Von Mallorca über die USA zur SVG
Mittelblocker Simon Torwie hat eine spannende Vita
Geboren auf Mallorca, Studium in den USA, dort Volleyball in einem der stärksten Teams gespielt – diese Eckdaten bilden die Vita von Neuzugang Nummer 6 der SVG Lüneburg. Aber es ist weder ein Spanier, noch ein US-Boy, der nun seine Profi-Karriere bei den LüneHünen startet. Es ist ein deutsches Talent, das schon längst auch auf der Longlist der Nationalmannschaft steht: Mittelblocker Simon Torwie von der Long Beach State University, aktueller College-Vizemeister. Seine Dienste hat sich die SVG gleich für zwei Jahre gesichert.
Talent schnell beim Verband im Blickpunkt
Torwies Vater siedelte nach seinem Studium nach Mallorca, das ja oft als 17. Bundesland bezeichnet wird, um und gründete dort seine Firma (Solarenergie), wie er stammt auch die Mutter aus Nordrhein-Westfalen. Simon wurde 2001 in Artà, einer 8000-Einwohner-Gemeinde auf Mallorca, geboren und begann als Neunjähriger mit Volleyball. Das Talent des in die Höhe schießenden Teenagers war schnell erkennbar und für die spanische Junioren-Auswahl interessant – stattdessen entschied er sich aber als 16-Jähriger zu einem Wechsel von der Balearen-Insel ins Internat nach Frankfurt, spielte ab der Saison 2017/18 mit dem Team in der 2. Liga und mit Zweitspielrecht zudem mit dem TuS Kriftel als offiziellem „Heimatverein“ bei Jugendmeisterschaften und in der 3. Liga – das alles übrigens noch als Diagonalangreifer.
Frankfurts Coach war gleichzeitig der Bundestrainer der U16 bis U18, holte auch Simon Torwie in den Kader. So zählte der 2018 auch zu dem Team um Kapitän Erik Röhrs, das für Deutschland erstmals überhaupt den EM-Titel in der U18 holte (3:0 gegen Tschechien). In der Starting Six spielte allerdings fast immer Filip John, der heutige, frisch gebackene A-Nationalspieler. „Mein Durchbruch kam eigentlich bei der U19-Weltmeisterschaft in Tunesien, als Filip im Außenangriff gespielt hat“, erinnert sich Torwie zurück. Was hält er für seine Stärke? „Die Blockarbeit, glaube ich. Da bekomme ich immer die meisten Komplimente. Und mein Aufschlag sorgt wohl auch für ordentlich Probleme auf der anderen Seite.“
In der Playoff-Phase dieser Titelkämpfe 2019 spielte das DVV-Team gegen die USA (3:1), deren Co-Trainer waren auch Co-Trainer der Colleges Penn State und Long Beach, schrieben den Deutschen später mit dem Angebot eines „Official Visit“ an. Im November 2020 flog Torwie für eine Woche rüber, schaute sich beides an und entschied sich für einen Verbleib in der südkalifornischen 450.000-Einwohner-Stadt Long Beach, studierte dort International Business und spielte seitdem auch vier Jahre Volleyball auf hohem Niveau für die Long Beach State University. Das Team war dann außer vor kurzem (gegen Los Angeles, UCLA) auch 2022 schon Finalist (gegen Hawaii) und 2023 Halbfinalist.
Zweimal in den Finals der US-College-Liga
„Mittelblocker wurde ich in meinem zweiten Jahr in Long Beach, im Januar 2022, weil wir Corona bedingt einen Mangel auf der Position hatten“, klärt der Rechtshänder auf. Und dabei blieb es, weil sein College-Coach Alan Knipe – von 2009 bis 2012 US-Nationalcoach – sein Potenzial auf dieser Position erkannte. Auch der deutsche Verband hatte den US-Studenten nicht aus den Augen verloren, an Lehrgängen nahm er weiter teil, traf dabei im Sommer 2021 auch auf Stefan Hübner, der die B-/U23-Nationalmannschaft betreute. Im vergangenen Sommer gehörte Torwie zu diesem Nachwuchsteam, das in China an der Universiade teilnahm, machte wie sein künftiger Vereinskamerad Joscha Kunstmann 5 von 6 Spielen. Seit 2023 steht er zudem auf der Longlist des A-Kaders.
Nun brennt der 2,08-Meter-Mann – nach einem Abstecher nach Mallorca („meine Heimat, dort bin ich geboren und aufgewachsen“) – auf den Umzug nach Lüneburg: „Ich möchte der SVG helfen, ihre Ziele zu erreichen und beweisen, dass mein Schritt nach Long Beach eine Bereicherung für meine sportliche Karriere war – und dann durch meine Leistungen den Weg in die Männer-Nationalmannschaft finden. Ich kann es kaum erwarten, eine neue Etappe meines Lebens zu starten.“ Warum hat er sich für die SVG entschieden? „Ich hatte einige gute Möglichkeiten. Ganz ehrlich: Ich habe mich auf mein Bauchgefühl verlassen, genauso wie damals mit den Entscheidungen nach Frankfurt und dann nach Long Beach zu gehen.“
Für Stefan Hübner passt Torwie absolut ins Anforderungsprofil. „Ein interessanter deutscher Spieler mit einer unheimlichen Physis und trotzdem beweglich“, charakterisiert ihn der SVG-Chefcoach. „Er hat an der Uni gute Block-Trainer gehabt und ist sehr engagiert im Kraftraum, das Programm dort passt zu unseren Vorstellungen. Außerdem hat Simon ein gesundes Selbstvertrauen, weiß, wo er hin will. Das Blockspiel ist sehr gut, und er schlägt gut auf. Im Angriffsspiel waren die Leistungen zuletzt wechselhaft, da werden wir ein paar Dinge ändern.“ Und Hübner bejaht die Frage, ob der Neuzugang auch eine Perspektive Richtung A-Nationalmannschaft hat. Wäre ja angesichts des künftigen Trainers auch ein Wunder, wenn nicht… (hre)
Nationalmannschaft
Aufwärtstrend bestätigt
„The trend is our friend“, lautete das Fazit von Kapitän Lukas Kampa nach der 2. Woche in der Volleyball Nations League (VNL) mit zwei Siegen und zwei Niederlagen bei 6 Punkten. Was Kampa meinte: Es geht aufwärts, bis zur Olympia-Form muss dieser Trend aber noch fortgesetzt werden. Ein 3:2 zum Abschluss gegen die Türkei lässt immerhin für das 3. Turnier in Manila auf den Philippinen (ab 19. Juni) sogar die Chance, die Endrunde der besten Acht zu erreichen.
Das 3:2 (25:22, 42:44, 25:23, 19:25, 15:12) gegen die viel besser als bisher spielenden Türken (erst ein Sieg) bekam sogar eine historische Note – Satz 2 war mit 42:44 aus deutscher Sicht der höchste jemals gespielte in der VNL und drückt am besten aus, was für einen packenden Schlagabtausch sich beide Teams lieferten. Bundestrainer Michal Winiarski hatte wieder umgebaut. Georg Grozer stand erstmals in der Starting Six, Kampa löste Johannnes Tille wieder als Zuspieler ab, in den Mittelblock rückte Lukas Maase (für Tobias Krick) neben Anton Brehme, Außen blieben Tobias Brand und Ruben Schott, und Leonard Graven blieb Libero.
In Satz für die Historie
Dieses Team startete fulminant (5:0, 12:7), der Gegner drehte aber das Ergebnis nicht zuletzt dank hervorragender Blockarbeit (7 Kills, am Ende 16:8 Kills), dabei mehrmals gegen Grozer, auf 14:16. Kurz vor der Crunchtime war wieder alles offen (19:19), dann kam Moritz Karlitzek (für Schott), punktete noch dreimal und sorgte so maßgeblich für das Happyend. Er blieb dann auch im 2. Satz, in dem das DVV-Team wieder gut begann (3:0, 7:3, 12:6), doch wieder kämpfte sich die Türkei mit dem herausragenden Ramazan Mandiraci (Topscorer mit 27 Punkten) heran (13:12, 19:19). Danach entwickelte sich ein Krimi, beide Mannschaften hatten reichlich Satzbälle, bis die Türkei nach 47 Minuten den Deckel drauf machte.
Winiarski ließ nun Grozer und Brehme verschnaufen, brachte Florian Krage und Christian Fromm und schob Karlitzek vom Außen- wie zuletzt in den Diagonalangriff. Es dauerte etwas, bis sich die neue Formation eingespielt hatte. Dank druckvollem Service – Maase gelang wie im ersten Satz eine Serie – waren die Deutschen nach langem, teils deutlichem Rückstand (8:13) eingangs der Crunchtime wieder in Front und holten sich die Satzführung. In Durchgang 4 ging es wieder anders herum (3:7, 5:13, 12:17, 15:20) – Tiebreak also. Das DVV-Team legte ordentlich vor (5:1), zum Seitenwechsel wurde es wieder knapp (8:6), doch dann konnte es sich dank des nochmal aufdrehenden Brand (6 Punkte) absetzen. Brand verwandelte per Pipe auch den Matchball und wurde Topscorer.
Für den DVV spielten und punkteten: Brand (22), Grozer, Maase (je 13), Brehme (7), Kampa (3), Schott (2) – Graven; eingewechselt: Karlitzek (21), Tille, Fromm (6), Krage (6).
Weiter spielten, Pool 3 in Fukuoka/Japan (mit Deutschland): Bulgarien – Iran 3:2, Brasilien – Slowenien 2:3, Japan – Polen 0:3, Türkei – Iran 3:1, Polen – Brasilien 1:3, Japan – Slowenien 3:1, Bulgarien – Slowenien 0:3.
Pool 4 in Ottawa/Kanada: Kuba – Niederlande 1:3, USA – Italien 0:3, Kanada – Argentinien 1:3, Kuba – Italien 1:3, Frankreich – Niederlande 3:1, USA – Serbien 3:1, Kuba – Frankreich 3:2, Kanda – USA 3:1, Serbien – Argentinien 2:3, Italien – Niederlande 3:o, Argentinien – Frankreich 2:3, Kanada – Serbien 1:3. (hre)
NEWS aus der Liga
Mit der Verpflichtung von Jung-Libero Leonard Graven hat der VfB Friedrichshafen einen Coup gelandet. Der 20-Jährige von den WWK Volleys Herrsching hat schon fast 30 Länderspiele, überzeugt derzeit auch wieder in der VNL und gilt als Mann der Zukunft – trotz Stammkraft Julian Zenger. Als zweiter VfB-Libero rückt Lucas Huckle (18) von der 2. Mannschaft, den Volley Young Stars, in den Bundesligakader auf.
Mittelblocker Maxim Künitz hat bei den Netzhoppers KW verlängert.
Mit Nick Breitenbach hat der VC Bitterfeld-Wolfen ein Mittelblocker-Talent verpflichtet. Der 19-Jährige kommt aus dem Internat der YoungVolleys Friedrichshafen (2. Liga). Diagonalangreifer Marco Frohberg geht dagegen nach 3 Jahren.
NEWS aus der Szene
Die Auslosung für das Achtelfinale im DVV-Pokal (9. und 10. November) findet am kommenden Donnerstag, 13. Juni, ab 18.30 Uhr statt – live übertragen auf dem YouTube-Kanal des Medienpartners Dyn: https://www.youtube.com/live/54F5oKUslXU
Mittelblocker Lukas Maase, 2022/23 ein LüneHüne, wechselt innerhalb Frankreichs von Paris nach Chaumont mit Zuspieler Joe Worsley, ebenfalls in jener Saison bei der SVG.
Ex-LüneHüne Auke van de Kamp hat sein Gastspiel beim italienischen Drittligisten Volley Savigliano beendet und kehrt in seine holländische Heimat zu Lycurgus Groningen zurück.
Die deutsche Männer-Nationalmannschaft wird die Generalprobe vor den Olympischen Spielen in einem Testspiel gegen Brasilien am 21. Juli, 14 Uhr, in Saarbrücken am Sportcampus Saar bestreiten.
In dieser Woche geht es für die DVV-Frauen weiter in der VNL, das dritte Turnier in Hongkong steht an. Gegner sind am 11. Juni (11 Uhr) die Dominikanische Republik, am 13. Juni (11 Uhr) Brasilien, am 14. Juni (14.30 Uhr) China und am 16. Juni (7.30 Uhr) Thailand.
Beach-NEWS
Jeweils Platz 5 sprang für Nils Ehlers/Clemens Wickler und Svenja Müller/Cinja Tillmann bei der Pro Beach Tour im tschechischen Ostrava, einem Turnier der höchsten Kategorie Elite 16, heraus. Louisa Lippmann/Laura Ludwig, die sich in der überstandenen Qualifikation den zweiten deutschen Frauen-Quotenplatz gesichert hatten, traten nach der Gruppenphase (1 Sieg, 2 Niederlagen) wegen kleinerer Blessuren nicht mehr an. Neunte wurden Lukas Pfretzschner/Sven Winter.
Das 3. Turnier der German Beach Tour in Bremen gewannen Paula Schürholz/Kim van de Velde sowie Jonas Reinhardt/Milan Sievers.
In Lettland findet ab Donnerstag das Finalturnier im Nations Cup der Männer statt, bei dem sich Deutschland unter 12 Nationen (2 Teams pro Nation) das letzte Olympia-Ticket erkämpfen kann. Anders als in der Vorrunde in Hamburg darf hier aber das schon qualifizierte Duo Nils Ehlers/Clemens Wickler nicht helfen. Deshalb werden neben Lukas Pfretzschner/Sven Winter, die sich für Paris Hoffnungen machen, noch Paul Henning/Bennet Poniewaz antreten.