Niedersachsenderby bringt 3. Sieg in Folge
Die nächsten drei Punkte für ein hartes Stück Arbeit
LüneHünen 3:1 im Niedersachsenderby gegen Giesen
Die Nummer 1 im Norden steht unverrückbar: Mit einem 3:1 (25:22, 20:25, 29:27, 25:20)-Erfolg im Niedersachsenderby gegen die Grizzlys Giesen untermauerte die SVG Lüneburg ihren seit Jahren bestehenden Status als herausragende Volleyball-Mannschaft des Nordens. Der dritte Drei-Punkte-Sieg in Folge bei 9:1 Sätzen bewies zudem, dass die Leistungen konstant geworden sind – eine Entwicklung, die in der ausgeglichenen Bundesliga noch ganz wichtig im Hinblick auf die Playoffs werden kann. Denn Woche für Woche gibt es Überraschungen, die für Turbulenzen in der Tabelle sorgen. Da scheint in dieser Saison alles möglich.
Für Überraschungen ist auch immer wieder SVG-Chefcoach Stefan Hübner gut. Nicht wenige hätten sicher auf die gleiche Starting Six wie beim fast perfekten 3:0 am Wochenende zuvor in Düren getippt. Jedoch: Im Zuspiel bekam Leo Durkin statt Gijs van Solkema das Vertrauen, in den Mittelblock kehrte Anton Brehme für den zuletzt so starken Florian Krage zurück.
Starkes Comeback von Brehme
Brehme hatte wegen Schulterbeschweden zweimal pausiert, davon war ihm nun nichts mehr anzumerken. Er wurde eine der entscheidenden Erfolgsfaktoren gegen Giesen, hatte am Ende 15 Punkte – meist durch unwiderstehlich brachial abgeschlossene Schnellangriffe – auf dem Konto, machte im Aufschlag nur einen Fehler (bei einem Ass) und kam insgesamt im Angriff auf eine herausragende Erfolgsquote von 73%. Kein Wunder, dass er MVP wurde.
Im ersten Satz ragte aber Blake Scheerhoorn heraus, sammelte satte 8 Punkte und war zusammen mit Antti Ronkainen (4), der immer wieder Giesens Block narrte, hauptverantwortlich dafür, dass aus einem 4:7 ein 12:9 wurde. Als der Vorsprung kurz vor der Crunchtime bis auf einen Zähler zusammenschmolz (19:18), schlug dann u.a. Brehme zweimal vorentscheidend zu – 22:18.
Scheerhoorn anfangs wie aufgedreht …
In Satz zwei ging die SVG dann aber mit einem Fehlstart (1:5, 4:8, 7:11), eine Auszeit von Hübner änderte daran nichts. Denn die Gäste hatten nicht nur ihre Annahme stabilisiert, sondern machten auch Druck im Service und im Angriff, wo vor allem der sprunggewaltige Diagonale Michael Wexter zu großer Form auflief und 8 Punkte erzielte. Bei der SVG dagegen kam Scheerhoorn nicht mehr zur Geltung (nur 1 Punkt).
Beim 10:15 versuchte es Hübner mit einem Doppelwechsel Zuspieler/Diagonaler, brachte van Solkema und Jannik Pörner für Durkin/Scheerhoorn. Bis auf zwei Punkte kamen – auch durch 3 Pörner-Punkte – die Hausherren noch einmal heran (19:21), weil auch Brehme (5) und Michel Schlien (3) durch van Solkema immer häufiger im ersten Tempo in Szene gesetzt wurden. Doch die Bären bissen zurück, 19:24 und kurz danach Satzausgleich.
Aus der 10-Minuten-Pause kamen die LüneHünen aber wild entschlossen zurück, legten ein 5:0 sowie 8:4 und 16:12 zu den technischen Auszeiten vor. Aber bei Giesen drehte nun der spätere Silber-MVP David Wieczorek auf, sammelte 7 seiner insgesamt 20 Punkte, einige auch per Pipe, also Hinterfeldangriffen durch die Mitte. Da auch Wexter weiter erfolgreich war (insgesamt 25), war der Vorsprung bis zur Crunchtime aufgebraucht (20:20).
Wie gut, dass Pörner längst zu großer Form aufgelaufen war. 8 Punkte machte der 25-Jährige in diesem Durchgang, darunter die entscheidenden zum 28:27 und 29:27, nachdem zwei Satzbälle der Gäste abgewehrt waren. “Das hat heute, auch mit der Unterstützung der tollen Fans, super viel Spaß gemacht – ein geiles Ding“, freute sich das Vereins-Urgestein. Schließlich stand er ja schon einige Male im Schatten scheinbar übermächtiger Konkurrenz auf der Königsposition Diagonalangriff, letztes Jahr zum Beispiel hinter Ryan Sclater. Und nun hat er in Scheerhoorn wieder einen kanadischen Nationalspieler als Rivalen. Pörner nimmt es leicht: „Ich scharre im Training mit den Hufen und biete mich an. Und wenn ich gebraucht werde, muss ich eben liefern. Schön, wenn mir das so gelingt wie heute.“
… Pörner macht es aber noch besser
Und er lieferte auch im vierten Satz, hatte am Ende starke 14 Punkte in zweieinhalb Sätzen gesammelt und bekam schließlich noch ein Sonderlob seines Trainers: „Er war überragend.“ Doch Hübner würdigte auch den Auftritt des gesamten Teams: „Die Mannschaft hat einen guten Job gemacht, hat einen Weg gefunden, diesen schweren Gegner zu knacken.“ Ein Baustein dazu ist auch die Ausgeglichenheit im Kader. Die macht sie schwer ausrechenbar für einen Gegner. So übernahm in Satz vier der viel in der Annahme gebundene Viktor Lindberg in einer kritischen Situation plötzlich das Zepter, verkürzte das 8:10 zunächst, um dann zwei seiner krachenden Asse folgen zu lassen, 11:10.
Diese Führung gaben die LüneHünen nun nicht mehr her, wenn es auch zunächst noch knapp blieb. Ab dem 19:18 setzten sie sich dann aber ab, da nun auch wieder Ronkainen häufiger zum Zuge kam und noch bester Scorer wurde (16). Und weil insgesamt das Angriffsspiel gegen einen starken Gegner vorzüglich war. „Das war entscheidend“, urteilte auch Michel Schlien nach dem „harten Stück Arbeit“, räumte aber auch ein: „Wir haben es nicht geschafft, im Block genügend Bälle von Giesen zu entschärfen, so selbstkritisch muss man sein. Der Block war oft unsauber, die Bälle gingen ins Aus. So haben wir es uns unnötig schwer gemacht.“
So bleibt aber nun bis zum nächsten Spiel am 14. Dezember daheim gegen Eltmann wieder Arbeit im Trainingsbetrieb. Am kommenden Wochenende ist die Bundesliga spielfrei, da steigen die Pokal-Halbfinals.
Die SVG spielte mit: Lindberg, Schlien, Scheerhoorn, Ronkainen, Brehme, Durkin, Koslowsky; eingewechselt: Thole, van Solkema, Pörner, Michelau.