas draufzusetzen, aber die anderen Dinge, die uns hierher gebracht haben, weiter zu erhalten. Das ist schon eine Herausforderung – aber ich bin überzeugt, dass wir das schaffen.“

Auch Schlien tritt auf die Bremse, was zu ehrgeizige Ziele betrifft: „Wichtig ist, die Erfolge der Vergangenheit nicht für die Zukunft als selbstverständlich zu erachten. Jede Saison ist es eine neue Herausforderung, das Erreichte nochmal zu schaffen oder einen draufzusetzen.“ Er ist gespannt auf die Zukunft der LüneHünen: „Mal sehen, wo die Reise noch hingehen kann …“

Beim Blick auf den Spielberichtsbogen vom 18. Oktober 2014 waren für Michel Schlien (l.) und Trainer Stefan Hübner, hier in einer Kabine der Gellersenhalle, die Erinnerungen an das erste Bundesligaspiel der SVG schnell wieder präsent. Foto: SVG

News, Volleyball-Bundesliga, Volleyball-News