Ethan Champlin spielt in der Saison 2025/26 für die LüneHünen. Der US-amerikanische Außenangreifer wechselt vom Ligakonkurrenten Helios Grizzlys Giesen, erhält an der Ilmenau einen Einjahresvertrag.
“Er hat ein gutes Auge, kann ein Spiel lesen”, freut sich Chefcoach Stefan Hübner auf den Zugang, den er bereits im Vorjahr im Blick hatte. “Er ist nicht hektisch, strahlt Ruhe aus, hat Kontrolle in seinen Bewegungen.” Weitere überzeugende Aspekte des sprungstarken 1,89-Meter-Mannes: “Er hat einen guten Arm und einen guten Aufschlag.”
Beeindruckt hat Champlin vor allem der persönliche Einsatz von Stefan Hübner. “Man hat gemerkt, dass er mich unbedingt holen wollte.” Dazu kamen weitere Argumente: “Die Stadt ist echt schön”, waren Champlin und Ehefrau Vanessa nach einem ersten Besuch vor wenigen Wochen beeindruckt. “Und der Klub entwickelt sich schon seit Langem richtig gut”, ist er von der SVG-Geschichte angetan.
In Giesen als Profi gereift
“Aktuell spielt die SVG den besten Volleyball in Deutschland”, blickt der 23-Jährige auf die Mannschaft der abgelaufenen Saison. Ihn überzeugte vor allem das gute Teambuilding: “Eine Gruppe guter Jungs mit echtem Zusammenhalt. Es wirkt, als würden Freunde zusammen spielen, jeder hat Vertrauen in den anderen, der Coach in seine Spieler.” Und dann sind ja noch Fans und Arena: “Die Fans stehen wirklich voll dahinter, liefern eine unglaubliche Unterstützung”, weiß der Außenangreifer, der sich mit Giesen beim Bundesliga-Duell in der LKH Arena im Februar 2:3 geschlagen geben musste.
Vom niedersächsischen Ligakonkurrenten bringt der Rechtshänder schon eine Saison Bundesliga-Erfahrung mit – sein erstes Jahr als Profi. “Das hat mir gezeigt, was es bedeutet, Volleyballprofi zu sein. Vorher war Volleyball vor allem ‘just for fun’. Spaß macht es immer noch, aber jetzt steht hinter der Arbeit in den Spielen, im Training oder der Regeneration auch ein Einkommen, eine Lebensgrundlage, die Verantwortung für sich selbst und die Familie.” Neu war nach dem Schritt über den Atlantik auch das Zusammenspielen mit Kollegen aus anderen Ländern: “Ein Team aus Jungs mit verschiedenen Lebenserfahrungen zu bauen und jeden Tag auf ein gemeinsames Level hinzuarbeiten, das war spannend.”
Noch etwas war Neuland für den Kalifornier: “Im College wird mit einem anderen Ball gespielt, der mehr verzeiht. In der Bundesliga ist das anders, der Ball ist schwerer zuzuspielen, bewegt sich anders. Ich habe etwas Zeit gebraucht, mich daran zu gewöhnen.” Das gelang schließlich überzeugend: Nach der Hauptrunde war Champlin drittbester Scorer der Liga im Außenangriff, rangierte auch bei den Block-Werten in den Top 10 auf dieser Position (17 Blockpunkte – ebenso viele wie Theo Mohwinkel).
”Jetzt will ich ein Top-Spieler der Liga werden!”
Jetzt kommt Champlin, der im College schon Teamkapitän war, mit “Bundesliga-Gefühl”, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: “Ich habe viel gelernt, meine Rolle gefunden. Anders als im College hatte ich jetzt mit erfahrenen, älteren Teamkollegen zu tun. Da kam ich seltener in eine Leadership-Rolle. Das wird jetzt wieder mehr werden, da werde ich mich in der nächsten Saison noch sicherer fühlen. Jetzt will ich meine Ambitionen zeigen, ein Top-Spieler der Liga zu werden!”
Vor seiner Premierensaison in der Bundesliga bei den Grizzlys spielte er seit 2020 für die University of California (UCLA), eines der Top-Teams im College-Bereich. Mit den „Bruins“ holte Champlin 2023 und 2024 den US-Titel. 2024, als er im Finale gegen Long Beach mit Simon Torwie gewann, wurde er zudem zum MVP des Wettbewerbs gewählt. Schon 2023 hatte er mit den USA beim Final6-Turnier des PanAm-Cups Gold geholt, stand beim 3:0 gegen Kanada u. a. mit Jordan Ewert und Matthew Knigge auf dem Feld. Champlin war im Finale Topscorer, zudem bester Außenangreifer des Turniers. Das damalige Zusammentreffen mit (Ex-)SVG-Akteuren half auch jetzt: “Mit Matt teilte er sich im letzten Jahr ein Zimmer”, weiß Stefan Hübner. “Das liefert spannende Infos, ist schon wertvoll.”
In der Zeit an der UCLA war Champlin Teil der “USA Volleyball High Performance pipeline”, einem Förderprogramm für besonders talentierte Spieler mit Ambitionen auf Einsätze im National- und Olympia-Team. Das zahlte sich aus: 2024 feierte er in der VNL sein Debüt im US-Team.
“Es ist gut, wenn Leute schon mal was gewonnen haben und wissen, wie es sich anfühlt, wenn es in Finals geht”, freut sich Stefan Hübner über die vielfältigen Erfahrungen von Ethan Champlin bei großen Turnieren. “Er hat den Anspruch, will oben mitspielen, bringt Leadership-Qualität mit”, ist der Coach überzeugt, für den es zusätzlich wertvoll ist, dass Champlin in den USA länger von Trainerlegende John Speraw trainiert wurde.
Der NBA-Traum platzte früh
“Eigentlich hatte ich davon geträumt, Basketballprofi in der NBA zu werden – aber ich war ziemlich klein”, erinnert sich der 2001 in Oceanside an der kalifornischen Ozeanküste (130 Kilometer südlich von Los Angeles) Geborene an seine ersten sportlichen Ambitionen. Weil sein Vater in der Jugend selbst Volleyball gespielt hatte, gab’s die ersten Übungen im heimischen Garten: “Ein bisschen Pritschen, ein bisschen Zuspielen.” Mit 12, 13 Jahren ging’s dann erstmals in einem Schulteam aufs Feld. Daraus ist längst mehr geworden – Fortsetzung künftig in Lüneburg.
Zunächst steht jedoch ein ereignisreicher Sommer an – nicht nur, weil Champlin mit Team USA in der Nations League spielt. Auch familiär wartet auf das jüngste von vier Geschwistern ein Highlight: “Mein ältester Bruder heiratet – das wird garantiert sehr spaßig.” Außerdem gibt’s Reisepläne: “Mit meiner Frau und Freunden würde ich gern nach Hawaii reisen, mal so richtig Urlaub machen.” Parallel laufen die Lüneburg-Vorbereitungen schon auf Hochtouren: “Wir nehmen Deutsch-Unterricht, auch, weil meine Frau einen Job finden will. In Giesen konnten wir schon einiges lernen – vielleicht mehr als andere, die schon einige Jahre in Deutschland sind”, sagt er lachend.
Bisherige Vereine

SVG Lüneburg 
seit 2025/26
Außenangriff

Helios Grizzlys Giesen 
2024/25 – 2024/25
Außenangriff

UCLA 
2020/21 – 2023/24
Außenangriff
Biografie
Ethan Champlin kommt aus Hildesheim zur SVG